In meinem Leben habe ich schon viele Münzen betrachtet: Schräg von der Seite, um im Streiflicht das Relief möglichst plastisch erscheinen zu lassen oder ganz einfach von oben unter der Schreibtischlampe. Noch nie aber habe ich eine Münze gegen das Licht gehalten, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Bis jetzt. In der Stuttgarter Münzstätte hatte ich im Mai die Möglichkeit, eine Probeprägung der ersten deutschen
5-Euro-Gedenkmünze persönlich zu begutachten. Und ich hielt sie spontan vor das taghelle Fenster um die Einmaligkeit dieses Geldstücks zu erkennen: eine millimeterfeine Kunststoffeinlage zwischen Ring und Pille dieser Bimetallprägung, die im Gegenlicht in einem satten Kobaltblau leuchtet. Das hat es so noch nicht gegeben. Eine Weltneuheit. Deutschland schreibt damit ein Stück Münzgeschichte.
Das Bundesfinanzministerium überraschte mit dieser numismatischen Innovation die gesamte Münzbranche. Wie das Stück beim Sammler ankommt, wird man nächstes Jahr sehen: Pünktlich zur Eröffnung der World Money Fair 2016 in Berlin am 5. Februar soll die Münze erscheinen.
Bei einer weiteren aktuellen Entscheidung der Bundesregierung braucht man wohl den Beifall des Publikums nicht abzuwarten, denn sie entspricht seit Jahren dem Wunsch einer überwältigenden Mehrheit der Münzensammler: die Rückkehr Deutschlands zum Silbergeld. Ab 2016 werden die bisherigen 10-Euro-Gedenkmünzen auch in Normalprägung endlich wieder in hochwertigem Sterlingsilber ausgegeben! Die knapp fünfjährige Ära der Kupfer-Nickel-Zehner ist damit beendet.
Eingeleitet wird das neue Silber-Zeitalter bereits in diesem Oktober mit der ersten 25-Euro-Gedenkmünze Deutschlands zum großen Einheits-Jubiläum. Auch das ist eine kleine Sensation: noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik gab es eine Münze aus purem 999er Silber!
Bei so vielen erfreulichen Nachrichten soll im Deutschen Münzen Magazin nun auch einmal jene Frau zu Wort kommen, die als Leiterin des Münzreferats die Entscheidungen an verantwortlicher Stelle vorangetrieben hat. Das Exklusiv-Interview mit Ministerialrätin Ulrike Bohm finden Sie in unserer gedruckten Ausgabe 4/2015 auf Seite 18/19. Beachtenswert ist dabei auch der Schlusssatz: "Vielleicht haben die Leser des Deutschen Münzen Magazins weitere gute Ideen? Anregungen sind uns herzlich willkommen." Auch das ist eine Innovation: ganz neue Töne aus Berlin nämlich!
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin.
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