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2001 erschien die erste deutsche Goldmünze seit dem Kaiserreich

15 Jahre Gold-Mark: Ikone der Münzgeschichte

Seit dem furiosen Erfolg der goldenen Abschiedsmark vor genau 15 Jahren erscheinen in der Bundesrepublik regelmäßig Gold-Euros. Die UNESCO-Serie wurde dabei zum erfolgreichsten Gold-Gedenkmünzenprogramm der Welt.

Fast das ganze 20. Jahrhundert herrschte in Deutschland der absolute Goldmünzen-Notstand – zumindest was Neuemissionen des eigenen Landes betraf. Die letzte deutsche Goldmünze vor der Gold-Mark 2001 stammt aus Preußen und wurde 1915 mit dem Brustbild Wilhelms II. geprägt. Diese lange Durststrecke trug sicherlich mit dazu bei, dass das goldene Markstück zum Abschied von der alten Währung vor 15 Jahren einen solch reißenden Absatz fand. Es sollte die Renaissance der regelmäßigen Goldmünzen-Prägung in Deutschland einleiten, die kurz darauf, im Jahr der Euro-Einführung 2002, begann.

Das Motiv der „Sehnsuchtsmünze der Deutschen“ (Bild-Zeitung über die Gold-Mark) mutet in seiner Schlichtheit heute geradezu genial an: Es wurde einfach das Design des klassischen 1-DM-Stücks verwendet, das sich nur in der Umschrift „Deutsche Bundesbank“ statt „Bundesrepublik Deutschland“ und im Gewicht unterscheidet. Die Sondermünze besteht aus zwölf Gramm 999er Gold und ist damit mehr als doppelt so schwer wie die (fast) motivgleiche Umlaufmünze aus Kupfer-Nickel. So kann man – außer an der geänderten Umschrift – auch ganz einfach die echte Gold-Mark von einem nachträglich vergoldeten, normalen Markstück unterscheiden.

Wertsteigerungsprognose des Bundesbankpräsidenten

Kein Geringerer als der damalige Bundesbankpräsident persönlich wagte bereits lange vor der Erstausgabe eine Prognose zur 1-DM-Goldmünze: „Diese Münze wird eine Wertsteigerung erfahren“, sagte Ernst Welteke. Und er sollte Recht behalten. Heute, 15 Jahre später, ist die erste deutsche Goldmünze seit dem Kaiserreich ein Vielfaches ihres einstigen Ausgabepreises von umgerechnet rund 128 Euro wert.

Dabei hat die Gold-Mark eine gewaltige Auflage, die normalerweise nicht gerade Wertsteigerungsphantasien auslöst: Eine Million Exemplare wurden geprägt, 100 Mal mehr als beispielsweise vom französischen Pendant, dem „letzten Franc“ in Gold. Dennoch: Auch diese hohe Auflage war viel zu knapp bemessen für all die Münzensammler und anderen Freunde der D-Mark, die dieses Erinnerungsstück besitzen wollten.

Am 26. Juli 2001 nahm die Erfolgsgeschichte der Gold-Mark ihren Anfang. Binnen weniger Stunden war die gesamte Auflage offiziell ausverkauft. Wer später noch eine „Abschiedsmark“ zum Ausgabepreis von 250 DM ergattern konnte, hatte lange vorher reserviert und außerdem Glück, denn manche Banken und Händler verlosten die raren Stücke unter ihren Kunden. Im September-Heft 2001 vermeldete das Deutsche Münzen Magazin auf dem Titel: „Ausverkauft! Jetzt explodieren die Preise“. Seither gilt die Gold-Mark als Ikone der deutschen Münzgeschichte, auch was ihre Werteinwicklung angeht. Teils auch getragen vom rasanten Anstieg der Edelmetallkurse strebten die Marktpreise der Gold-Mark zu immer neuen Höhen. Doch nur einige Tausend Stück der Millionenauflage werden überhaupt gehandelt. Die meisten dieser Goldmünzen werden als „Familienschatz“ gehütet und vererbt. Das stabilisiert den Wert bei anhaltend hoher Nachfrage bis heute.

Weil seinerzeit Gold aus den Beständen der Deutschen Bundesbank für die Prägung verwendet wurde, das weit unter seinem tatsächlichen damaligen Wert in den Bilanzen geführt wurde, kam es mit dieser Auflösung stiller Reserven zu einem gewaltigen Buchgewinn. Von diesem Erlös aus dem Goldmark-Erstverkauf 2001 flossen sagenhafte 100 Millionen Mark in die Stiftung „Geld und Währung“, die am 1. Januar 2002 zur Förderung wirtschaftswissenschaftlicher Grundlagenforschung gegründet wurde. Weitere 84 Millionen Mark erhielt die Stiftung „Preußischer Kulturbesitz“ zur Sanierung der Berliner Museumsinsel.

Start der regelmäßigen Goldmünzenprägung

Nur wenige Monate nach Erscheinen der Gold-Mark beschloss das Bundeskabinett am 17. Oktober 2001 deshalb, anlässlich der Euro-Einführung weitere Goldmünzen herauszugeben – motivgleich als Halb-unze (15,5 Gramm) mit 100 Euro Nennwert und als ganze Unze zu 200 Euro. Allerdings war man sich durchaus bewusst, dass die Gold-Mark als Erinnerungsstück an die geliebte DM-Währung bei der Bevölkerung eine Sonderstellung einnahm. Deshalb wurden die Auflagen beim ersten deutschen Gold-Euro auf 500000 bzw. 100000 Exemplare limitiert, „um den Sammlermarkt nicht zu überfordern“, wie es hieß. Der deutsche Gold-Euro-Pionier sollte keinesfalls zum Ladenhüter werden.

Die Bedenken waren unbegründet, wie man heute weiß. Auch die erste deutsche Goldmünze in Euro-Währung wurde ein Riesenerfolg: Die Auflagen waren schon vor der Erstausgabe am „Europatag“, dem 9. Mai 2002, durch Reservierungen mehrfach überzeichnet und die Goldstücke mussten den Bestellern per Losverfahren zugeteilt werden. Insbesondere der Preis für die seltenere Goldunze zu 200 Euro explodierte förmlich. Sie ist bis heute die mit Abstand wertvollste Goldmünze der Bundesrepublik Deutschland.

100 und 200 Euro Gold zur Einführung der Währungsunion

Kein Blick zurück, nicht der Abschied von der Mark sollte die erste deutsche Euro-Goldmünze prägen, sondern der Blick nach vorn: Grafische Elemente des neuen Euro-Bargelds wurden zum Münzmotiv. Die Wertseite zeigt fast 1:1 das in die Gedenkmünzen-Umschrift eingebettete Bundesadler-Motiv der deutschen Euro-Kursmünzen. Auf der anderen Seite bildet eine Collage aus Architekturelementen, wie sie auch auf den neuen Geldscheinen zu finden sind, den Hintergrund für das zentral angeordnete Euro-Symbol „€“.

Nach diesem erneuten Erfolg wurde die regelmäßige Ausgabe deutscher 100-Euro-Goldmünzen im Gewicht einer halben Unze Feingold (999,9/1000) und mit 28 Millimetern Durchmesser beschlossen. Sie sollten fortan als Serie unter dem Thema „UNESCO Weltkulturerbe in Deutschland“ stehen. Den Anfang machte 2003 Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Das Motiv zeigt das Monogramm König Heinrichs I., das die erste urkundliche Erwähnung der Stadt im Jahr 922 besiegelte. Eingebettet in das Schriftzeichen ist die Stiftskirche als Teil des UNESCO-Welterbes.

Schön wie historische Städtetaler

2004 folgte die unverwechselbare Stadtansicht von Bamberg, die – schön wie auf einem historischen Städtetaler – beeindruckt. Im Jahr darauf wurde die Serie aus aktuellem Anlass unterbrochen: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland stand vor der Tür und der Gastgeber wollte das Sportereignis auch numismatisch gebührend würdigen. Das „Sommermärchen“ wurde vergoldet mit einem Motiv, das ein Fußballstadion aus der Vogelperspektive zeigt.

Seit dem Jahr 2006 wird die UNESCO-Serie kontinuierlich fortgeführt: „Klassisches Weimar“ lautet der Titel der dritten Welterbe-Ausgabe und führt dem Betrachter die elf Denkmäler der Stadt vor Augen, die unter dem Schutz der UNO-Kulturorganisation stehen. 2007 kam Lübeck an die Reihe. Die Ansicht des berühmten Holstentors vor der Stadtsilhouette mit den charakteristischen sieben Türmen bekam seinerzeit den 1. Preis im Gestaltungswettbewerb. Ein Jahr danach stand Goslar auf dem Programm, dessen historisches Bergwerk Rammelsberg ebenso wie die Altstadt auf der UNESCO-Welterbeliste stehen.

Weiter ging die Serie 2009 mit dem „UNESCO Welterbe Römische Baudenkmäler – Dom und Liebfrauenkirche in Trier“, mit einer Collage eben dieser historischen Bauten samt Römerbrücke über der Mosel. In Gold geprägt wurde 2010 die „Würzburger Residenz und Hofgarten“ – ein letzter Höhepunkt im künstlerischen Schaffen des Münzgestalters Dietrich Dorfstecher, der im Jahr darauf verstarb.

2011 stand die Wartburg bei Eisenach auf dem Plan, der die Bundesregierung mit der 100-Euro-Münze ein goldenes Denkmal setzte. Im Folgejahr bildete dann der Dom zu Aachen den numismatischen Höhepunkt des deutschen Münzausgabeprogramms. 2013 ging es wieder zurück in den Osten der Republik, wo das Gartenreich Dessau-Wörlitz auf der Liste des UNESCO Welterbes steht. Das südhessische Kloster Lorsch, das zu den bedeutendsten Relikten vorromanischer Baukunst in Deutschland zählt, wurde 2014 zum Gold-Euro-Motiv.

Noch in lebhafter Erinnerung ist das Design der letztjährigen 100-Euro-Goldmünze, die erstmals eine ganze Kulturlandschaft ehrt: das Obere Mittelrheintal. Sie zeigt aus der Vogelperspektive den Flusslauf zwischen Koblenz im Norden und Bingen im Süden, eingebettet in eine stilisierte Hügellandschaft.

15 Jahre Goldmünzen der Bundesrepublik Deutschland

In den 15 Jahren seit der Ausgabe der Gold-Mark 2001 haben die Goldmünzen der Bundesrepublik Deutschland die Herzen der Sammler erobert. Auch die 2010 hinzugekommene zweite Goldserie zu 20 Euro „Deutscher Wald“ und seit 2016 „Heimische Vögel“ war auf Anhieb ein Erfolg. Wer stets frühzeitig dabei war, darf sich bei diesen Premium-Kollektionen neben dem Sammelspaß zusätzlich über Sicherheit und Wertzuwächse freuen, wie sie kaum eine andere Geldanlage bieten kann.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen aller deutschen 100-Euro-Goldmünzen und zeitgenössischen Fotos im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2016.

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