Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Die „Ersten Fünf“ und Deutschlands Olympiazehner

Höhepunkte der D-Mark-Gedenkmünzensammlung

Auch im fortgeschrittenen Euro-Zeitalter gibt es immer wieder Neueinsteiger und erfahrene Sammler, die sich erstmals oder wieder für die Gedenkmünzen aus der D-Mark-Ära interessieren – hierzu einige herausragende Beispiele.

Mittlerweile befinden sich die Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion im 16. Jahrgang ihrer Gemeinschaftswährung. Der Euro hat sich längst im Alltag der Menschen etabliert, die frühere D-Mark scheint hierzulande fast vergessen. Nicht so jedoch für Münzensammler! Sowohl Neueinsteiger als auch „alte Hasen“ besinnen sich nach wie vor auf die nationalen Euro-Vorläufer, in der Bundesrepublik also Münzen in der Währung „Deutsche Mark“, kurz: DM. Der besondere Reiz liegt hier aus numismatischer Sicht nicht zuletzt darin, dass die DM-Münzen ein abgeschlossenes Sammelgebiet darstellen, das somit ein attraktives Komplettsammeln ermöglicht.

Die „Ersten Fünf“ führen die DM-Kollektion an

Allerdings sollten dabei persönliche Schwerpunkte gesetzt werden, um nicht auszuufern und die ebenso umfangreiche wie vielfältige D-Mark-Kollektion thematisch für sich einzugrenzen. Von den Motiven her am attraktivsten sind zweifelsohne die damaligen Gedenkmünzen, die anfangs mit 5 DM und später 10 DM Nennwert erschienen. Im Folgenden stellen wir einige ausgewählte Highlights daraus vor, angefangen bei den legendären „Ersten Fünf“.

Die allererste Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland kam mit einem Nennwert von 5 DM am 11. September 1953 an die Bankschalter und begründete damit eine der weltweit beliebtesten numismatischen Länderkollektionen. Der Münzpionier trägt zwar die Jahreszahl 1952 seiner Prägung, wurde aber erst mit einjähriger Verspätung herausgegeben. Obwohl der Leiter des Nürnberger Stadtarchivs, Fridolin Solleder, die Idee für das Ausgabethema rechtzeitig zur 100-Jahr-Feier des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg vorgeschlagen hatte, zog sich die Vorbereitungsphase für die erste bundesdeutsche Gedenkmünze länger hin als erwartet. Erst mit einer öffentlichen Bekanntmachung vom 6. August 1953 wurde die rechtliche Grundlage für deren Herausgabe geschaffen, die dann rund einen Monat später erfolgte.

Das Motiv nach einem Entwurf des Münchner Künstlers Karl Roth zeigt übrigens nicht etwa – wie zu erwarten wäre – das Museumsgebäude, sondern stellvertretend als Pars pro Toto eines der berühmtesten Exponate: eine Fibel in stilisierter Adlerform, Schmuckstück einer ostgotischen Fürstentochter um 500 n. Chr. und ein Glanzlicht der Frühgeschichtlichen Sammlung (siehe Kasten links). Die Randschrift nennt die ersten Worte der bundesdeutschen Nationalhymne „EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT“, während die Rückseite – wie bei allen DM-Gedenkmünzen – eine vom Münzdesigner angefertigte Wappenadlerdarstellung ziert.

Hergestellt wurde die erste 5-DM-Gedenkmünze passend zum Motiv in der bayerischen Münzstätte München (Prägebuchstabe „D“) aus 625 Tausendstel Silber und dem Rest Kupfer mit einem Gesamtgewicht von 11,2 Gramm und 29 Millimetern Durchmesser.

„Germanisches Museum“ mit Anlaufschwierigkeiten

Die Erstauflage betrug, angelehnt an die höchsten Gedenkmünzen-Auflagen in der Weimarer Republik, lediglich 198760 Stück in Normalprägung „Stempelglanz“ (St). Trotz dieser aus heutiger Sicht geringen Prägemenge drohte die erste bundesdeutsche Gedenkmünze zum Ladenhüter zu werden. Niemand wollte das ungewohnte 5-Mark-Stück haben, weshalb es teilweise sogar in Lohntüten gepackt wurde, nur damit es irgendwie unter die Leute kam. Doch diese versuchten den Silberfünfer möglichst schnell wieder loszuwerden und zahlten damit an der Kasse – aus heutiger Sicht ein fataler Fehler!

Dies ist auch einer der Gründe, warum heute so viele der noch erhaltenen Exemplare mehr oder weniger starke Umlaufspuren aufweisen. Stücke in prägefrischer Erhaltung sind dagegen moderne Raritäten und können heute durchaus vierstellige Europreise erzielen. Welch eine gewaltige Wertsteigerung angesichts des damaligen „Erstverkaufspreises“, dem Nennwert von 5 DM! Auch wenn die Münze in ihrem Ausgabejahr 1953 immerhin dem Gegenwert eines Arbeiter-Tagelohns entsprach, hätten ihre Erstbesitzer sie wohl besser behalten sollen – aber wer konnte damals schon in die Zukunft sehen. Erst recht gilt das für die reine Sammlerversion in höchster Prägequalität „Spiegelglanz“ bzw. „Polierte Platte“ (PP). Deren Auflage betrug mangels Nachfrage gerade mal 1240 Exemplare (zusammen mit den Normalprägungen also Gesamtauflage: 200.000), die heute zu absoluten Liebhaberpreisen gehandelt werden.

Porträts berühmter Personen: von Schiller bis Fichte

Nach der Adlerfibel als erstes Motiv einer DM-Gedenkmünze wurden nachfolgend vor allem berühmte deutsche Persönlichkeiten auf Silberfünfern porträtiert, die bis 1979 (Umstellung der Legierung auf Magnimat = Nickel, Kupfer-Nickel plattiert) mit denselben technischen Daten weiter geprägt wurden. Zunächst kam Friedrich von Schiller (der bürgerlich Geborene wurde erst drei Jahre vor seinem Tod geadelt) zu seinem 150. Todestag am 9. Mai 1955 zu Münzehren. Die Prägung übernahm diesmal thematisch und geografisch passend die Münzstätte Stuttgart (Auflage: 198.783 St / 1217 PP), schließlich wurde der Gewürdigte 1759 im nahen Marbach am Neckar geboren. Die von Alfons Feuerle aus Schwäbisch Gmünd gestaltete Münze zeigt ein nach rechts blickendes Kopfprofil des am 9. Mai 1805 in Weimar verstorbenen Poeten, das ihn ohne Perücke mit seinen eigenen schulterlangen „Schillerlocken“ (heute im deutschen Sprachgebrauch gleichlautend auch für Räucherfisch und Gebäck verwendet) darstellt. In der Umschrift wird das damalige Jubiläumsdatum „9.V.1955“ genannt, während die Randschrift die letzten, an die Eidgenossen gerichteten Worte des sterbenden Attinghausen aus Schillers Drama „Wilhelm Tell“ zitiert: SEID EINIG, EINIG, EINIG.

Rückseite mit Bildmotiv

Ebenfalls noch im Jahr 1955 erschien eine Gedenkmünze (Auflage: 198.000 St / 2000 PP) zum 300. Geburtstag des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden mit Spitznamen „Türkenlouis“, den der Feldherr nach seinen Siegen gegen die Osmanen bei Wien erhalten hatte. Auf dem Motiv ist Ludwig Wilhelm, der von 1655 bis 1707 gelebt hat, nach Entwürfen des Pforzheimers Karl Föll im Brustbild nach rechts mit barocker Allongeperücke im wehrhaften Harnisch porträtiert. Besondere Erwähnung verdient hier auch die Rückseite mit Adler-Staatssymbol, die außergewöhnlicher Weise in der Hintergrundgestaltung zusätzlich auf den Ausgabeanlass verweist und eine stilisierte Luftansicht des unter Ludwig Wilhelm erbauten, ehemaligen Residenzschlosses in Rastatt präsentiert. Der Rand der im nahe gelegenen Karlsruhe mit „G“ geprägten Münze trägt die Inschrift: SCHILD DES REICHES – eine Ehrenbezeichnung für den Markgrafen, dessen Wirken dem Bestand des Reiches gegolten hatte.

Dieser Doppelausgabe von 1955 folgte zwei Jahre später ein Silberfünfer zum 100. Todestag des oberschlesischen Dichters Joseph Freiherr von Eichendorff, der 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor geboren wurde und 1857 in Neiße starb. Das Münzporträt stammt erneut vom Münchner Karl Roth, der den vielleicht bedeutendsten Lyriker der deutschen Spätromantik im Kopfprofil nun nach links mit – gemäß damaliger biedermeierlicher Mode – nach vorne gekämmtem Haar darstellt. Die Randschrift erinnert mit der Schlusszeile aus dem Gedicht „Heimweh“ an Eichendorffs Werk: GRÜSS DICH DEUTSCHLAND AUS HERZENSGRUND. Mit dieser in Hamburg (Prägebuchstabe „J“) gefertigten Gedenkmünze (Auflage: 198.000 St / 2000 PP) ging die Serie der 200.000er Auflagen zu Ende – zugleich hatten nun alle vier damaligen Prägestätten der Bundesrepublik die Herstellung einer Gedenkmünze übernommen.

Die nächste Gedenkmünze stammt abermals aus Hamburg. Sie erschien nach mehrjähriger Pause und war dem 150. Todestag des Philosophen Johann Gottlieb Fichte 1964 gewidmet – offizielle Herausgabe erst am 14. März 1966. Nach Entwürfen von Robert Lippl aus München präsentiert sie erneut ein Kopfprofil nach links mit Namen und Lebensdaten des Geehrten, der in diesem Fall 1762 im sächsischen Rammenau zur Welt kam und 1814 in Berlin verschied. Von ihm stammt das Zitat in der Münzrandschrift: NUR DAS MACHT GLUECKSELIG WAS GUT IST.

Kleine Prägeauflagen bei den „Ersten Fünf“

Mit einer Prägemenge von 495.000 Stück in Stempelglanz und 5000 Exemplaren in Polierter Platte (letztmals in nur vierstelliger Höhe, danach wurden es fünf- und bald sechsstellige PP-Auflagen) machte die Ausgabe die Reihe der seltenen „Ersten Fünf“ komplett, die entsprechend besonders deutliche Wertsteigerungen erlebten. In den Folgejahren stiegen die Stempelglanz-Prägezahlen bundesdeutscher Gedenkmünzen in astronomische Millionenhöhen und erreichten bei der Münzenserie zu den Olympischen Spielen 1972 in München insgesamt bis 20 Millionen Stück pro Motiv!

Olympia 1972: Sonderfall der deutschen Münzgeschichte

Allerdings nehmen die Gedenkmünzen anlässlich der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München aus mehreren Gründen eine Ausnahmestellung in der bundesdeutschen Münzgeschichte ein. So trugen sie damals auch dank ihrer Verkaufserlöse, wobei von um die 700 Millionen D-Mark die Rede ist, maßgeblich zur Finanzierung der sportlichen Megaveranstaltung bei. Außerdem erschienen die Olympiamotive seinerzeit erstmals und einzig auf 32,5 Millimeter großen und 15,5 Gramm schweren 10-DM-Silbermünzen (für den Ausnahmefall wurde 1969 vom Bundestag eigens ein Gesetz erlassen, siehe Kasten auf Seite 47), während alle anderen bundesdeutschen Gedenkausgaben jener Epoche weiterhin bis 1987 als kleinere und leichtere 5-DM-Nominale in nur einer Prägestätte hergestellt wurden.

Nach der Strahlenspirale folgten vier weitere Olympia-Motive zu den Spielen 1972.

Gleich zu Beginn kam auch noch ein Politikum hinzu, als der erste Silberzehner bereits am 26. Januar 1970 (geprägt im Jahr 1969) mit dem olympischen Strahlenspirale-Logo und der Umschrift „Spiele der XX. Olympiade 1972 in Deutschland“ erschien – wie bei den nachfolgenden Olympiamünzen ohne irgendeine Angabe des eigentlichen Präge-/Ausgabejahres und damit ein weiteres numismatisches Novum!

Eben jene Umschrift mit dem Zusatz „in Deutschland“ war es, die eine offizielle Beschwerde des Nationalen Olympischen Komitees der DDR auslöste mit Verweis auf die Statuten, wonach die Ehre, die Spiele auszurichten, einer Stadt und nicht einem Land zuteilwürde. Die Folge war, dass das Startmotiv nachfolgend nochmals als zweite Version mit geänderter Umschrift „in München“ geprägt wurde.

Erstmals Komplettsätze mit allen Prägebuchstaben

Da es bei den Olympiamünzen vorrangig um die Finanzierung der Spiele ging, wurden die Prägeauflagen entsprechend drastisch angehoben. Die Startausgabe erschien bereits mit 10 Millionen Gesamtauflage, davon 500.000 Stück in Spiegelglanz, wobei die Fertigung sowohl der Stempel- als auch Spiegelglanzausgaben erstmals gleichmäßig auf alle vier Prägestätten verteilt wurde.

Was damals wohl eher organisatorisch begründet war – schließlich wäre eine einzige Münzanstalt angesichts der ungewohnt hohen Prägemenge sicherlich überfordert gewesen –, entpuppte sich im Nachhinein von Seiten der Verantwortlichen als Glücksgriff. Da es im Rahmen der Olympiaserie nun erstmals und bis 1997 einmalig eine bundesdeutsche Gedenkmünze mit allen (seinerzeit vier) Prägebuch­staben gab, entdeckten Sammlerinnen und Sammler die Lust am Erwerb sogenannter „Sätze“: also jedes Olympia-Münzmotiv in den damaligen Prägebuchstaben-Versionen D, F, G und J.

Den motivischen Anfang der Olympiaserie machte also das offizielle Emblem der Spiele von 1972, das sogenannte „Strahlende München“ (heute noch als Logo für die Glücksspirale verwendet), das die in Augsburg geborene Künstlerin Greta Lippl-Heinsen für die erste Ausgabe adaptierte.

München-1972-Emblem und Sportlerpaar als Akt

Deren Rand trägt, wie bei den folgenden Olympiamünzen, als Inschrift das olympische Motto „Citius ····· Altius ····· Fortius“, wobei die fünf trennenden Punkte die olympischen Ringe symbolisieren sollen. Auf die Strahlenspirale folgte im Juli 1971 ein abstraktes Motiv von Reinhart Heinsdorff aus Lehen, der die olympischen Ringe perspektivisch verzerrt und angeschnitten als in sich verschlungene Arme vor fächerartigem Hintergrund (eventuell auch ein Bezug zur Strahlenspirale) darstellte. Die Gesamtauflage betrug nun erstmals 20 Millionen, wovon erneut 500.000 Stück in Spiegelglanz geprägt wurden. Noch im Dezember desselben Jahres erschien das vom Berliner Siegmund Schütz kreierte, nächste Olympia-Münzmotiv: die stilisierte Aktdarstellung eines knienden, eher hageren Sportlerpaares in Gestalt eines Basketballspielers und einer Kanutin mit Stechpaddel.

Olympiastadion in München mit Zeltüberdachung

Von der 20-Millionen-Gesamtmenge entfielen hier 600.000 Exemplare auf Spiegelglanz, was auch für die letzten beiden, dann im Olympiajahr selbst erschienenen Münzmotive gilt. Zum einen der von Doris Waschk-Balz aus Hamburg gestaltete Ausschnitt des olympischen Geländes samt Olympiastadion mit der seinerzeit sensationellen zeltartigen, transparenten Überdachung, entworfen vom berühmten Architekten Frei Otto (Ausgabedatum: 9. Mai 1972).

Zum anderen, erneut von Siegmund Schütz kreiert, das Strahlenspirale-Logo über olympischem Feuer und olympischen Ringen (Ausgabedatum: 22. August 1972 und damit nur vier Tage vor der olympischen Eröffnungsfeier). Außerdem wurde noch im Juli 1972 das zuvor erwähnte Startmotiv mit der geänderten Version „in München“ herausgegeben: Gesamtauflage ebenso 10 Millionen, jedoch nun 600.000 Exemplare in Spiegelglanz.

Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2017.

Mit diesen fünf Motiven beginnt die bundesdeutsche Gedenkmünzenkollektion: Auf die Adlerfibel aus dem Germanischen Nationalmuseum folgen die Porträts von Friedrich Schiller, dem Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, Joseph Eichendorff und Johann Gottlieb Fichte.



Mit dem Strahlenspirale-Emblem der Olympischen Sommerspiele 1972 in München als Motiv begann die 10-DM-Münzenserie. Die Startausgabe wurde nachfolgend nochmals mit geänderter Umschrift geprägt: aus „in Deutschland“ war „in München“ geworden.

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