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Numismatische Ehrungen für den ehemaligen Bundeskanzler

Helmut Schmidt zum Hundertsten

Zum 100. Geburtstag von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt erscheint am 30. Januar eine 2-Euro-Gedenkmünze. Weitere Sonderprägungen kommen von Schmidts „Heimat-Münzstätte“ in Hamburg und aus Berlin.

Er war eine der herausragendsten Persönlichkeiten Deutschlands und einer der ganz Großen auf der politischen Weltbühne: Helmut Schmidt. Der SPD-Politiker hat die Bundesrepublik geprägt wie kaum ein anderer: als Senator in Hamburg, als Bundesminister unter Willy Brandt und von 1974 bis 1982 als Bundeskanzler. Er starb am 10. November 2015 im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg. Bis zuletzt war er in Fernseh-Talkshows und öffentlichen Debatten präsent und kommentierte als „Elder Statesman“ kompetent die großen Fragen der Zeit. In Umfragen wurde er von einer Mehrheit der Deutschen zum bedeutendsten Kanzler seit Gründung der Bundesrepublik gewählt – noch vor Konrad Adenauer.

Münzentwurf vom Berliner Graveurmeister Bodo Broschat

Aus Anlass seines 100. Geburtstags am 23. Dezember 2018 wird Helmut Schmidt jetzt auch ein numismatisches Denkmal gesetzt: Am 30. Januar erscheint eine zusätzlich ins Ausgabeprogramm aufgenommene 2-Euro-Gedenkmünze mit seinem Bildnis. Sie wurde gestaltet vom Berliner Graveurmeister und Medailleur Bodo Broschat, der als Sieger aus dem Gestaltungswettbewerb hervorging. Sein Entwurf zeigt das Porträt des Staatsmanns, wie er mit der rechten Hand im Vordergrund seine Worte unterstreicht. Der Blick des begnadeten Redners ist dabei nicht direkt auf den Betrachter gerichtet, sondern auf einen fiktiven Gesprächspartner rechts daneben. Das Relief wirkt deshalb besonders lebensecht und vertraut, ganz so wie man Helmut Schmidt als Interviewpartner aus dem Fernsehen kennt.

Helmut Schmidt ohne Zigarette – ist das authentisch?

Die Handhaltung mit aneinandergelegtem Zeige- und Mittelfinger erinnert – ganz Schmidt-typisch – stark an die Pose eines Rauchers. So offensichtlich, dass die renommierte Wochenzeitung „Die Zeit“, deren Mitherausgeber Schmidt lange Jahre war, schreibt: „Wer den Schmidt-Euro betrachtet, dem drängt sich der Verdacht auf: Jemand hat die Zigarette aus dem Bild auf der Münze wegretuschiert. Vielleicht auf amtliches Geheiß?“

Auch Ludwig Erhard wurde ohne Zigarre dargestellt

Das wollten wir genauer wissen und befragten den Münzdesigner Bodo Broschat selbst. Der bestreitet, dass irgendjemand diesbezüglich Einfluss auf seine Arbeit genommen hätte. Es habe auch keine bestimmte Bildvorlage gegeben, aus der er die Zigarette habe entfernen müssen. Das Münzmotiv sei vielmehr eine Collage aus mehreren zeitgenössischen Fotos, sagt der Künstler, der nach eigenem Bekunden selbst vor über 20 Jahren mit dem Rauchen aufgehört hat. Vielleicht hat er seinem Entwurf aber auch größere Chancen auf einen Sieg im Münzwettbewerb eingeräumt, wenn er auf die Zigarette verzichtet. Denn, so Broschat, „auch der passionierte Zigarrenraucher Ludwig Erhard war auf dem 2-Mark-Stück in den Achtzigerjahren ohne Zigarre dargestellt.“ Ein Münzentwurf mit Zigarre sei damals abgelehnt worden. „Ich dachte mir, wenn es schon damals bei Erhard nicht ging, wird es auch bei Schmidt heute nicht gehen“, so der Berliner Graveurmeister.

Schmidts Tochter lobte den Münzentwurf

Das Preisgericht, dem auch die Wirtschaftsjournalistin Dr. Susanne Schmidt, Tochter von Loki und Helmut Schmidt, angehörte, lobte den Entwurf, der „durch eine außerordentlich lebendige Darstellung“ besteche: „Helmut Schmidt erscheint in einer für ihn typischen Haltung: im Dialog mit seinem Gegenüber. Das Porträt ist sensibel und fein modelliert.“

Bei der Erstprägung der 2-Euro-Gedenkmünze im September 2017 in Hamburg war die in England lebende Schmidt-Tochter ebenfalls dabei und hob hervor: „Diese Euro-Münze ist eine sehr schöne Ehrung und ein Symbol für meines Vaters zutiefst empfundene Leidenschaft für ein geeintes Europa.“ Und weiter: „Zu Lebzeiten hätte mein Vater das nicht gewollt“, doch der Charakter als gesetzliches Zahlungsmittel wäre nach seinem Geschmack gewesen. „Innerlich wäre er jetzt stolz, da bin ich ganz sicher“, sagte Susanne Schmidt nach einem Bericht der Hamburger Wochenzeitung „Heimat-Echo“. Dann drückte sie gemeinsam mit dem Hamburger Finanzsenator Dr. Peter Tschentscher den Startknopf für die Serienproduktion in der Hamburgischen Münze.

Rund 6,3 Millionen Stück der vorgesehenen Auflage von 30 Millionen werden in Schmidts Heimatstadt gefertigt. Finanzsenator Tschentscher pries in einer kurzen Ansprache Helmut Schmidts außergewöhnliche Persönlichkeit: „Weitsicht, Augenmaß und Gradlinigkeit haben den Politiker und Staatsmann Helmut Schmidt für viele zum Vorbild gemacht. Die Gedenkmünze würdigt das Lebenswerk unseres Hamburger Ehrenbürgers und erinnert an die von ihm vermittelten Werte.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2018.

Fortsetzung der DM-„Politikerserie“

Zu D-Mark-Zeiten hatte sie jedermann als Kleingeld im Portemonnaie, heute gibt es diese Münzen praktisch nur noch in den Deutschland-Kollektionen der Sammler: Die Rede ist von Zweimarkstücken mit Politiker-Porträts, die in Numismatikerkreisen als „heimliche Gedenkmünzen“ gelten. Denn im Gegensatz zu anderen Umlaufmünzen sind hier Porträts bedeutender Persönlichkeiten abgebildet und es gibt einen konkreten Ausgabeanlass, der sich auch in den Münzaufschriften wiederfindet. Insgesamt sechs verstorbene Politiker der Bundesrepublik Deutschland wurden auf diese Weise geehrt: vier Bundeskanzler, ein Bundespräsident und ein Oppositionsführer. Parteipolitisch gesehen entfallen je zwei Münzen auf die CDU und SPD, eine auf die FDP und eine auf die CSU.

Die Adenauer-Münze machte vor fast 50 Jahren den Anfang, sie wurde gefolgt von Theodor Heuss und Kurt Schumacher. Ludwig Erhard, Franz-Josef Strauß und Willy Brandt komplettieren schließlich die DM-Reihe. Geprägt wurden die „Adenauer“- und „Heuss“-Münzen bis 1987, die „Schumacher“-Ausgabe bis 1993. Die letzten drei Stücke mit Erhard, Strauß und Brandt, die bis 1995 für den Umlauf hergestellt wurden, findet man noch bis zur Euro-Einführung in den Kursmünzensätzen der Bundesrepublik Deutschland mit Jahreszahlen bis 2001. Damit endete die Ära der „heimlichen Gedenkmünzen“ mit Porträts deutscher Nachkriegspolitiker, die nun mit dem 2-Euro-Stück „Helmut Schmidt“ ihre Fortsetzung im Form tatsächlicher Gedenkmünzen findet.

Von Adenauer bis Schmidt enthält dieses Set alle sieben „Politiker-Zweier“ aus D-Mark- und Euro-Zeiten.

 

 

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