Der Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 markiert den Beginn der Reformation, der sich nächstes Jahr zum 500. Mal jährt. Jetzt wurde für 2017 das Motiv einer Deutschen 20-Euro-Silbergedenkmünze zu diesem Thema beschlossen.
Die Münzgeschichte kennt zahlreiche numismatische Belege, die sich direkt oder indirekt mit Martin Luther und der Reformation beschäftigen. So zum Beispiel 1983 in der Bundesrepublik und der DDR oder 1933 im Deutschen Reich und mit Sachsens Friedrich dem Weisen auch 1917. Hinzu kommen zahleiche historische Medaillen und moderne Gedenkprägungen. Das runde 500. Jubiläum der Reformation im nächsten Jahr wird eine entsprechende Themensammlung noch um einige Stücke erweitern. Allein Deutschland plant für 2017 zwei Ausgaben zu diesem Thema: Die 100-Euro-Goldmünze „UNESCO Welterbe – Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg“, die wir in unserer letzten Ausgabe ausführlich vorgestellt haben, und eine 20-Euro-Silbermünze, die vom Bundeskabinett jetzt beschlossen wurde.
Ob Martin Luther nun die Papiere mit seinen 95 Thesen tatsächlich höchstpersönlich an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg geheftet hat oder nicht, ist bis heute umstritten. Tatsache aber ist, dass der Mönch und Theologieprofessor im Jahr 1517 Dokumente im Stil akademischer Disputationsthesen in Umlauf gebracht hat, mit denen er eine Diskussion um den Ablasshandel der katholischen Kirche in Gang setzen wollte. Er mochte nicht länger tatenlos zuschauen, wie die Kirche die Vergebung von Sünden gegen Geldzahlungen versprach – Seelenheil gegen großzügige Spende! Mit den so eingetriebenen Mitteln aus den Ablassbriefen finanzierten die Kirchenfürsten ihre verschwenderische Regentschaft und die Errichtung prunkvoller Sakralbauten. Luthers Ziel war eine theologische Erneuerungsbewegung mit Reformen der Glaubenslehre und der kirchlichen Organisation.
Klar, dass er damit den Zorn großer Teile des Klerus auf sich zog. Folge: Der Papst exkommunizierte Martin Luther und erklärte ihn zum Ketzer. 1521 lud Kaiser Karl V. den Reformator zum Verhör vor den Reichstag in Worms. Dort sollte er seine Thesen widerrufen. Doch Luther blieb seiner Lehre treu und sagte der Überlieferung nach die berühmten Schlussworte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Dieses berühmte Zitat wurde jetzt zur Randschrift der neuen 20-Euro-Gedenkmünze „500 Jahre Reformation“ bestimmt, die im April 2017 erscheinen soll.
1. Preis: Patrick Niesel
Den Münzwettbewerb konnte Patrick Niesel aus Schwaig bei Nürnberg für sich entscheiden. Es ist sein erster Entwurf, der tatsächlich als offizielle deutsche Münze geprägt wird. Das Motiv zeigt ein Kopfporträt Martin Luthers, das holzschnittartig einem Gemälde von Lucas Cranach d.Ä. nachempfunden ist. Dabei wird das Gesicht durch das lateinisch bedruckte Thesenpapier halb verdeckt Dies sei eine Anspielung darauf, dass sich der Reformator wegen seiner Thesen auf die Flucht begeben und verstecken musste, sagte der 39-jährige Bildhauer gegenüber der Nachrichtenagentur epd. Das Preisgericht lobte: „Die lineare Darstellung des Luther-Antlitzes unterstreicht in ihrer Modernität die Relevanz des Ereignisses für unsere Gegenwart; die als Textur erscheinenden Fragmente aus den 95 Thesen betonen die epochale Bedeutung der Reformation. Die Komposition von Typografie und Motiv ist sowohl auf der Bild- als auch auf der Wertseite hervorragend gelungen.“
2. Preis: Katrin Pannicke
Die in der Lutherstadt Wittenberg geborene Bildhauerin Katrin Pannicke aus Halle bewies mit ihrem Entwurf einmal mehr ihr Gespür für die Umsetzung historisch-religiöser Themen auf Münzen. Nach ihrem Erfolg bei „600 Jahre Konstanzer Konzil“ 2014 landete sie diesmal auf dem zweiten Platz im Gestaltungswettbewerb. Das durch ein Kreuz in vier unterschiedlich große Segmente gegliederte Münzrund zeigt ein Porträt Luthers und ein aufgeblättertes Thesenpapier sowie dreizeilig den Titel der Ausgabe „500 Jahre Reformation“. Die Jury lobte die „in feiner Plastizität gestaltete Porträtbüste“ sowie die „klare und strukturierte Formensprache“, die beide Münzseiten auszeichne.
3. Preis: Victor Huster
Unverkennbar ist der künstlerische Stil beim drittplatzierten Entwurf mit einem fast formatfüllenden Kopfporträt Luthers: Er stammt vom Baden-Badener Medailleur Victor Huster, der zwischen den handgeschnittenen Lettern der Inschrift wie in einem Wimmelbild einen Hammer und kleine Zettel mit Nägeln versteckt hat. Damit nimmt der Künstler, so die Jury, „indirekt Bezug auf den Thesenanschlag“. Die Dynamik des Geschehens werde durch die Darstellung zweier Blitze im linken oberen Bildfeld verdeutlicht, interpretiert das Preisgericht den Entwurf. Und wörtlich: „Insbesondere durch die Gestaltung der Schrift zieht der Entwurf die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich und fordert ihn auf, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“
Spezifikationen: „500 Jahre Reformation“, 2017, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, ø 32,5 mm, Prägestätte Berlin (A). Die Auflagen werden später bekanntgegeben.
Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2016.
Mit diesem Gestaltungsvorschlag überzeugte der Bildhauer Patrick Niesel aus Schwaig zuerst die Jury und dann das Bundeskabinett.
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