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20-Euro-Silbermünze 2019

100 Jahre Frauenwahlrecht

Im Januar 1919 durften Frauen in Deutschland zum ersten Mal reichsweit wählen und gewählt werden. Zum 100. Jahrestag dieses historischen Ereignisses erscheint 2019 eine 20-Euro-Gedenkmünze aus Silber.

Das Frauenwahlrecht in Deutschland fiel nicht vom Himmel. Es musste gegen viele Widerstände und Vorurteile hart erkämpft werden. Nicht einmal die Frauen selbst waren sich einig, die vielfach an ihre „natürliche Bestimmung“ glaubten, sich von der Politik fern hielten und ihren Platz bei Kindern, Haus und Herd sahen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen dann vor allem sozialistisch gesinnte Frauen sich verstärkt für die Gleichberechtigung zu engagieren. Schließlich mit Erfolg. Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkriegs und Gründung der Weimarer Republik trat am 30. November 1918 ein neues Gesetz mit dem allgemeinen aktiven und passiven Wahlrecht für Frauen in Kraft. Erstmals deutschlandweit ausgeübt wurde es bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919.

1. Preis: Anne Karen Hentschel

Eine 20-Euro-Silbermünze der Bundesrepublik gedenkt 2019 dem 100. Jahrestag dieses Marksteins in der Geschichte der deutschen Frauenbewegung. Der Entwurf stammt von der in Köln geborenen Bildhauerin Anne Karen Hentschel, die in Bremen lebt und arbeitet. Münzensammler kennen sie von den Silber-Zwanzigern „1000 Jahre Leipzig“ (2016), sowie „Froschkönig“ und „800 Jahre Rostock“ vom Januar und Mai dieses Jahres. Auf ihrem aktuellen Entwurf versinnbildlicht sie den Kampf ums Frauenwahlrecht durch eine Gruppe weiblicher Demonstranten, die auf den Betrachter zulaufen und deren Transparente die Inschrift zum Ausgabeanlass tragen: „100 Jahre Frauenwahlrecht“. An der Mode kenntlich werden dabei Frauen aus verschiedenen Zeiten gezeigt, woraus die Jury im Gestaltungswettbewerb folgert: „Die Arbeit gedenkt damit sowohl der demokratischen Errungenschaft des Frauenwahlrechtes 1919 als auch der Dynamik, die bereits 1908 mit der Aufhebung der Vereinsgesetze, die Frauen an politischer Betätigung hinderten, begann.“ Das Gipsmodell sei, so das Preisgericht weiter, „plastisch überzeugend, die Typographie klar und einprägsam.“

Die Randschrift: „HERAUS MIT DEM FRAUENWAHLRECHT“ stammt von einem Plakat zum Frauen-Tag 1914 (siehe Foto links), auf dem für dieses Staatsbürgerrecht demonstriert wurde.

2. Preis: Sebastian Reichel

Ein eindrucksvolles Beispiel für den optischen Gleichklang von Vorder- und Rückseite einer Münze lieferte der Designer Sebastian Reichel ab, der wie so viele Nachwuchstalente in Sachen Münzgestaltung die Weißensee Kunsthochschule in Berlin absolviert hat. Sein Entwurf erhielt den 2. Preis und zeigt eine Frau in Siegerpose, die triumphierend eine zerrissene Kette emporreckt. Anerkennend merkt die Wettbewerbs-Jury an: „Das Motiv greift das Logo des deutschen Verbandes für Frauen-Stimmrecht gekonnt auf. Es besticht durch die kraftvolle Körpersprache der Frauenfigur. Der Strahlenkranz, der interessante Lichteffekte erzeugt, wird in der Gestaltung des Gefieders des Adlers gespiegelt. Die grafische Korrespondenz von Bild- und Wertseite ist gestalterisch herausragend ausgearbeitet.“

3. Preis: Katrin Pannicke

Auf Platz 3 im Designwettbewerb, zu dem zwölf Künstlerinnen und Künstler eingeladen waren, kam Katrin Pannicke aus Halle an der Saale. Auch ihr Entwurf überzeugte die Jury „durch die klar durchkomponierte Bild- und Wertseite.“ Gezeigt wird eine mit wenigen Linien skizzierte Frauengestalt im langen Kleid bei der Abgabe eines Stimmzettels. Dabei wiederholt sich die hintere Kontur mehrfach und erzeugt so grafisch den Eindruck einer eiligen Vorwärtsbewegung Richtung Wahlurne.

Spezifikationen: 100 Jahre Frauenwahlrecht, 2019, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte München (D), Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekanntgegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2018.

Demonstrantinnen kämpfen fürs Frauenwahlrecht: Dieses plakative Motiv von Anne Karen Hentschel siegte im Gestaltungswettbewerb.

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