Das Motiv der zusätzlich ins bundesdeutsche Ausgabeprogramm aufgenommenen 2-Euro-Gedenkmünze zum 100. Geburtstag von Altkanzler Helmut Schmidt ist jetzt beschlossene Sache.
Länger wurde hinter den Kulissen darum gerungen, dann stand Ende letzten Jahres der Beschluss: Zum 100. Geburtstag des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt wird es im Jahr 2018 eine deutsche Gedenkmünze geben. Dem Wunsch zahlreicher prominenter und weniger prominenter Bürger nach einer offiziellen numismatischen Ehrung dieses großen (SPD-) Staatsmannes mochten sich auch der amtierende CDU-Finanzminister und seine ebenfalls christdemokratische Chefin im Kanzleramt nicht verwehren.
Auch viele Leser des Deutschen Münzen Magazins hatten sich eine solche Münze auf den über alle Parteigrenzen geschätzten Politiker gewünscht, wie aus einer Umfrage im Mai- Heft 2016 hervorging. Dass es nun keine 20-Euro-Silbermünze, sondern ein Doppeleuro mit 30 Millionen Auflage wird, macht die Sache münzgeschichtlich noch interessanter. Denn der Nennwert erinnert an die 2- Mark-Stücke der Bundesrepublik, die als „heimliche Gedenkmünzen“ eine richtiggehende Politikerserie bildeten – von Konrad Adenauer bis Willy Brandt. Und vielleicht feiert sie ja mit 2 Euro Nennwert ihre Wiederauferstehung. Anlässe und Parteiproporz in den kommenden Jahren würden jedenfalls passen: Nach Helmut Schmidt 2018 werden 2019 und 2020 die 100. Geburtstage der Altbundespräsidenten Walter Scheel (FDP) und Richard von Weizsäcker (CDU) begangen. Man darf gespannt sein, ob auch sie aus diesem Anlass zu (2-Euro-) Münzehren kommen.
Ehrung für den Altbundeskanzler
Helmut Schmidt war eine der herausragendsten Persönlichkeiten Deutschlands und einer der ganz Großen auf der politischen Weltbühne. Der SPD-Politiker hat die Bundesrepublik geprägt wie kaum ein anderer: als Senator in Hamburg, als Bundesminister unter Willy Brandt und von 1974 bis 1982 als Bundeskanzler. Er starb am 10. November 2015 im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg. Bis zuletzt war der leidenschaftliche Raucher in Fernseh- Talkshows und öffentlichen Debatten präsent und kommentierte kompetent die großen Fragen der Zeit. In verschiedenen Umfragen wurde er von einer Mehrheit der Deutschen zum bedeutendsten Kanzler seit Gründung der Bundesrepublik gewählt – noch vor Konrad Adenauer.
Den Grundstein für seinen Ruf als pragmatischer „Macher“ legte Schmidt bereits in seiner Zeit als Polizeisenator von Hamburg, der sich bei der Hochwasserkatastrophe 1962 als energischer Krisenmanager profilierte. Am 17. Februar 1962 riss Schmidt alle Entscheidungsvollmachten an sich und koordinierte die Rettungsmaßnahmen, wobei er seine Kompetenzen weit überschritt. So als er die Bundeswehr zu Hilfe rief, die zu diesem Zeitpunkt verfassungsgemäß gar nicht für zivile Einsätze zur Verfügung stand.
Durch seine zupackende Art empfahl sich der SPD-Politiker erfolgreich auch für bundespolitische Aufgaben. Überschattet war Schmidts Amtszeit als Bundeskanzler vom Terror der Rote Armee Fraktion (RAF), der mit der Entführung und späteren Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im Herbst 1977 seinen traurigen Höhepunkt erreichen sollte. Legendär wurde die unnachgiebige Haltung Schmidts gegenüber den Terroristen bei der Erstürmung der gekaperten Lufthansamaschine Landshut in Mogadischu durch die Sondereinheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes.
Auch Jahrzehnte nach Beendigung seiner Kanzlerschaft konnte sich Helmut Schmidt eine parteiübergreifend hohe Popularität erhalten und sein Rat als „Elder Statesman“ war in der Öffentlichkeit bis zu seinem Tod am 10. November 2015 gefragt.
Fein modellierter Entwurf von Bodo Broschat
Sieger im Gestaltungswettbewerb für die 2-Euro-Gedenkmünze wurde der Berliner Graveurmeister und Medailleur Bodo Broschat. Sein Entwurf zeigt ein Porträt des Staatsmannes, das durch dessen rechte Hand im Vordergrund, mit der Schmidt als begnadeter Redner stets seine Worte unterstrich, noch an Präsenz gewinnt. Fast ist man gewillt, sich eine Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger dieser Hand vorzustellen, die das Abbild noch Schmidt-typischer gemacht hätte. Aber zeitgemäß wäre das nicht gewesen. Und auch der „Vater des Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard wurde bekanntlich vor 17 Jahren ohne seine obligatorische Zigarre auf einer 2- DM-Münze dargestellt.
Das Preisgericht, dem auch die Wirtschaftsjournalistin Dr. Susanne Schmidt, Tochter von Loki und Helmut Schmidt, angehörte, lobte den Entwurf, der „durch eine außerordentlich lebendige Darstellung“ besteche. Und wörtlich weiter: „Helmut Schmidt erscheint in einer für ihn typischen Haltung: im Dialog mit seinem Gegenüber. Das Porträt ist sensibel und fein modelliert“.
2. Platz: Nachrücker
Wie bei deutschen 2-Euro-Gedenkmünzen üblich, gibt es offiziell keinen 2. und 3. Preis im Designwettbewerb, dafür einen „Nachrücker“. Dieser Entwurf stammt diesmal von der Künstlerin Marianne Dietz, ebenfalls aus Berlin. Sie stellt den Jubilar durch ein mittig angeordnetes Kopfbildnis dar, das vom Kreis mit den zwölf Europasternen und einer Umschrift mit Ausgabejahr, Namen und Lebensdaten umrahmt ist. Die Jury war voll des Lobes für das vorgelegte Gipsmodell: „Der Entwurf verrät eine sehr gute physiognomische Durchdringung der Persönlichkeit des Geehrten und ist ein gutes Beispiel für ein gelungenes Münzporträt im 21. Jahrhundert.“
Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2017.
2-Euro-Gedenkmünze zum 100. Geburtstag von Helmut Schmidt: lebensechtes Porträt in typischer Pose, gestaltet von Bodo Broschat aus Berlin.
Entwurf von Marianne Dietz als Nachrücker auf Platz 2.
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