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Eine Ära geht nach 14 Jahren zu Ende

Deutschlands letzte 10-Euro-Gedenkmünze

Mit der Ausgabe zu Ehren von Lucas Cranach d.J. im Oktober endet nach 14 Jahrgängen die Ära der deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen. 2016 wird das Sammelgebiet mit Silber-Zwanzigern fortgesetzt.

Genau 76 verschiedene 10-Euro-Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland gibt es, wenn am 1. Oktober die Ausgabe zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren erschienen ist. Dann ist (zumindest vorläufig) mit diesem Nennwert Schluss! Denn, so die amtliche Mitteilung des Bundesministeriums der Finanzen vom 15. April: "Die Bundesregierung hat beschlossen, die Emission von 10-Euro-Sammlermünzen aus Kupfer-Nickel (Prägequalität Stempelglanz) bzw. einer Legierung von 625 Tausendteilen Silber und 375 Tausendteilen Kupfer (Prägequalität Spiegelglanz) mit Abschluss des Jahres 2015 einzustellen. Sie wird ab 2016 durch die Ausgabe von 20-Euro-Sammlermünzen aus einer Legierung von 925 Tausendteilen Silber und 75 Tausendteilen Kupfer ersetzt."
Mit dieser Entscheidung folgte das Bundeskabinett dem Wunsch einer großen Mehrheit der deutschen Münzensammler. Nicht, dass die etwas gegen den 10-Euro-Nennwert gehabt hätten. Nein, es geht vielmehr um die inneren Werte der Münzen: Nicht mehr länger aus Kupfer-Nickel sollten auch die normalen Stempelglanzausgaben sein, sondern - nach der Umstellung des Prägemetalls im Jahr 2011 - wieder aus echtem Silber.

Sammler wollen Silber

Der rasante Anstieg der Edelmetallpreise vor rund fünf Jahren hatte dazu geführt, dass das in den Münzen enthaltene Silber plötzlich mehr wert war als das aufgeprägte Nominal von 10 Euro, zu dem die "Normalprägungen" in Umlauf gegeben werden. Aus diesem Grund wurde damals auf eine Legierung aus 75 Hundertteilen Kupfer und 25 Prozent Nickel umgestellt. Schon damals aber hatten bei einer großen Umfrage in der deutschen Fachpresse unter der Federführung des Deutschen Münzen Magazins mehr als 80 Prozent der Sammler dafür gestimmt, unbedingt das Silber beizubehalten und zur Not lieber den Nennwert zu erhöhen. Jetzt, nach über vier Jahren und einer glatten Halbierung der Auflagen, wurde der dringenden Bitte der Münzbranche entsprochen. Ab 2016 werden die bisherigen 10-Euro-Gedenkmünzen den doppelten Nominalwert tragen, dafür aber wieder aus Silber bestehen. Und zwar aus hochwertigem Sterlingsilber (925/1000), nicht aus der 625er-Legierung wie die Spiegelglanzausgaben seit 2011.
Für die Sammler von Stempelglanzmünzen stellt das höhere Nominal ab 2016 übrigens kein Risiko dar, da der Staat dafür unbegrenzt garantiert. Wer also ohnehin Geld zurücklegt und dabei am liebsten auf sichere deutsche Staatsanleihen setzt, der kann es ebenso gut in Form von 20-Euro-Silbermünzen tun. Beide Anlageformen bringen (praktisch) keine Zinsen, werden aber von der stabilsten Volkswirtschaft Europas verbürgt. Bei den Münzen erwirbt man aber als Gratis-Zugabe gleich mehrere Zusatznutzen: Neben einer schönen Münzensammlung, die für sich alleine schon Ansporn genug sein sollte, profitiert man im besten Fall sogar noch von künftigen Wertsteigerungen des enthaltenen Edelmetalls oder vom Liebhaberwert seltenerer Stücke. Das sind auch die Gründe, angesichts derer viele Münzensammler ins Schwärmen kommen und ihre Freizeitbeschäftigung als "gewinnbringendes Hobby" rühmen.

Lucas Cranach der Jüngere

Nach genau 14 kompletten Jahrgängen wird die Ära der deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen also am 1. Oktober mit der Ausgabe "Lucas Cranach der Jüngere 1515 - 1586" zu Ende gehen. Ausgabeanlass ist der 500. Geburtstag des Renaissance-Malers, der lebenslang im Schatten seines berühmten Vaters gestanden hatte. Und auch heute noch denkt man zuallererst an den um 1472 geborenen, äußerst produktiven sächsischen Hofmaler mit dem Namenszusatz "der Ältere", wenn von Lucas Cranach die Rede ist. Doch auch Lucas Cranach der Jüngere war ein Meister seines Fachs . Er übernahm 1537 nicht nur die Werkstatt seines Vaters in Wittenberg, sondern auch das Wappen, das diesem vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen 1508 verliehen worden war: eine geflügelte Schlange mit einer Krone auf dem Kopf und einem Rubinring im Maul. Allerdings mit einer kleinen Änderung: trug die Schlage ursprünglich senkrecht aufgestellte Fledermaus-Flügel, so wurde daraus bei Lucas Cranach dem Jüngeren das Gefieder eines Vogels. Auch numismatisch ist dieser Wandel dokumentiert: Während auf einer DDR-Gedenkmünze zu 20 Mark, die 1972 zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach d. Ä. erschien, die Fledermaus-Version zu sehen ist, prägt die 2015 erscheinenden Bundesausgabe das geänderte Künstlerwappen mit dem Vogel-Flügel.

Gestaltet wurde die letzte deutsche 10-Euro-Gedenkmünze von Erich Ott aus München, dem die Jury für die "souveräne Umsetzung des gewählten Motives" den 1. Preis im Künstlerwettbewerb zusprach. In der Beurteilung heißt es wörtlich: "Zur Schlange im feinen Relief passt gut die moderne Schrift, die in aller Klarheit den Geehrten mit seinen Lebensdaten nennt. Vorder- und Rückseite harmonieren in der Gestaltung, die alle Anforderungen an eine würdige Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland im Vorfeld des großen Reformationsjubiläums 2017 auf das Beste erfüllt." Die Randschrift lautet: "DEM FUERTREFFLICHEN MALER".

Eine Ära geht zu Ende

Man darf fortan die 10-Euro-Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland mit Fug und Recht als "abgeschlossenes Sammelgebiet" bezeichnen, denn es geht eine Ära zu Ende, die seit der Euro-Einführung im Jahr 2002 von der Wertziffer 10 geprägt war. Eine ähnliche Zäsur wie jetzt gab es bereits zu D-Mark-Zeiten als, ebenfalls im Zuge abnormer Silberpreis-Schwankungen, von 5 auf 10 Mark umgestellt wurde. Wie 2011 so wurde auch 1979 die Prägung der Silbermünzen gestoppt und auf Kupfer-Nickel umgestellt. Allerdings dauerte es damals ein paar Jahre länger, ehe 1987 mit "750 Jahre Berlin" der Nennwert auf 10 DM verdoppelt und das Silber wieder eingeführt wurde.

Letztlich aber gehören alle Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland zu einer einzigen Ländersammlung - ob nun 5 oder 10 Mark, 10 oder 20 Euro. Wer jedoch die Kollektion gerade aufbaut, kann sich natürlich zunächst auf ein bestimmtes Nominal konzentrieren, um die eigenen Ziele nicht zu hoch zu stecken. 10-Euro-Gedenkmünzen sind da ein guter Einstieg.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2015.

Cranach

Cranach

Die Ära der deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen ist mit dieser Ausgabe vom Oktober abgeschlossen.

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