Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Historische Münzen für Sammler und Anleger

Wertvolle Zeitzeugen der Geschichte

Viele historische Münzen sind durchaus erschwinglich und beileibe kein Buch mit sieben Siegeln. Man muss sich nur etwas Zeit nehmen und sich ausführlicher damit
beschäftigen. Dann stellen sie langfristig eine durchaus lohnende Wertanlage dar.

Das Sammeln historischer Münzen ist eine faszinierende Freizeitbeschäftigung, denn diese Originale sind Zeitzeugen längst vergangener Epochen. Und während andere Hobbys nur Geld kosten, kann diese Liebhaberei so ganz nebenbei auch durchaus lukrativ sein, wie zahllose Beispiele belegen. Viele Münzensammler haben schon beachtliche Familienschätze zusammengetragen, die über Generationen vererbt werden. Historische Münzen haben sich als perfektes Wertaufbewahrungsmittel erwiesen, das allen Inflationen und Krisen trotzt.

In Zeiten von Währungskrisen, Null-Zinsen und „Brexit“, von überteuerten Immobilien und einer Achterbahnfahrt der Börsen suchen die Menschen mehr denn je nach Sicherheit und Berechenbarkeit bei der Geldanlage. Wem auch Edelmetalle als „sicherer Hafen“ wegen ihrer schwankenden Kurse noch suspekt sind, der sollte einmal über den Kauf historischer Münzraritäten nachdenken. Denn diese Antiquitäten haben nicht nur innere Werte in Form von Gold und Silber, sondern darüber hinaus einen Sammlerwert, der den reinen Edelmetallwert in aller Regel um Längen schlägt. Bestes Beispiel ist ein goldener Jakobslöser aus Braunschweig-Wolfenbüttel von 1625, der bei knapp 60 Gramm Gewicht einen Materialwert von rund 2000 Euro besitzt. Er wurde auf einer Auktion im Jahr 2015 für umgerechnet 911500 Euro versteigert! Ein solches Museumsstück ist natürlich eher nicht für den normalen Sammler geeignet. Aber es zeigt, dass bei echten Raritäten der Liebhaberwert in schwindelerregende Höhen gehen kann. Dabei ist seit Jahrzehnten der Trend zu beobachten, dass ohnehin schon teure Stücke stetig weiter im Wert steigen. Ein Limit scheint es nicht zu geben.

Für den „kleineren Geldbeutel“ ist beispielsweise das erste 1-Rand-Stück aus Südafrika, geprägt 1961–1983, ein attraktives historisches Investmentobjekt. Es gilt als Vorläufer des Krügerrands, der berühmtesten Anlage-Goldmünze der Welt. Oder die „Venus in den Wolken“, mit der der österreichische Kaiser Franz Joseph I. zum 60. Thronjubiläum die Liebe zu seiner verstorbenen Frau Sisi 1908 auf einer 100-Kronen-Münze idealisierte. Dieses Goldstück hat nicht nur ein wunderschönes Motiv sondern, bedingt durch seine Seltenheit, auch einen Sammlerwert, der ein Vielfaches des reinen Edelmetallpreises beträgt. Die Abbildungen auf diesen Seiten zeigen weitere Beispiele.

Oft sind es aktuelle Ereignisse, die bestimmte Münzen stärker in den Fokus des Sammlerinteresses rücken lassen. Die 5-Reichsmark-Münze „Garnisonkirche“ von 1934 etwa wurde dieses Jahr zum Medienstar, als sich der von dem damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht erteilte Befehl zur Sprengung des Potsdamer Gotteshauses zum 50. Mal jährte. Der 100. Jahrestag des Endes des Deutschen Kaiserreichs brachte 2018 die letzte Goldmünze von Kaiser Wilhelm II. in den Mittelpunkt des Interesses. Und mit Blick auf die folgende Ära der Weimarer Republik wird wohl nächstes Jahr die 3-Reichsmark-Gedenkmünze von 1929 „10. Jahrestag der Weimarer Reichsverfassung“ besonders gefragt sein, wenn sich der damalige Prägeanlass am 11. August 2019 zum 100. Mal jährt.

Lebendige Geschichte(n)

Der größte Zauber, der von historischen Münzen ausgeht, liegt – abgesehen von möglichen Wertsteigerungschancen – in der Tatsache begründet, dass es sich hier um echte Originale handelt, die man tatsächlich selbst besitzen kann. Sie lassen Geschichte und Geschichten lebendig werden. So wie jener silberne Denar (2 v.Chr.–4 n.Chr.) aus dem römischen Kaiserreich mit dem Porträt von Kaiser Augustus, der zu Beginn der christlichen Zeitrechnung die berühmte Volkszählung befahl, an der auch Maria und Josef in Bethlehem teilnahmen. Was könnte authentischer die Weihnachtsgeschichte illustrieren? Überrascht ein Sammler seine Familie unterm Christbaum mit dieser Münze, wird jeder fasziniert sein, denn, wer weiß: Vielleicht hat sie Herodes oder einer der drei Weisen aus dem Morgenland schon persönlich in der Hand gehabt.

Mehr als bloße Zahlungsmittel

Münzen waren schon immer mehr als bloße Zahlungsmittel. Bereits in der Antike dienten sie als „Zeitung“ für das Volk. Die Herrscher teilten ihren Untertanen in geprägter Form wichtige Neuigkeiten mit. Vor allem mit ihren militärischen Siegen und zahlreichen Ehrentiteln wollten sie die Untertanen beeindrucken. Auch später dienten Münzen dem Repräsentationsbedürfnis der Münzherren. So setzten die Taler ab Mitte des 17. Jahrhunderts praktisch allen wichtigen Ereignissen der vielen Herrscherhäuser in Deutschland ein bleibendes Denkmal. Geburt, Taufe, Hochzeit, Regierungsantritt und Tod eines Regenten oder seiner Familienangehörigen, aber auch Friedensschlüsse, Schlossbauten und Ordensverleihungen lieferten Prägethemen. Heiligendarstellungen geistlicher Münzherren und vor allem die liebevoll gravierten Stadtansichten trugen zum Motivreichtum und zu einer ungeheuren Popularität der Taler bei. Barocke Allegorien und die Verwendung von Symbolen, künstlerisch überhöht, machten diese Münzen zu den „meistgelesenen Medien”.

Dem Sammler sind einige dieser geprägten Antiquitäten bis heute bewahrt geblieben. Viele davon sogar in erstaunlich guter Erhaltung, was damit zu tun hat, dass gerade schön gestaltete, großformatige Edelmetallmünzen schon immer gerne gesammelt wurden und deshalb unter der Abnutzung im Geldumlauf nicht so stark gelitten haben.

Antike Silbermünze für weniger als 100 Euro

Wenn der Wunsch, sich mit historischen Originalen näher zu beschäftigen, übermächtig wird und die anfängliche Schwellenangst vertreibt, stellen die meisten fest: Viele dieser Stücke sind ja gar nicht unerschwinglich. Und so kompliziert, wie anfangs gedacht, ist das Ganze ja auch nicht. Man muss nur den ersten Schritt wagen. Wer hätte gedacht, dass man eine echte, 2000 Jahre alte Silbermünze aus dem antiken Rom, oder einen Groschen, der vier Jahrhunderte überdauerte, schon für unter 100 Euro bekommen kann? Einen Anfang zu machen, ist also gar nicht so schwer.

Raritäten-Kauf ist Vertrauenssache

Aber Vorsicht: Es gibt viele „Blender“ bei historischen Münzen. Sie funkeln und glänzen wie neu und sind besonders schön anzusehen. Oft sind diese Stücke aber unsachgemäß gesäubert oder gar poliert, und haben dadurch einen erheblichen Teil ihres Werts verloren. Davon sollte man die Finger lassen. Und es gibt noch einige weitere Tretminen auf dem Weg zu einer wertvollen Sammlung historischer Originale – von der Hehlerware bis zur schlichten Fälschung. Sinnvoll ist deshalb in jedem Fall die fachmännische Unterstützung durch einen Münzhändler Ihres Vertrauens. Er wird Sie beraten und ist auch später noch greifbar, wenn so manch ein windiger Internet- oder Flohmarkthändler längst über alle Berge ist. Professor Dr. Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, formulierte das im Interview mit dem Deutschen Münzen Magazin so: „Wenn die Frage eines steigenden Wiederverkaufswerts im Vordergrund steht, sollte man sich in jedem Fall an einen seriösen Münzhändler wenden, der die Echtheit der von ihm verkauften Stücke garantiert und sie gegebenenfalls auch wieder zurücknimmt, falls es irgendwelche Probleme gibt.“


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2018.

Interview mit dem Direktor des Berliner Münzkabinetts, Professor Dr. Bernhard Weisser

„Geschichte im wortwörtlichen Sinn begreifen“

Deutsches Münzen Magazin: Was macht für Sie den besonderen Reiz aus, historische Münzen zu sammeln?

Professor Dr. Bernhard Weisser: Historische Münzen sind Primärquellen, das bedeutet, sie sind, anders als die Erzählungen von Geschichtsschreibern wie Herodot und Tacitus, unmittelbare Zeugnisse aus der jeweiligen Vergangenheit. Sie spiegeln die Gedanken, die der Auftraggeber seinen Mitmenschen vermitteln wollte. So wissen wir zum Beispiel von Brutus, dem Cäsar-Mörder, aus den Schriftquellen nur, wie er von seinen Gegnern gesehen wurde. Es gibt aber Münzen von ihm, auf denen er sich selbst als Befreier der römischen Republik von der Tyrannei des Cäsar darstellte. Ein Freund von mir hat sich für die Geschichte von Kaiser Trajan interessiert noch bevor er begonnen hat, Münzen zu sammeln. Dann hat er irgendwann gesehen, dass man mit relativ geringen Mitteln eine gute Sammlung trajanischer Denare aufbauen kann und hat am Ende eine schöne Kollektion mit 120 Stücken zusammengehabt, die er dann in einer Notlage als geschlossene Gruppe erfolgreich über ein renommiertes Auktionshaus wieder verkaufen konnte. Aber wichtiger als dieser materielle Gewinn war die Beschäftigung mit der Architektur, mit der Geschichte, mit den Feldzügen des Trajan. Dabei hatte er immer die Münzen vor sich, die er in die Hand nehmen, hin- und herdrehen und betrachten konnte. So konnte er mit diesen historischen Originalen Geschichte im wortwörtlichen Sinne begreifen.

DMM: Welche historischen Münzen eignen sich besonders gut als Sammelobjekte?

Weisser: Da kann man wenig Empfehlung geben. Besonders begehrt sind Münzen, die gut erhalten sind, selten sind, und darüber hinaus eine interessante Geschichte bieten. Es muss aber nicht immer der beste Erhaltungsgrad sein, im Gegenteil: Manche suchen Münzen, die besonders viele Spuren ihrer Nutzung zeigen – mit Gegenstempel, Graffiti oder Überprägungen. Oftmals sind es auch persönliche Interessen, zum Beispiel die Geschichte des eigenen Ortes oder eine bestimmte geschichtliche Epoche, die zu einem Sammelthema anregen können – auch bei historischen Münzen. Wenn ich dann noch einen Rat geben kann: Manchmal ist weniger mehr! Schauen Sie erst einmal, was in Ihrer Heimat entstanden ist, was Ihnen leicht zugänglich ist, als eine Münzensammlung erwerben zu wollen, die es weltweit noch nicht gegeben hat. Wer von uns weiß denn noch, wie viele Münzherren es noch im 19. Jahrhundert gab? Der Flächenstaat Deutschland ist eine historisch ziemlich junge Erscheinung, was man wunderbar an den Münzen zeigen kann.

DMM: Muss man denn eigentlich als Sammler historischer Münzen sehr viel Geld mitbringen oder gibt es zum Einstieg auch gut erschwingliche Stücke, die Sie empfehlen können?

Weisser: Es gibt, das ist ja das Schöne, Münzen für jeden Geldbeutel. Man kann antike Münzen für wenige Euro bekommen. Wenn die Frage eines steigenden Wiederverkaufswerts im Vordergrund steht, sollte man sich in jedem Fall an einen seriösen Münzhändler wenden, der die Echtheit der von ihm verkauften Stücke garantiert und sie gegebenenfalls auch wieder zurücknimmt, falls es irgendwelche Probleme gibt.

DMM: Sollte man also eher skeptisch sein, was echte Schnäppchen auf dem Flohmarkt betrifft?

Weisser: Ich kenne Sammler, die nur auf dem Flohmarkt kaufen und sich über das, was dort angeboten wird, im Laufe der Zeit eine gute Sammlung zusammengestellt haben. Aber es gibt auch viele Fälschungen. Deshalb müssen Sie auch bereit sein, Zeit in dieses Hobby zu investieren und sich gründliche Kenntnisse des jeweiligen Gebiets anzueignen.

DMM: Sind schön erhaltene Goldklassiker wie Dukaten, Schweizer Vrenelis, Liberty- Dollars oder Kaiserreichgold eine Alternative zu modernen Anlagemünzen?

Weisser: Na, da muss man eben sehr, sehr genau hinschauen. Modernes Anlagegold sollte in der Regel nur eine geringe Abweichung vom aktuellen Goldpreis aufweisen. Historische Münzen können dagegen ein Vielfaches ihres Materialwerts kosten und da trifft dann wieder das zu, was ich vorher gesagt habe: Wenn ich in historisches Gold investiere, sollte ich bei einem seriösen Händler kaufen oder ich muss mir eine gute Kennerschaft erworben haben.

DMM: Kommen die Menschen auch in Ihr Museum, um sich Anregungen für ihre eigene Sammlung zu holen?

Weisser: Ja, natürlich. Wir pflegen eine intensive Beziehung zur Sammlerschaft. Auch über die Numismatische Gesellschaft in Berlin, die dieses Jahr ihren 175. Geburtstag feiert und gleichzeitig Förderer des Münzkabinetts ist.

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