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Letzte 20-Euro-Gedenkmünze des Jahrgangs 2018

Silber für Chemie-Nobelpreisträger Ernst Otto Fischer

Einer der bedeutendsten deutschen Chemiker des 20. Jahrhunderts wird im Oktober mit einer 20-Euro-Silbermünze geehrt: Ernst Otto Fischer zu seinem 100. Geburtstag.

Manchmal ist es schwierig, die verschiedenen „Köpfe“ auf Münzen zu identifizieren. Wenn das Porträt nicht so markant ist wie bei Karl Marx oder nicht so bekannt wie bei Luther, hilft oft nur ein Blick auf die Inschrift, um den Geehrten zu erkennen. Häufig greift der Gestalter deshalb zum Stilmittel der Collage und bildet zusätzlich zum Porträt des Jubilars dessen wichtigstes Werk ab. Ganz selten jedoch wird nur eine Erfindung, nicht aber der Erfinder selbst gezeigt. Genau das ist bei der letzten 20-Euro-Gedenkmünze dieses Jahres der Fall: Die Bildseite präsentiert das künstlerisch transformierte Modell einer chemischen Verbindung aus Chrom und Benzol, die der Chemiker Ernst Otto Fischer (1918–2007) entdeckt hat.

Fischer, vor 100 Jahren in München geboren, gilt als Pionier bei der Erforschung von Metall-Kohlenstoff-Bindungen wofür er 1973 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Sein Nachweis der Sandwich-Struktur des Ferrocens 1952 bedeutete einen Durchbruch in der Chemie. 1955 folgte die Entdeckung des Dibenzolchroms (Abbildung der Strukturformel auf der Münze) und 1964 gelang ihm die Synthese des ersten Metallcarbens, eines Metallkomplexes mit Metall-Kohlenstoff-Doppelbindung („Fischer-Carben“). Fischers Forschungen haben maßgeblich zum theoretischen Verständnis chemischer Zusammenhänge beigetragen, aber auch ganz praxisorientiert zur industriellen Anwendung metallorganischer Verbindungen, etwa in der Katalyse.

1. Preis: Katrin Pannicke

Die Jury im Gestaltungswettbewerb zeichnete eine Arbeit der Bildhauerin Katrin Pannicke aus Halle an der Saale mit dem ersten Preis aus, nicht ohne zu betonen, dass es sich hierbei um einen „besonderen und außergewöhnlichen Entwurf“ handle, da man in der Regel ein Porträt des Geehrten erwarte. Dennoch: „Die grafische Umsetzung und der im gleichen Stil interpretierte und würdig dargestellte Bundesadler überzeugen aufgrund ihrer modernen, zukunftsgerichteten visuellen Sprache und der typografischen Exzellenz.“ Als Randschrift wurde eine Wendung ausgewählt, die Ernst Otto Fischer selbst gerne und häufig zitierte: „NATURWISSENSCHAFTEN SIND WEDER GUT NOCH BOESE“.

2. Preis: Paul Sülzle

Die weiteren Preisträger mochten nicht auf ein Porträt des Geehrten verzichten, das sie jeweils mit chemischen Formeln ergänzten. So vergab die Wettbewerbsjury den zweiten Preis an eine Arbeit von Paul Sülzle aus Pforzheim und lobte: „Der Entwurf überzeugt durch eine große Übereinstimmung in der Gestaltung von Bild- und Wertseite, die exzentrische Anordnung des gut gestalteten Porträts von Ernst Otto Fischer steht der von ihm erstmals dargestellten chemischen Verbindung Dibenzolchrom gegenüber. Dies findet auf der Wertseite die Entsprechung durch die Gegenüberstellung des Hoheitszeichens zu den europäischen Sternen.“

3. Preis: Frantisek Chochola

Platz 3 ging an den Hamburger Künstler Frantisek Chochola, dessen Entwurf das Preisgericht „durch die künstlerische Umsetzung des Themas, seine strukturierte Gestaltung und seine inhaltliche Ausdrucksstärke“ überzeugte. Und weiter: „Die Bildseite zeigt eine gelungene Kombination von ansprechendem, nach vorn gerichtetem Kopfporträt und Formeln, die die Forschungsergebnisse von Ernst Otto Fischer widerspiegeln, sowie die Erwähnung des Nobelpreises für Chemie. Die Rückseite bietet eine moderne Interpretation des Bundesadlers und aller anderen geforderten Gestaltungmerkmale. Beide Seiten sind gut aufeinander abgestimmt.“

Spezifikationen: 100. Geburtstag Ernst Otto Fischer, 2018, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, 32,5 mm, Prägestätte München (D), Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekanntgegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2018.


Katrin Pannicke aus Halle verzichtete bei ihrem Entwurf ganz auf ein Porträt des Jubilars – und überzeugte das Preisgericht.

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