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Numismatische Gesamtschau zur Fußball-EM in Frankreich

UEFA EURO 2016

Am 10. Juni 2016 startet die Endrunde der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft. Deren Ausgang ist noch ungewiss – dafür bieten wir einen Überblick über die hierzu geprägten UEFA-EURO-Gedenkausgaben.

Das lange Warten für die Fußballfans unter den Münzsammlerinnen und -sammlern hat ein Ende. Am 10. Juni 2016 beginnt mit dem Eröffnungsspiel im Stade de France zwischen Gastgeber Frankreich und Rumänien die Endrunde der UEFA EURO 2016, so der offizielle Titel der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft. Dabei „stößt der wichtigste europäische internationale Fußballwettbewerb in eine neue Dimension vor“, wie die Vereinigung Europäischer Fußballverbände „UEFA“ (Union of European Football Associations) auf ihrer Webseite stolz verkündet. Erstmals werden 24 Mannschaften um den Henri-Delaunay-Pokal spielen, die nach dem französischen UEFA-Urvater benannte Siegestrophäe. Im selben Maße, wie das Ansehen der Europameisterschaft seit der ersten Austragung 1960 in Frankreich gestiegen ist, wuchs auch das Teilnehmerfeld. Aus anfangs gerade mal vier Nationalmannschaften verdoppelten sich die Teilnehmerzahlen 1968 und nochmals 1996, sodass damals in England erstmals 16 Teams zur Endrunde gegeneinander antraten.

Nun, zwei Jahrzehnte später, nimmt beim kommenden Turnier in Frankreich mit 24 Teilnehmern fast die Hälfte aller 54 UEFA-Mitgliedsverbände am Kampf um die europäische Krone teil. Der diesjährige Gastgeber hat in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaft überhaupt eine Schlüsselrolle inne. Wie bereits angedeutet war sie zum einen das geistige Kind eines Franzosen, nämlich des ersten UEFA-General­sekretärs (Juni 1954 bis November 1955) Henri Delaunay. Zum anderen fand der erste Wettbewerb 1960 in Frankreich statt. Danach kehrte die EM 1984 noch einmal in das Ursprungsland zurück, sodass dort mit dem diesjährigen Turnier bereits die dritte Endrunde ausgetragen wird. Als Spielorte warten Bordeaux, Lens, Lille, Lyon, Marseille, Toulouse, Saint-Etienne, Nizza, Paris und – in dessen nördlichem Vorortbereich gelegen – Saint-Denis auf die internationale Fußballgemeinschaft und die teilnehmenden 24 Teams. Darunter geben diesmal Albanien, Island, Nordirland, die Slowakei und Wales ihr Endrunden-Debüt.

Um die sportliche Premiere mit 24 Teilnehmern numismatisch gebührend zu würdigen, hat sich die Monnaie de Paris, Frankreichs staatliche Münzstätte, für die Sammler etwas Besonderes einfallen lassen. Für jedes Teilnehmerland gibt es eine 34 Millimeter große Sonderprägung aus Kupfer-Nickel, auf der jeweils ein Fußballspieler in unterschiedlichen Aktionen dargestellt ist. Weitere Bestandteile der Motiv-Collagen sind im Hintergrund grafisch-heraldi­sche Muster der entsprechenden Nationalflaggen mit einer architektonischen Sehenswürdigkeit oder einem charakteristischen Symbol des jeweiligen Landes, im Fall von Frankreich beispielsweise der Pariser Eiffelturm und auf der Deutschland-Ausgabe das Brandenburger Tor in Berlin. Außerdem werden die Landesnamen in den französischen Umschriften genannt. Die gemeinsame Rückseite der Serie ziert das Logo der UEFA EURO 2016 mit den offiziellen grafischen EM-Mustern im Hintergrund.

Klassisch: PP-Gedenkmünzen in Gold und Silber

Das numismatische Gegenstück zur Teilnehmer-Serie, die in unedlem Metall normal geprägt wird, stellen im EM-2016-Programm der Monnaie de Paris die klassischen Gedenkmünzen aus Gold und Silber mit höchster Prägequalität „Polierte Platte“ (PP) dar, die nun ebenfalls ihre Heftpremiere im Deutschen Münzen Magazin feiern. Deren einheitliche Rückseiten tragen den jeweiligen, kunstvoll gestalteten Nennwert mit einem Fußball als Ziffer „0“. Darüber ist ein stilisiertes Fußballfeld mit jubelnden Fans dargestellt – das Motiv prangt auch auf der Außenverpackung des Teilnehmer-Albums und dürfte zudem noch von der offiziellen Präsentationskarte „Rekord-Euro­pameister Deutschland“ mit der Bimetallprägung aus Neusilber-Messing bekannt sein, die wir im letzten Heft vorgestellt haben. Den Hintergrund bildet ein Sechseck als Symbol für den Kartenumriss von Frankreich in Kombination mit dessen heraldischen Trikolore-Natio­nalfarben, die grafisch dargestellt sind: horizontale Streifen für Blau, blanke Fläche für Weiß und vertikale Schraffur für Rot.

Die Vorderseiten zeigen dynamische Szenen mit Fußballspielern in Aktion, wobei der Volleyschuss dominiert. Er ziert sämtliche Goldausgaben, vom exklusiv nur 99 Mal geprägten 500-Euro-Riesen­stück aus fünf Unzen mit 999 Tausendstel Feingehalt (50 Millimeter Durchmesser, 155,5 Gramm Raugewicht), über die Goldunze zu 200 Euro (999 Au, 37 Millimeter, 31,1 Gramm, Auflage 500) und die Viertelunze mit 50 Euro Nennwert (920 Au, 22 Millimeter, 8,45 Gramm, Auflage 2000) bis hin zur kostengünstigen 5-Euro-Miniausga­be (999 Au, 11 Millimeter, 0,5 Gramm, Auflage 5000), sowie das große 50-Euro-Stück aus fünf Unzen Silber (950 Ag, 50 Millimeter, 163,8 Gramm, Auflage 500) und eine der drei 10-Euro-Silbermünzen (900 Ag, 37 Millimeter, 22,2 Gramm, Auflage 10.000).

Die anderen beiden Silberzehner präsentieren einen ballfangenden Torhüter beziehungsweise einen Feldspieler mit Dread­locks-Frisur beim Kopfball. Dessen Gesichtszüge deuten auf eine mögliche afrokaribische Herkunft hin, was Frankreichs ethnische Vielfalt infolge der ehemaligen Kolonialgebiete würdigt. Im Hintergrund aller Vorderseiten ist eine Collage zu sehen, die sich aus bekannten Rückseiten-Elementen (Sechseck und Trikolore als Symbole für Frankreich) sowie zusätzlich den EM-2016-Mustern zusammensetzt. Zu deren Bestandteilen gehören unter anderem erneut Sechsecke, der Henri-Delaunay-Pokal, Fußbälle und Spielfeldausschnitte, aber auch Symbole historischer Kunststile wie punktierte Kreise für den Pointillismus und schraffierte Flächen für die Art brut sowie Herzchen, die auf die Leidenschaft im Fußball verweisen.

Technische Innovationen

Numismatisch stechen die drei 10-Euro-Silbermünzen vor allem durch eine prägetechnische Innovation hervor: Die zu den Motiven bzw. Nennwerten gehörenden, obendrein goldplattierten Fußbälle aus 900er Silber sind mit sechs Millimetern Durchmesser durch­gehend in die Münzen eingefügt und ragen beidseitig halbrund  plastisch aus den Münzbildern über den Rand heraus. Dies gilt ebenso für die gleich große 200-Euro-Goldmünze, wobei die Fußball-Perleinlage in diesem Fall aus Weißgold mit 750 Tausendstel Feingehalt besteht. Wie auf den Abbildungen hier ersichtlich zeigen die Positionen der Bälle auf den Vorderseiten oben sowie der Nullen auf den Wertseiten unten an, dass es sich dabei um eine Wendeprägung (beidseitig aufrecht stehende Münzbilder bei Drehung um die horizontale Achse) – auch „französische Prägung“ genannt – handelt. Übrigens: Die Silberzehner sind die ersten 10-Euro-Münzen eines Gastgebers zu einer Fußball-Europameis­ter­schaft!

Neben den klassischen Edelmetall-Gedenkmünzen in Polierter Platte hat die Monnaie de Paris anlässlich der Fußball-EM auch motivgleiche Sonderausgaben zu 100 Euro Gold und 10 Euro Silber in Normalprägung „Stempelglanz“ geprägt, die wir bereits in unserer letzten Vorschau erstmals im Heft gezeigt haben. Wie die PP-Motive tragen sie das Logo der UEFA EURO 2016 und präsentieren eine dynamische Spielszene: in dem Fall einen Fußballer mit angeschnittenem Oberkörper, der mit dem rechten Bein zum Schuss ausholt. Den Hintergrund bilden auch hier die EM-2016-Muster. Während der Goldhunderter mit 999 Tausendstel Feingehalt, 16 Millimetern Durchmesser und 1,8 Gramm 50000 Mal geprägt wurde, erscheint die 10-Euro-Münze mit 31 Millimetern und 17 Gramm in 333er Silber und 250000er Auflage.

Gedenkausgabe für Einsteiger und Jungsammler

Das erste Münzprogramm von Frankreich als Gastgeber einer Fußball-Europameisterschaft wird sammlerfreundlich abgerundet durch eine 2-Euro-Gedenkausgabe – der erste Fußball-Doppeleuro eines EM-Austragungslandes –, auf die sich zweifellos selbst bisherige Nichtsammler stürzen werden. So dürften selbst die mit 10 Millionen veranschlagten Prägungen für den Umlauf aus eben diesem recht schnell verschwinden, zumindest was sammelwürdig erhaltene Stücke betrifft. Wer nicht in Frankreich wohnt bzw. dorthin kommt, oder einfach anspruchsvoller ist und womöglich auf Wertsteigerungen hofft, wird sich über den Münzhandel die für Sammler gefertigten Versionen besorgen, die sowohl in Stempelglanz als auch Polierter Platte auf jeweils nur 10.000 Exemplare staatlich begrenzt sind. Auf diesen erstrahlt dann auch das ansprechende Motiv in makellosem Glanz: die Siegertrophäe der Fußball-EM über einem Kartenumriss von Frankreich und dahinter den bekannten Mustern zur UEFA EURO 2016.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Mai/Juni 2016.

Mit numismatisch-technischen Innovationen (nach außen gewölbte Fußball-Perleinlagen) geprägt: die Silber- und Gold-Gedenkmünzen zur Fußball-Europameisterschaft 2016 vom Gastgeberland Frankreich in höchster Sammlerqualität „Polierte?Platte“.

2-Euro-Gedenkmünze Frankreichs zur Fußball-EM 2016.

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