Zur Erfindung der Draisine, Vorläuferin unseres heutigen Fahrrads, erscheint 200 Jahre danach im Juli 2017 eine deutsche Silber-Gedenkmünze zu 20 Euro. Das Motiv stammt von Friedrich Brenner aus Augsburg.
Vor 200 Jahren stellte der badische Tüftler Karl Freiherr von Drais seine von ihm so genannte „Laufmaschine“ vor, ein hölzernes Gefährt, das erstmals – und noch ohne Pedale – nach dem Zweiradprinzip funktionierte. Man setzte sich rittlings darauf und stieß sich mit den Füßen abwechselnd vom Boden ab. Sie gilt als Urform unseres heutigen Fahrrads und wurde nach seinem Erfinder auch „Draisine“ genannt. Seine erste öffentliche Fahrt unternahm Drais am 12. Juni 1817 von seinem Wohnhaus in Mannheim auf der zur kurfürstlichen Schwetzinger Sommerresidenz führenden Chaussee. Für die rund 14 Kilometer lange Hin- und Rückfahrt benötigte er nur knapp eine Stunde und erreichte so eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 Stundenkilometern. Damit war erstmals eine rasche Fortbewegung auch ohne Pferd möglich. Eine Alternative zum Hafer fressenden Vierbeiner war damals sehr gefragt, denn durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien 1815, dessen weltumspannende Aschewolken die Sonne verdunkelten und in der Folge zu Missernten und Hungersnöten führten, wurde auch das Tierfutter knapp und teuer.
1. Preis: Friedrich Brenner
Diesen historischen Aspekt vermittelt auch die neue 20-Euro-Silbermünze, die einmal mehr vom Augsburger Bildhauer Friedrich Brenner gestaltet wurde. So ist im Hintergrund der Rauch und Asche spuckende Vulkan angedeutet sowie eine verwaiste Kutsche ohne Zugtiere, die das durch die Klimakatastrophe ausgelöste Pferdesterben versinnbildlichen soll. Formatfüllend davor ist das fein ausgearbeitete Relief eines Draisinenreiters in biedermeierlicher Kleidung dargestellt. Die Jury im Gestaltungswettbewerb lobte den „plastisch gelungenen Entwurf“, in dessen Gesamtkonzeption sich die Typografie „sensibel einfügt“. Der stark an Brenners Adler vom Gold-Euro 2015 „Oberes Mittelrheintal“ erinnernde Wappenvogel auf der Wertseite wurde vom Preisgericht als „würdig in seiner Darstellung“ und „künstlerisch überzeugend“ beurteilt. Die Künstlersignatur aus einer Halb- und zwei Viertel-Kugeln findet sich gut versteckt als „Blüte“ auf dem grasbewachsenen Fahrweg. Die Randschrift lautet: 200 JAHRE ZWEIRADPRINZIP.
2. Preis: Agatha Kill
Die Bildhauerin und Medailleurin Agatha Kill aus dem rheinland-pfälzischen Ilbesheim, die 2003 den ersten UNESCO-Gold-Euro schuf, kam mit ihrer Arbeit auf den zweiten Platz im Gestaltungswettbewerb. Anders als Brenner konzentrierte sie sich auf die technischen Details der Drais’schen Laufmaschine und stellte die Erfindung ohne schmückendes Beiwerk in der Seitenansicht dar. Darunter platzierte sie in einem sechszeiligen Textblock erläuternde Stichworte wie „2 Stützen zum Aufstellen im Freien“ oder „Balancirbrett – Sitz mit Polster“. Das Preisgericht würdigte diesen Ansatz: „Die Entscheidung, sich auf die Laufmaschine von Karl Drais selbst als dem Beginn der Erfolgsgeschichte des Zweirades zu beschränken, ist ausdrücklich zu loben.“
3. Preis: Anna Martha Napp
Anna Martha Napp, Bildhauerin aus Maßlow bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern, konnte mit ihrer Arbeit den 3. Preis im Gestaltungswettbewerb für sich verbuchen. Die Jury befand: „Der Entwurf interpretiert die Thematik der Laufmaschine von Karl Drais in einem dreidimensionalen, lebendigen Ansatz.“ Der Betrachter schaut perspektivisch leicht schräg von oben auf die Szene, die Karl Drais mit Zylinder auf seinem Laufrad zeigt. Dies verleihe dem Relief eine besondere Dynamik und setze dadurch den Gedanken der Mobilität gut um, attestierte das Preisgericht anerkennend. Die „Schriftverteilung auf der Wertseite“ weise jedoch leichte Schwächen auf, so die Jury.
Spezifikationen: Laufmaschine von Karl Drais 1817, 2017, 20 Euro, 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte Karlsruhe (G). Die Auflagen wurden noch nicht bekanntgegeben.
Vollständiger Artikel mit Darstellung der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2016.
Friedrich Brenner stellte die Erfindung des Fahrrads in einen historischen Kontext mit dem Ausbruch des Vulkans Tambora.
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