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20-Euro-Gedenkmünzen ab 2016:

Deutschlands Rückkehr zum Silbergeld

Nach fünf Jahren prägt Deutschland seine Gedenkmünzen wieder in Silber und erfüllt damit den Wunsch einer großen Mehrheit der Münzensammler. Ab 2016 erscheinen die bisherigen 10-Euro-Stücke in Spiegelglanz und in Stempelglanz erneut in hochwertigem Sterlingsilber (925/1000). Im Gegenzug wird der Nennwert auf 20 Euro erhöht.

Die erste deutsche 20-Euro-Münze in Silber

Die erste deutsche 20-Euro-Münze in Silber erscheint Anfang Februar 2016.


Der erste Satz der amtlichen Mitteilung des Finanzministeriums vom 15. Februar 2015 ist dazu geeignet, beim deutschen Münzensammler eine gewisse Panik auszulösen, mindestens jedoch Ratlosigkeit: "Die Bundesregierung hat beschlossen, die Emission von 10-Euro-Sammlermünzen aus Kupfer-Nickel (Prägequalität Stempelglanz) bzw. einer Legierung von 625 Tausendteilen Silber und 375 Tausendteilen Kupfer (Prägequalität Spiegelglanz) mit Abschluss des Jahres 2015 einzustellen." Doch bereits im zweiten Satz folgt die befreiende Nachricht: "Sie wird ab 2016 durch die Ausgabe von 20-Euro-Sammlermünzen aus einer Legierung von 925 Tausendteilen Silber und 75 Tausendteilen Kupfer ersetzt."

Nachhaltige Belebung des Sammlermarktes erwartet


Die Anpassung erfolge "vor dem Hintergrund der seit 2011 eingetretenen Absatzentwicklung" und solle "zu einer nachhaltigen Stärkung und Belebung des Sammlermarktes führen". Außerdem trage die Maßnahme "dem Wunsch vieler Sammler nach ‚wertigeren' Münzen Rechnung", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Zu Deutsch: Das Bundesfinanzministerium revidiert seine Entscheidung von vor vier Jahren und folgt damit den Forderungen der Münzbranche.

Die Umstellung des Prägemetalls bei deutschen 10-Euro-Stempelglanzmünzen auf Kupfer-Nickel im Jahr 2011 und damit die Abkehr vom Edelmetall war von Anfang an eine Entscheidung gegen den erklärten Willen der Münzensammler. In einer Umfrage des Deutschen Münzen Magazins vom Frühjahr 2011, an der sich rund 5000 Leserinnen und Leser beteiligten, votierten über 80 Prozent (!) für eine Beibehaltung des Silbers bei gleichzeitiger Erhöhung des Nennwerts auf 20 Euro. Klarer und deutlicher kann eine Stimmungslage wohl kaum artikuliert werden.

Der Bund wollte sich vom Silberpreis abkoppeln

Dennoch entschied die Bundesregierung damals anders und hatte dafür auch nachvollziehbare Gründe. Insbesondere bedeutet die Abkoppelung vom Auf und Ab des Silberpreises eine bessere Kalkulierbarkeit und damit mehr Planungssicherheit. Allerdings ist der einfachste Weg nicht immer der beste, wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellte: Selbst wenn man die Spekulanten abrechnet, die zu den Hoch-Zeiten des Silberbooms auch die deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen im Visier hatten, so bleibt unterm Strich eine ernüchternde Bilanz. Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Münzensammler haben sich von diesem Sammelgebiet abgewendet, seit in unedlen Metallen geprägt wird.
Auf mittlere Sicht hat das fatale Folgen, gelten die deutschen Gedenkmünzen hierzulande doch schon seit D-Mark-Zeiten als ideale Einsteiger-Kollektion. Sie haben den deutschen Münzenmarkt zu dem gemacht, was er heute (noch immer) ist: der mit Abstand größte in Europa! Mit allen Konsequenzen auch für Otto Normalsammler, der sich bei hoher Nachfrage über schöne Wertsteigerungen freuen darf. Es ist deshalb im Interesse aller Beteiligten - Sammler, Händler und Ausgabestaaten -, wenn der Münzenmarkt nicht dahinkümmert,
sondern zu alter Stärke zurückfindet.

Stattliche Münzgewinne mit Kupfer-Nickel-Ausgaben

Zwar verbucht der Bund trotz sinkender Auflagen immer noch stattliche Münzgewinne - höher als zu Silber-Euro-Zeiten -, aber dieser Schlagschatz ist gewissermaßen nur geliehen. Werden Edelmetall-Münzensammlungen oft über Generationen weitergegeben, so gilt das nicht für Kollektionen, deren Wert nur über das aufgeprägte Nominal gesichert ist. Derartige Prägungen werden oft zum Nennwert bei der Bank zurückgetauscht, wenn das Interesse erlahmt oder die Sammlung vererbt wird. Der einstmals stolze Münzgewinn für den Staat löst sich damit in Wohlgefallen auf.

Akzeptieren die Sammler die Nennwerterhöhung?

Offenbar hatten das schließlich auch die Verantwortlichen in den beteiligten Ministerien und Ämtern erkannt und erarbeiteten Konzepte, die eine Erosion des Münzenmarkts einzudämmen versprechen. An erster Stelle stand dabei die Frage: Akzeptieren die Sammler eine Nennwerterhöhung, wenn sie dafür ihr geliebtes Silber zurückbekommen?
Das Ergebnis unserer Leserumfrage von 2011 spricht zwar eine eindeutige Sprache. Was aber, wenn die Sammler sich mit der jetzigen Kupfer-Nickel-Lösung angefreundet haben und nun doch nicht bereit sind, für Silber ein höheres Nominal in Kauf zu nehmen? Dieses Risiko ist man in Berlin jetzt eingegangen, weil ein einfaches "Weiter so!" angesichts des kontinuierlichen Auflagenrückgangs auch nicht als nachhaltige Problemlösung angesehen werden konnte. Außerdem habe man die Entscheidung von 2011 stets unter den Vorbehalt der Nachbesserung gestellt, wie die Leiterin des Münzreferats, Ministerialrätin Ulrike Bohm, in einem Interview mit dem Deutschen Münzen Magazin (Ausgabe 4/2015) betont: "Wir haben immer gesagt, dass wir die weitere Marktentwicklung beobachten und unsere Ausgabepolitik erneut überprüfen werden. Wir haben Wort gehalten und genau das getan."

Bundesregierung revidiert den Beschluss von 2011

Nach Anhörung der wichtigsten am Münzenmarkt beteiligten Gruppen und Institutionen - von der Bundesbank bis zu den Münzhändlerverbänden, vom Numismatiker über die Fachpresse bis zum Prägestättenleiter - hat jetzt also das Bundeskabinett entschieden, den Beschluss von 2011 rückgängig zu machen und auch die Stempelglanz-Gedenkmünzen, die zum Nennwert verkauft werden, wieder aus Edelmetall herzustellen. Durch die Nennwerterhöhung wurde ein Sicherheitspuffer eingebaut, damit man bei einem erneuten Silberpreisanstieg nicht gleich wieder in die Bredouille gerät.

Für die Sammler von Stempelglanzmünzen stellt das verdoppelte Nominal keinerlei Risiko dar, da der Staat dafür unbegrenzt garantiert. Wer also ohnehin Geld zurücklegt und dabei am liebsten auf (mittlerweile praktisch zinsfreie) deutsche Staatsanleihen setzt, der kann es ebenso gut in Form von 20-Euro-Silbermünzen tun. Gewissermaßen als Sahnehäubchen erwirbt er zugleich eine schöne Münzensammlung und profitiert im besten Fall sogar noch von künftigen Wertsteigerungen des enthaltenen Edelmetalls oder vom Liebhaberwert seltenerer Stücke, wenn die Nachfrage steigt.

Vollständiger Artikel mit interessanten münzgeschichtlichen Hintergründen und zahlreichen Abbildungen im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN, Ausgabe Juli/August 2015.

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