Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Januar/Februar 2018

Originalverpackungen von Münzen: Weniger ist mehr

Wohin mit all den Blistern und Einzelkassetten, die als Originalverpackung von den Münzämtern und Prägestätten ausgegeben werden? Diese Frage hat Rudi Bachmann aus dem rheinland-pfälzischen Altrip im Leserforum unserer letzten Ausgabe aufgeworfen und damit offenbar ein Problem angesprochen, das viele Münzensammler umtreibt. Die Resonanz auf den Leserbrief jedenfalls war sehr rege. Einige der Zuschriften zu diesem Thema haben wir auszugsweise in Heft 1/2018 veröffentlicht.

Die Tendenz ist eindeutig: Viele Sammler fühlen sich von der Flut opulenter Münzverpackungen geradezu erschlagen. Wer als Deutschlandsammler bei Gold oder 5 Euro in „Spiegelglanz“ jeweils alle fünf Prägezeichen besitzen will oder mehrere Münzen von jeder Ausgabe zur Geldanlage hortet, weiß oft nicht mehr, wohin mit den vielen Einzelkassetten. Besonders die innovative Pappschatulle der neuen Gold-Fünfziger (Erstausgabe: „Lutherrose“) wird als zu voluminös kritisiert. Lediglich die goldenen 20-Euro-Reihen machen eine Ausnahme: Für sie wurden jeweils Sechser-Kassetten für die ganze Serie entwickelt. Lobend erwähnt wird im Leserforum auch die platzsparende Blisterverpackung der Jahreszusammenstellungen deutscher Silbermünzen: „Zehn Jahressets beanspruchen im Regal gerade einmal sechs Zentimeter Länge“, schreibt da einer.

Der Versandhandel hat sich auf die Wünsche der Sammler schon lange eingestellt und liefert zu speziellen internationalen Themen- oder Motivkollektionen gleich das passende Aufbewahrungsmittel dazu – häufig exklusiv gestaltete Alben oder Kassetten, in die alle dazugehörigen Stücke passen und die im Idealfall auch noch ein Extrafach für etwaige Echtheits-Zertifikate besitzen.

Viele Sammler originalverpackter Münzen greifen dagegen zur Selbsthilfe und befreien die Pretiosen (bis auf die Klarsichtkapsel) aus ihrer „amtlichen“ Umhüllung, um sie, wie früher, in klassischen Münzkassetten oder -alben aufzubewahren. Jeder, der das tut, sollte allerdings bedenken, dass bei einem möglichen späteren Verkauf der Sammlung die einzelnen Stücke in der Regel einen besseren Preis erzielen, wenn sie sich in ihrer Originalverpackung befinden. Deshalb sei empfohlen, die ganzen Klappfolder und Boxen aufzubewahren. Irgendwo auf dem Speicher oder im Abstellraum wird sich schon ein Plätzchen dafür finden – in einen einzigen Umzugskarton passen schließlich Hüllen und Schächtelchen eines halben Sammlerlebens.

Aber vielleicht liest diese Zeilen ja auch ein für die Münzausgabe Verantwortlicher und erbarmt sich. Denn was die Verpackung angeht, sind sich die ernsthaften Münzensammler in Deutschland anscheinend ziemlich einig: Weniger ist mehr!

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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