Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Numismatische Blütezeit in der deutschen Geschichte

Die Goldenen Zwanziger im Münzbild

Die wirtschaftliche und kulturelle Hochphase der 1920er Jahre in Westeuropa und den USA ging international als „Roaring Twenties“ in die Geschichte ein. Der Weimarer Republik bescherten die Goldenen Zwanziger einen wahren Münzensegen.

Eigentlich begannen die von der Nachwelt hochgepriesenen Goldenen Zwanziger für das Deutsche Reich zunächst keineswegs vielversprechend. Auf die Niederlage im Ersten Weltkrieg und das Ende der Monarchie folgten Massenarbeitslosigkeit, ein nicht funktionierendes Gesundheitssystem und soziale Missstände allerorten. Der im Volk verhasste Versailler Vertrag sorgte nicht nur für politische, sondern auch wirtschaftliche Einbußen infolge der hohen Reparationen. Schließlich führten die überbordende Staatsverschuldung und die vermehrte Geldausgabe Anfang der 1920er Jahre zur Hyperinflation, die im Herbst 1923 durch Einführung der grundschuldgestützten Rentenmark im Deutschen Reich beendet werden konnte (1 Rentenmark = 1 Billion Papiermark).
Numismatisches Belegstück für die kurze Zwischenphase ist das hier gezeigte, 1924/25 geprägte 3-Mark-Stück aus einer Legierung je zur Hälfte aus Silber und Kupfer mit 30 Millimetern Durchmesser und 15 Gramm Raugewicht. Am 30. August 1924 wurde dann das neue Währungssystem mit der zusätzlichen Reichsmark besiegelt. Sie ersetzte die seit 1919 geltende, mittlerweile praktisch wertlose Papiermark und war der Rentenmark gleichgestellt.

Symbol der kulturellen Blüte: Fritz Langs „Metropolis“

Mit der neuen Währungseinheit begannen die eigentlichen Goldenen Zwanziger sowie der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung – man denke etwa an den damals von der UFA (Universum Film AG) in Potsdam produzierten, zukunftsweisenden Science-Fiction-Stummfilmpionier „Metropolis“ (1927) von Fritz Lang. Geprägte Zeitdokumente hierfür sind die ersten Münzen in neuer Reichsmark-Währung: 1 Reichsmark unterteilt in 100 Reichspfennig. Den numismatischen Neuanfang markierten bereits im Startjahr 1924 zunächst kleine Kursnominale zu 1, 2, 4, 5, 10 und 50 Reichspfennig, die in Bronze und Aluminium-Bronze geprägt wurden.

Mit der Reichsmark kam der Aufschwung

Ab 1925 bis 1927 erschienen dann auch größere Umlaufstücke zu 1 und 2 Reichsmark in Silber mit ebenfalls 500 Tausendstel Feingehalt, jedoch 22,6 bzw. 26 Millimetern Durchmesser und 5 bzw. 10 Gramm Raugewicht. Ihre Vorderseiten ziert der Reichsadler, während die Rückseiten den Nennwert im Eichenkranz tragen. Im Jahr 1927 kamen bis 1933 geprägte 5-Reichsmark-Umlaufstücke aus 500er Silber mit 36 Millimetern und 25 Gramm hinzu, damals das höchste Münznominal, bei denen Reichsadler und Nennwert auf einer Seite vereint waren. Für politische Interpretationen sorgte das umseitige, kunstvoll entworfene Bildmotiv (ein herausragendes Novum gegenüber den schlicht gestalteten, kleineren Wertstufen), das einen dichten Eichenbaum mit drei verdorrten Ästen zeigt. Manche sahen dies als Hinweis auf die vom Deutschen Reich im Versailler Vertrag abgetrennten Gebiete. Die Umschrift „Einigkeit und Recht und Freiheit“ nennt die ersten Worte aus der dritten Strophe (heutige Bundeshymne) des Deutschlandliedes, der damaligen Nationalhymne.

Ritter im Kettenhemd

Zeitgleich mit dem ersten Markstück waren 1925 auch die ersten Gedenkmünzen in neuer Währung zu 3 und 5 Reichsmark aus 500er Silber erschienen. Sie würdigten laut Umschrift die „Jahrtausendfeier der Rheinlande“ (der politisch motivierte Begriff kam eigentlich erst in der Neuzeit nach Napoleons Besetzung des gesamten linken Rheinufers auf). Dieses, einen mittelalterlichen Kontext bemühende Jubiläum bezog sich auf die Angliederung der mittel- und niederrheinischen Gebiete an das Ostfränkische Reich – Kern des späteren Heiligen Römischen Reichs – unter König Hein-
rich I. (919–936), der zugleich seit 912 Herzog von Sachsen war. Als Münzmotiv ist ein Ritter im Kettenhemd mit Adlerschild und zum Schwur erhobener Rechten abgebildet (das Motivelement sollte vier Jahre später wiederkehren), was sich als symbolische Rückforderung des seinerzeit von den Alliierten besetzten Rheinlands deuten lässt.

Ostfrankenkönig Heinrich I.

Ab 1927 gab es dann in der Weimarer Republik mehrere Gedenkmünzen pro Jahr. Zu den Themen zählten runde Jubiläen der Universitäten Tübingen und Marburg oder 900- und 1000-Jahr-Feiern der Städte Naumburg an der Saale bzw. Dinkelsbühl. Aber auch berühmte Persönlichkeiten wie Gotthold Ephraim Lessing oder Albrecht Dürer kamen zu Münzehren. So auch auf einem 3-Reichsmark-Stück gemeinsam mit seiner Gattin Mathilde der erwähnte König Heinrich I., der die Stadt Nordhausen 1000 Jahre zuvor per Urkunde seiner Gemahlin schenkte, weshalb 927 als offizielles Stadtgründungsjahr gilt.

1000 Jahre Nordhausen und Meißen

Auf Heinrich I. geht auch die Gründung der Burg und Stadt Meißen zurück, deren Tausendjahrfeier 1929 (wobei sich das Jubiläum auf die Burggründung von 929 bezieht, die Gemeinde zu ihren Füßen entwickelte sich erst später) auf einer 3- und 5-Reichsmark-Doppelausgabe gewürdigt wurde. Diese zeigt erneut – wie die 1925er Gedenkmünzen – einen stehenden Ritter, diesmal aber ohne Kriegsmontur in höfischer Mittelaltertracht. In seiner Linken und Rechten trägt er die Wappenschilde mit dem Löwen bzw. Schrägkreuz der Mark- und Burggrafen von Meißen, dazu sind auf einem Baldachin darüber stilisiert die Meißener Türme dargestellt. Als Vorlage diente ein mittelalterliches Meißner Stadtsiegel.

Schwur auf die Verfassung

Im letzten Prägejahr der Goldenen Zwanziger war eine andere Doppelausgabe dem 10. Jubiläum der Verfassung gewidmet. Unüblich für die Gedenkmünzen der Weimarer Republik wurde hier auf die Abbildung des Reichsadlers verzichtet. Stattdessen gibt es beidseitig unterschiedliche Bildmotive, die sich jedoch in ihrer inhaltlichen Aussage ergänzen. Zum einen ist Paul von Hindenburg im Kopfprofil zu sehen, zweiter Reichspräsident (1925–1934) der Weimarer Republik, der als solcher einen Eid auf die Verfassung zu leisten hatte. Zum anderen ist umseitig – wie eingangs angesprochen – (s)eine zum Schwur erhobene rechte Hand abgebildet. Dazu lautet die passende Umschrift „Treu der Verfassung“. Darunter verweisen die Jubiläumsdaten auf den 11. August 1919, an dem der erste Reichspräsident Friedrich Ebert die Verfassung unterzeichnet hatte.

Luftschiff-Weltflug 1929

Vom Motiv her gehört auch eine Gedenkmünze zu 3 und 5 Reichsmark von 1930 noch zur Kollektion der Goldenen Zwanziger. Sie würdigte die epochale Fahrt des berühmten „LZ 127“, nämlich den ersten Weltrundflug eines Luftschiffes im Jahr zuvor. Die Münzabbildung zeigt das titelgebende Luftschiff „Graf Zeppelin” wie beim Weltflug 1929 über dem Globus in östlicher Richtung fliegend. Diesen umrundete es ab dem 1. August von Friedrichshafen aus mit aufsehenerregenden Stopps in Tokio, Los Angeles und Lakehurst in New Jersey bis zur Bodensee-Heimkehr am 4. September 1929. Eine gelungene Abrundung der „Goldene Zwanziger“-Münzkollektion.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2017.


Erste Kursmünze der Weimarer Republik mit 500/1000 Silber: 3 Mark 1924.


5 Reichsmark "Eichenbaum" ab 1927.


Jahrtausendfeier von Nordhausen 1927.


Jahrtausendfeier von Meißen 1929.


„Graf Zeppelin Weltflug 1929“ von 1930.

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