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300. Geburtstag Johann Joachim Winckelmann

Letzte deutsche 20-Euro-Silbermünze 2017

Johann Joachim Winckelmann gilt als Begründer der wissenschaftlichen Archäologie. Er wurde vor 300 Jahren in Stendal geboren und wird 2017 zu seinem runden Geburtstag mit einer 20-Euro-Silbermünze numismatisch geehrt.

Die letzte 20-Euro-Silbermünze des Jahres 2017 gilt einer Persönlichkeit, deren Name nicht gleich jeder parat hat: Johann Joachim Winckelmann. Dabei bestimmte der Archäologe und Kunsthistoriker aus Sachsen maßgeblich die Schönheitsideale des Klassizismus und gilt als Begründer der Altertumsforschung als Wissenschaft.
Als Sohn eines Schumachers am 9. Dezember 1717 in Stendal geboren, trat Winckelmann nach dem Studium in die Dienste des Reichsgrafen Heinrich von Bünau auf Schloss Nöthnitz bei Dresden, wo er den päpstlichen Nuntius in Sachsen kennenlernte. Der bot ihm eine Stelle als Bibliothekar in Rom an, die er 1755 antrat. Papst Clemens XIII. ernannte Winckelmann schließlich 1763 als ersten Ausländer zum Oberaufseher über alle Altertümer in und um Rom. Ein Jahr später veröffentlichte er sein Hauptwerk „Geschichte der Kunst des Altertums“. Für Winckelmann war es die vornehmste  Aufgabe der Kunst, die Schönheit als „edle Einfalt und stille Größe“ darzustellen, ein Ideal, das er dem Verspielten und Überladenen des Barock und Rokoko entgegenstellte.
Winckelmanns Bild der römischen und griechischen Antike beeinflusste auch den Geist der Weimarer Klassik, was Johann Wolfgang von Goethe mit seiner 1805 erschienenen Schrift „Winckelmann und sein Jahrhundert“ würdigte. Übrigens: Der Gelehrte starb im Alter von nur 50 Jahren eines gewaltsamen Todes – ein Lehrstück, dass man als Münzensammler vor seinen Neidern auf der Hut sein muss. Auf einer Reise 1768 zeigte er nämlich in einem Hotel in Triest seinem (vorbestraften) Zimmernachbar unvorsichtigerweise seine Gold- und Silbermünzen. Daraufhin wurde er von ihm mit mehreren Messerstichen ermordet...

1. Preis: Andre Witting

Zu seinem 300. Geburtstag erinnert eine 20-Euro-Silbermünze an den Antikenforscher. Der Entwurf stammt von dem Designer Andre Witting aus Berlin, dessen 1. Preis im Münzwettbewerb die Jury so begründet: „Das Portrait zeigt Johann Joachim Winckelmann nach dem Vorbild vieler antiker Münzen im Profil. Der Entwurf besticht durch seine herausragende klare Gestaltung.“ Mit dem einfachen Umriss des Porträts fließe auch Winckelmanns Geisteshaltung in die künstlerische Ausgestaltung der Münze ein, wobei die ausgewählte Schriftart „Antiqua“ die klassische Handschrift der Arbeit noch unterstütze. Auch die Wertseite erhielt Anerkennung: sie und der Adler seien „würdig und angemessen gestaltet und harmonieren ausgezeichnet mit der Bildseite.“

2. Preis: Wolfgang Reuter

Auf Rang 2 im Münzwettbewerb kam der Kölner Bildhauer Wolfgang Reuter, der den Sammlern als Schöpfer des UNESCO-Gold-Euros „Wartburg“ von 2011 bekannt sein dürfte. Das Motiv zeigt Winckelmann nach dem berühmten Gemälde von Anton von Maron aus dem Jahr 1768. Das Preisgericht dazu: „Dem fein gestalteten Porträt, das ihn in seiner zeitgenössischen Kleidung und Kopfbedeckung zeigt, ist links im Feld der hyperboreische Greif, das Signet des Deutschen Archäologischen Instituts, beigefügt. Dadurch wird deutlich, dass sich insbesondere die Klassische Archäologie bis heute auf Winckelmann als Begründer ihrer wissenschaftlichen Methodik beruft.“

3. Preis: Erich Ott

Erich Ott aus München, erfolgreicher Gestalter von mehr als 20 deutschen Kurs- und Gedenkmünzen, erhielt für seine Arbeit diesmal den dritten Preis. Die Jury lobte: „Das Porträt ist plastisch fein herausgearbeitet. Die klare und übersichtliche Gestaltung entspricht den ästhetischen Prinzipien des Jubilars und unterstreicht die Bedeutung Winckelmanns als Wegbereiter des Klassizismus. Die Wertseite überzeugt durch Klarheit und Prägnanz und den würdig gestalteten Adler.“
Die Randschrift der Münze lautet: „EDLE EINFALT UND STILLE GRÖSSE“, ein Zitat aus Winckelmanns „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755).

Spezifikationen: 300. Geburtstag Johann Joachim Winckelmann, 2017, 20 Euro, St/PP, Silber 925/1000, ø 32,5 mm, 18 g, Prägestätte Stuttgart (F). Die Auflagen wurden noch nicht bekanntgegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2017.



Mit einem klassischen Profil, das an antike Münzporträts erinnert, überzeugte Andre Witting aus Berlin das Preisgericht.

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