Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Juli/August 2017

5 Euro mit Polymerring: Hohe Nachfrage treibt den Preis

Ein millimeterfeiner Plastikring macht eine ganz normale, millionenfach geprägte Bimetallmünze zur „Weltsensation“. Mit diesem Superlativ präsentierte letztes Jahr das sonst eher zurückhaltend formulierende Bundesfinanzministerium das neue 5-Euro-Stück „Blauer Planet Erde“. Und das war keineswegs übertrieben, denn der lichtdurchlässige, farbige Polymerring ist ein Alleinstellungsmerkmal dieser Münzspezifikation, die es so zuvor nicht gab. Ursprünglich zur Verbesserung der Fälschungssicherheit entwickelt, wurde der Leuchtring zum Synonym für innovative Münztechnik, die nun zunächst bei einer Sammlermünze ihre Feuerprobe bestehen muss.

Selten zuvor berichteten die Massenmedien derart euphorisch über eine Münzneuheit und priesen sie als den von vielen schmerzlich vermissten modernen „Heiermann“. Diese Medienpräsenz, erstmals begleitet auch noch von einer gelungenen Werbekampagne mit YouTube-Video, eigener Facebook-Seite und Zeitungsanzeigen, verfehlte ihre Wirkung nicht. Weit über die normale Sammlerschaft hinaus wurde so die neue 5-Euro-Münze in großen Teilen der Bevölkerung populär. Das wiederum hatte eine enorme Nachfrage zur Folge, was die Preise förmlich explodieren ließ.

Und jetzt nahm der Zug erst richtig Fahrt auf. Wertsteigerungen um das Acht- bis Zehnfache innerhalb weniger Monate machten – gerade in Zeiten von Null-Zinsen – auch Nichtsammler und Spekulanten hellhörig. Im Internet entstand ein wahrer Hype um diese Zaubermünze, die nicht nur schön und innovativ, sondern auch noch wertvoll ist. Dann die Fortsetzung der Serie: Anfang Februar 2017 wurde auf der World Money Fair die „Tropische Zone“ präsentiert. Es ist die Erstausgabe des neuen Fünf-Jahres-Programms „Klimazonen der Erde“ und hat einen Polymerring, der – je nach Prägestätte – in fünf verschiedenen Rottönen leuchtet.

Die Auflage in Normalprägung wurde trotz der Riesennachfrage bei zwei Millionen gehalten, lediglich die Sammlerversion in „Spiegelglanz“ wurde leicht um 50.000 auf jetzt 350.000 erhöht. Sie konnte erstmals am Eröffnungstag der Berliner Münzenmesse bestellt werden – mit der Folge, dass die Computernetze der Versandstellen unter dem Ansturm zeitweise zusammenbrachen und die Auflage dennoch nach zwei Tagen restlos ausverkauft war.

Am 27. April brachte schließlich der offizielle Erstverkaufstag der Münze den erwarteten Run auf die Bundesbankfilialen und alle Anbieter, die die Münze sonst noch verkauften. Impressionen dazu in unserer Titelgeschichte. Viel Spaß bei der Lektüre.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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