Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Erste moderne AnlagemÜnze der Welt

50 Jahre Krügerrand

Der südafrikanische „Krügerrand“, die erste moderne Anlagemünze der Welt, ist die wohl bekannteste und meistverkaufte Goldmünze überhaupt. 2017 begeht sie ihren 50. Geburtstag, was im Ausgabeland mit großen numismatischen Würdigungen gefeiert wird.

Es ist schon eine seltene Freude, dass die Münzenwelt ein so besonderes rundes Jubiläum von internationaler Bedeutung erleben darf: Im kommenden Jahr feiert Südafrikas „Krügerrand“, der Pionier unter den heutigen Anlage- bzw. Bullionmünzen, sein fünfzigjähriges Bestehen. Er ging bereits am 3. Juli 1967 als Urversion aus exakt einer Feinunze Gold (damals ein weltweites Novum!) an den Prägestart und betrat damit numismatisches Neuland im Sinne all jener, die sich keine großen Goldbarren leisten konnten oder wollten, oder sich einfach nur für eine Goldmünze mit geringem Prägeaufschlag interessierten. Seitdem gilt der Krügerrand – trotz zwischenzeitlichem, politisch motiviertem Einfuhrverbot seitens der USA und Europa von Mitte der 1980er Jahre bis zum Ende der damaligen Apartheidpolitik Südafrikas 1994 – als meistverkaufte, allgemein anerkannte und gehandelte Goldmünze der Welt.

Eine gigantische Menge von über fünfzig Millionen Unzen soll die Rand Refinery, offizielle Prägestätte der Krügerrand-Anlagemünze und eine der international bedeutendsten Edelmetallraffinerien mit Sitz im südafrikanischen Germiston, davon bis heute produziert und vertrieben haben.

Landesvater und Gold­bergbau als Namensgeber

Kein Wunder, dass auch der Name des Krügerrands eng mit den Goldfunden in Südafrika und der Goldgräberzeit zusammen hängt. Dessen zweiter Namensteil leitet sich nämlich, ebenso wie Südafrikas Währungseinheit „Rand“, von dem im Nordosten des Landes gelegenen Höhenzug Witwatersrand her, wo ab Ende des 19. Jahrhunderts die weltweit größten Goldvorkommen gefunden wurden – und um diese gewinnbringend zu fördern, wurde der Krügerrand dann später auch mit eingeführt. Dem historischen Glücksfall der Goldfunde verdankt übrigens auch die hier im Jahr 1886 gegründete Goldgräberstadt Johannesburg ihre Entstehung.

Der erste Namensteil des Krügerrands (original und international: Krugerrand) dagegen ehrt Paul Kruger, der 1883 bis 1902 als Staatspräsident die Südafrikanische Republik (nicht zu verwechseln mit der heutigen Republik Südafrika) auf dem Gebiet der späteren südafrikanischen Provinz Transvaal regierte. Geboren wurde Stephan Johannes Paulus Kruger am 10. Oktober 1825 als Sohn deutscher Einwanderer (ursprünglicher Familienname: Krüger) in Vaalbank in der Kapkolonie. Mit dem Burentreck (von holländisch „Boer“ = Bauer) kam er 1848 nach Transvaal und übernahm dort die Führung im Freiheitskrieg 1880/81 gegen die Engländer, der drei Jahre später zur Unabhängigkeit führte. Nach Ausbruch des zweiten Burenkrieges 1899 verließ Kruger das Land und ging ins europäische Exil, wo er am 14. Juli 1904 in der Schweiz starb. Zuvor hatte er noch den berühmten Krüger-Nationalpark nordöstlich von Johannesburg gegründet, der ebenso nach ihm benannt wurde wie der Krügerrand. Entsprechend ziert sein Porträt von Anfang an die Münzvorderseite, ebenso wie die Rückseite nahezu unverändert den Springbock als südafrikanisches Nationaltier zeigt – zu den Motiven und ihren Designern siehe auch Kasten rechts.

Erweitert auf vier Ausgaben von 1/10 bis 1 Unze

Keine bzw. kaum Veränderungen gab es bislang auch bei den Spezifikationen des Krügerrands. Besonders markant ist seine 22-karätige rötliche Goldlegierung durch den ansehnlichen Kupferanteil, der die Münze härter und damit unempfindlicher macht.  Der Feingehalt von 916,7 Tausendstel ist auch als „Crown Gold“ bekannt, da die Legierung seit Jahrhunderten für die britischen Sovereigns benutzt wird.  

Auch ohne aufgeprägten Nennwert handelt es sich beim Krügerrand um ein gesetzlich verbrieftes Zahlungsmittel in Südafrika, das sich mit seinem in der Umschrift dokumentierten Edelmetallgehalt am täglichen Goldpreis orientiert. Durch den zusätzlichen Kupferanteil von knapp drei Gramm wiegt die 32,77 Millimeter große und 2,84 Millimeter dicke Ur-Ausgabe des Krügerrands, die eine Unze (= 31,1 Gramm) reines Gold enthält, rund 34 Gramm.

1980 bekam die Krügerrand-Goldunze als Reaktion auf den im Jahr zuvor eingeführten, kanadischen Konkurrenten „Maple Leaf“ (siehe Seite 20) erstmals Gesellschaft durch drei kleinere und preisgünstigere Stückelungen zu einer halben Unze sowie einer Viertel- und Zehntel-Unze Gold (Durchmesser: 27,07 / 22,06 / 16,55 mm; Dicke: 2,215 / 1,888 / 1,35 mm). Daraufhin wurde drei Jahre später die parallele Prägung der bisherigen kleineren Goldmünzen zu 1 und 2 Rand – deren Vorderseiten trugen ebenfalls das Springbock-Motiv – mit knapp vier bzw. acht Gramm Raugewicht eingestellt.

„Ping“ als Echtheitsmerkmal

Ein weiteres interessantes Erkennungsmerkmal für die Echtheit eines Krügerrands sei neben den technischen Daten auch der Klang der Münze, wenn man sie auf eine glatte Oberfläche fallen lässt. Laut Rand Refinery macht der echte Krügerrand einen klaren „Ping“-Ton – was jeder selbst vorsichtig testen kann und bestätigen wird –, während Fälschungen dagegen dumpfer klängen. Die empfehlenswerteste Methode, nicht an Fälschungen zu geraten, ist und bleibt jedoch der Kauf im vertrauenswürdigen zertifizierten Münzfachhandel, der für die Echtheit jedes Stückes bürgt.

Um Manipulationen durch Abfeilen des Randes und damit Münzverschlechterungen zu vermeiden, haben alle Krügerrand-Münzen einen geriffelten Rand. Hierbei weisen die von der Rand Refinery normal in „Stempelglanz“ geprägten Bullion-Versionen der Goldunzen 160 Randzahnungen auf, während die speziell für Sammler gefertigten Exemplare in höchster Qualität „Polierte Platte“ aus der South African Mint 220 Randzahnungen tragen. Diese hochglänzenden Krügerrands richten sich eher an Liebhaber, die gegen Aufpreis das Besondere und staatlich limitierte kleine Prägeauflagen schätzen. Bei anspruchsvollen Sammlern erfreuen sich deshalb die zuletzt jährlich herausgegebenen Krügerrand-Prestigesets und -Premiumsätze der SA Mint besonderer Beliebtheit, die beispielsweise 2006 bzw. 2010 den Krügerrand-Designern Otto Schultz und Coert Steynberg gewidmet waren.

Weltpremieren aus der South African Mint

Anlässlich des goldenen Krügerrand-Jubiläums 2017 überrascht nun Südafrikas staatliche Münzstätte die internationale Fangemeinde und kündigt ein nie dagewesenes, imposantes Sonderprogramm an. Es startet aktuell zum Jahresende mit einer offiziellen originalgetreuen Krügerrand-Nachprägung, die mit den Prägestempeln der Ur-Goldunze von 1967 passend zum Ausgabeanlass genau 1967 Mal als „Vintage Krügerrand“ erscheint („Vintage“ kann hier mit „erlesen“ oder „Klassiker“ übersetzt werden). Zur Unterscheidung vom historischen Original trägt die Nachprägung zusätzlich als Besonderheit das von der SA Mint zum goldenen Jubiläum entworfene Münzzeichen. Es besteht aus der zentralen Jubiläumszahl „50“ mit umlaufendem Schriftzug „ANNIVERSARY“ und „YEAR“ (Geburtstag und Jahr) sowie den Jubiläumsdaten „1967–2017“.

Zum Jubiläum: der kleinste Krügerrand aller Zeiten

Ebenfalls noch Ende 2016, jedoch bereits mit Jahreszahl 2017, erscheint außerdem eine weitere numismatische Weltpremiere, die bereits im letzten Heft angekündigt wurde: den mit acht Millimetern kleinsten Krügerrand aller Zeiten in 1/50 Unze Gold! Diese Münze passt in die beliebte Kollektion „Kleinste Goldmünzen“ und ist für alle gedacht, die reines Gold besitzen wollen, ohne dafür ein halbes Vermögen ausgeben zu müssen. Jetzt gehört also auch der Anlagemünzen-Pionier dazu.

Zu den Gerüchten über weitere neue Sonderstückelungen und Prägemetalle des Krügerrands im Jubiläumsjahr 2017 werden konkrete Informationen auf der kommenden World Money Fair Anfang Februar in Berlin erwartet, deren Ehrengastland diesmal Südafrika ist. Wir berichten ausführlich in unserem März/April-Heft 2/2017.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember2016.

Krügerrand-Designer Schultz und Steynberg

Die historischen Wurzeln der 1967 eingeführten, weltberühmten Krügerrand-Goldmünze Südafrikas sind eng mit Deutschland verknüpft. Den Grund hierfür liefert das Bildmotiv der einen Münzseite, die in der Umschrift den Landesnamen in zwei – von insgesamt elf – südafrikanischen Amtssprachen nennt: „Suid Afrika“ in Afrikaans (basierend auf einem südniederländischen Dialekt) und Englisch „South Africa“. Die abgebildete seitliche Porträtbüste von Präsident Paul Kruger hatte nämlich der Berliner Medailleur Otto Schultz (1848–1911) bereits 75 Jahre vor dem Krügerrand entworfen. Schultz galt im Deutschen Kaiserreich als renommierter Münzgraveur, der unter anderem die neuen Standard-Wappenseiten der Silbermünzen zu 1 bis 5 Mark ab 1891 sowie der 10- und 20-Mark-Goldmünzen ab 1890 entwarf.


Kurz darauf ließ dann 1892 die unabhängig werdende Südafrikanische Republik unter Führung Paul Krugers neue Kursmünzen mit dem Profil ihres Präsidenten in der Berliner Münzstätte (damaliger Standort in der Unterwasserstraße) prägen, womit deren Medailleur Otto Schultz beauftragt wurde. Seine Kruger-Büste erschien ab 1892 auf Kursmünzen – noch nach britischem Währungsvorbild – zu 1 Penny in Bronze, 3 und 6 Pence sowie 1, 2, 2 ½ und 5 Shillings in Silber sowie ½ und 1 Pfund in Gold. Mit Einführung des Krügerrands wurde das Münzporträt für die neue Anlagemünze übernommen, die sie seit nunmehr fünf Jahrzehnten ziert.

Springbock-Motiv bereits für 1947er Münze entworfen

Eine weitere südafrikanische Ikone, in dem Fall das Nationaltier, ist Motiv der anderen Krügerrand-Seite: der Springbock, eine einheimische gazellenartige Antilope, zu deren Lebensraum – wie auf dem Münzmotiv skizziert – offene Graslandschaften gehören. Die Münzdarstellung macht dem Namen der Tierart alle Ehre und zeigt einen Springbock mit allen vieren abgehoben im Sprung. Rechts darunter verweisen die Initialen „CLS“ auf den südafrikanischen, mehrfach ausgezeichneten Bildhauer Coert Lorens Steynberg (1905–1982), von dem der Entwurf stammt. Zu dessen bekanntesten Werken zählt die Statue des portugiesischen Seefahrers Bartolomeu Dias, der 1488 als erster Europäer das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas umsegelte.



Auch Steynbergs numismatisches Meisterstück, das Springbock-Motiv auf dem Krügerrand, war – wie die Kruger-Büste – bereits für eine frühere Münze Südafrikas entworfen und geprägt worden. In dem Fall handelte es sich um die silberne 5-Shilling-Gedenkmünze von 1947 anlässlich des Besuchs von König George VI. (Abb oben). Danach erschien das Nationaltier auf weiteren Münzen des Landes, zum Beispiel in Gold auf dem Pfundstück (1952–1960) oder in neuer Landeswährung zu 1 und 2 Rand (1961–1983), bis Steynbergs Springbock-Design ab 1967 zum Markenzeichen des Krügerrands wurde. In der Umschrift darüber wird der Münzname „Krugerrand“ genannt, während unten der Edelmetallgehalt aufgeprägt ist. Im Fall des Klassikers aus einer Unze Feingold: FYNGOUD 1 OZ FINE GOLD. Interessant und für Anlagemünzen ungewöhnlich ist auch die durch das Bildmotiv mittig geteilte Jahreszahl, sodass 2017 beispielsweise links „20“ steht und am rechten Rand „17“.

© DEUTSCHES MÜNZEN MAGAZIN - Alle Rechte vorbehalten