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Silber-Gedenkmünze „100 Jahre Bauhaus"

Erlebniswelt im Miniaturformat

Nächstes Jahr feiert Deutschland das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses, jener legendären Hochschule für Gestaltung, die 1919 in Weimar eröffnet wurde. Eine 20-Euro-Münze aus Sterlingsilber würdigt das Ereignis.

Die Namensliste der Bauhaus-Protagonisten liest sich wie das Who’s Who der neueren deutschen Kunstgeschichte: Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Mies van der Rohe, Oskar Schlemmer... Sie waren „Meister“ der gefeierten Kunsthochschule aus Weimar (später Dessau und Berlin), die mit funktionalem Design und modernem Bauen eine ganze Epoche geprägt hat – national wie international. Der Traum von der Einheit aus Kunst und Kunstgewerbe, Architektur und Design, Tanz und Theater gibt bis heute Impulse für unser Kulturschaffen wie für unsere Lebenswelten.

2019 erscheint zum 100. Gründungsjubiläum der Kunstschule eine 20-Euro-Silbergedenkmünze. Eine Silbermünze zum Thema Bauhaus? War da nicht was? Richtig! Bereits 15 Jahre zuvor gab es in Deutschland eine solche Gedenkmünze, damals noch zu 10 Euro. Sie würdigte – ohne konkreten Anlass – die Ideen und Verdienste des Bauhauses Dessau. Nicht nur beim Thema, auch bei der Gestaltung beider Münzen gibt es eine Verbindung: Die Prägung von 2004 wurde von Altmeister Heinz Hoyer aus Berlin kreiert, die Ausgabe 2019 stammt von seinem Schüler Bastian Prillwitz (siehe Interview Seite 20).

1. Preis: Bastian Prillwitz

Im Mittelpunkt des aktuellen Entwurfs steht eine Treppe mit drei Figuren, deren Vorbild unschwer zu erkennen ist: das Gemälde „Bauhaustreppe“ (1932) von Oskar Schlemmer. Unten wird mit dem Gebäude der Kunstschule in Weimar die Frühzeit des Bauhauses angedeutet, rechts findet sich das Bauhaus Dessau mit seinem charakteristischen senkrechten Schriftzug und oben wird mit den markanten Sheddächern des Bauhaus-Archivs in Berlin die kurze Endphase des Bauhauses in der deutschen Hauptstadt symbolisiert – ehe die Hochschule 1933 aufgelöst wurde. Daneben sind auf dem Münzmotiv Alltagsgegenstände wie Tischlampe, Schwingsessel oder Teekanne abgebildet sowie geometrische Formen (Quadrat, Kreis, Dreieck), die für den schnörkellosen Bauhausstil stehen. Das Preisgericht lobt: „Die Münze gerät durch diese inhaltliche Vielschichtigkeit zu einer Erlebniswelt im Miniaturformat, die den Betrachter durch 100 Jahre Bauhaus begleitet. Der gestalterische Fokus der Wertseite liegt auf einer symmetrischen Gesamtanmutung, die im Detail durch dezent eingesetzte typografische Gewichtungen und den würdevollen Adler sehr ausgewogen erscheint.“

Die Randschrift lautet „DIE WELT NEU DENKEN“, das Motto der Jubiläumsfeiern 2019. Ergänzt wird die Schrift durch Dreieck, Quadrat und Kreis, die klassischen Bauhaus-Formen.

2. Preis: Anna Steinmann

Der zweitplatzierte Entwurf im Gestaltungswettbewerb stammt von Anna Steinmann aus Berlin, der die Jury durch „spannungsreiche Komposition und grafische Ruhe“ überzeugte. Das Motiv zeigt ebenfalls die drei Stationen der 14-jährigen Bauhaus-Ära: das Musterhaus „Am Horn“ in Weimar, den Werkstättentrakt in Dessau und das Bauhaus-Archiv Berlin. Und auch hier tauchen wieder die drei Primärformen der Bauhausgestaltung – Quadrat, Kreis und Dreieck – auf. Wie auf der Bauhaus-Münze von 2004 ist der originale Dessauer Bauhausschriftzug gleichzeitig Teil des Münztitels.

3. Preis: Michael Otto

Mit dem 3. Preis wurde ein Gipsmodell von Michael Otto aus Rodenbach ausgezeichnet, das eine charakteristische Außenansicht des Bauhaus-Archivs in Berlin präsentiert. Der Museumskomplex mit seinem „Fabrikhallen-Dach“ im Bezirk Tiergarten wurde 1964 noch von Bauhaus-Gründer und Architekt Walter Gropius entworfen und nach seinem Tod in den 1970er-Jahren erbaut. Das Preisgericht im Münzwettbewerb stellt anerkennend fest: „Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch eine reduzierte Formensprache aus, die dem Bauhausgedanken entspricht. Damit sind typische repräsentative und wiedererkennbare Elemente der Schule des Bauhauses aufgegriffen.“

Spezifikationen: 100 Jahre Bauhaus, 2019, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte Hamburg (J), Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekanntgegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2018.

Mit diesem Entwurf gewann Bastian Prillwitz den Gestaltungswettbewerb „100 Jahre Bauhaus“.

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