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„100 Jahre Weimarer Reichsverfassung“ in 20 Euro Silber mit Teilkolorierung

Die erste deutsche Farbmünze

Farbmünzen, also Geldstücke, bei denen Teile des Motivs koloriert sind, gibt es schon seit über 25 Jahren. Vor allem bei asiatischen Sammlern waren anfangs derartig aufgewertete Prägungen sehr beliebt. Mittlerweile aber haben sie längst ihren Siegeszug um die Welt angetreten. Und 2019 werden sie auch in Deutschland angekommen sein: Am 8. August erscheint die 20-Euro-Silbermünze „100 Jahre Weimarer Reichsverfassung“, bei der im Zentrum der Bildseite ein etwa 10 Millimeter großer Kreis die Landesfarben Schwarz-Rot-Gold aufweist. Eine echte Premiere in der deutschen Münzgeschichte! Das Bundesfinanzministerium will damit die Attraktivität der deutschen Gedenkmünzen weiter erhöhen und hofft, so auch neue Sammlerkreise erschließen zu können. Stichwort: Nachwuchsförderung!

International sind Farbmünzen längst etabliert

So richtig salonfähig wurden Farbmünzen bei Sammlern Ende der 1990er Jahre durch die australischen Gedenkmünzen zu den Olympischen Sommerspielen „Sydney 2000“, bei denen erstmals die Olympischen Ringe in ihren Originalfarben dargestellt waren. Dann war es die Königlich Kanadische Münze, die sich mit immer weiter verfeinerter Technik hervortat und 2004 sogar die erste Kursmünze mit Teilkolorierung in zweistelliger Millionenauflage herausbrachte – ein 25-Cent-Stück zum 60. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie mit der roten Blüte einer Mohnblume (Poppy) zum Gedenken an die Kriegsopfer. Seit einigen Jahren gibt es auch die ersten Euro-Farbmünzen, aus Belgien, Frankreich,  Luxemburg, den Niederlanden  oder seit 2016 aus Österreich, damals mit dem zartrosa Blumenstrauß einer Debütantin beim Wiener Opernball.

Auch hierzulande werden – nicht zuletzt von der Münze Berlin – schon seit Jahren Gedenkprägungen zu verschiedenen Anlässen ausgegeben, deren Motive ganz oder teilweise mit Farbe verziert sind. Noch nie aber hat es eine offizielle, teilkolorierte Münze der Bundesrepublik mit D-Mark oder Euro-Nennwert gegeben.

Wegen ihrer herausragenden Expertise in Sachen Farbveredelung wurde für 2019 die Staatliche Münze Berlin mit der Herstellung von Deutschlands erster Farbmünze beauftragt, die in einer Auflage von annähernd einer Million Exemplaren erscheint. Diese hohe Auflage ist  dabei die größte Herausforderung für die Hauptstadt-Münzmeister, denn die Farbdruck-Technik unterscheidet sich von der kleinauflagiger Sonderausgaben, bei denen die Produktionsgeschwindigkeit nicht die entscheidende Rolle spielt. Die offizielle Anprägung wird für Anfang Februar erwartet. Man darf gespannt sein.

1. Preis: Frantisek Chochola

Bei der neuen 20-Euro-Gedenkmünze ist der schwarz-rot-goldene Farbkreis in der Mitte von einem typografischen, nur aus Schriftzeichen gestalteten Motiv umgeben. Es stammt von dem Hamburger Bildhauer Frantisek Chochola, einem der langjährig erfolgreichsten Münzdesigner Deutschlands. Sein Kürzel „Ch“ findet sich etwas versteckt auf der Bildseite rechts zwischen den Worten „WEIMARER“ und „REICHSVERFASSUNG“. In der Begründung des Preisgerichts für den 1. Preis im Gestaltungswettbewerb heißt es: „Der Entwurf besticht durch seine klassische Aufbereitung von Bild- und Wertseite sowie der rosettenhaften Anordnung der Typografie ... Im Zentrum der Bildseite findet sich die durch die Weimarer Reichsverfassung eingeführte Flagge. Die erstmals im deutschen Münzwesen verwendete Farbigkeit bleibt dabei nicht bloßes Dekor, sondern bringt die in den Reichsfarben symbolisierten Entscheidungen für die Republik und die Demokratie zum Ausdruck.“ Der zitierte Artikel 1 der Reichsverfassung beschreibt die beiden zentralen Ergebnisse der Revolution von 1918: den Übergang von der Monarchie zur Republik und die Legitimation der Staatsgewalt durch das Prinzip der Volkssouveränität. Die beiden Hoheitszeichen auf Bild- und Wertseite, Flagge und Adler, stehen zugleich für die Kontinuität zwischen der Verfassungsordnung Weimars und der Bundesrepublik Deutschland. Die Randschrift lautet: „Nationalversammlung Weimar 1919“.

2. Preis: Isabel Ritter

Platz 2 im Münzwettbewerb ging an die Bildhauerin Isabel Ritter aus München. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Weimarer Reichverfassung, dargestellt als Buch mit Wappenadler auf dem Titel, das von einer Menschengruppe mit erhobenen Armen über den Köpfen getragen wird. Für das Preisgericht „ein sehr bildhaftes und einprägsames Motiv für den Wirkmechanismus einer Verfassung.“ Weiter heißt es im Jury-Text: „Die blockhafte Anordnung dieser kubischen Form wird umfangen von einer einfachen Groteskschrift, die den Weg in unsere Zeit weist. Die Wertseite bildet einen klar geformten, plastischen Adler ab, der wie der Kubus auf der Bildseite das Zentrum beherrscht ... Der Einsatz von Farben beschränkt  sich auf Schwarz, Rot und Gold, die sinnfällig für den Adler auf dem Titelblatt der Verfassung vorgeschlagen werden.“

3. Preis: David Grimm

Mit einem horizontal geteilten Motiv, das im oberen Teil das Nationaltheater in Weimar und darunter Frauen und Männer vor einer Wahlurne darstellt, gewann David Grimm aus Nürnberg den 3. Preis. Es steht symbolisch für die erste Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung 1919. Das Preisgericht lobt: „Das Thema ist erzählerisch dargestellt und sehr filigran ausgearbeitet. Die dezente Farbgebung hebt das Wahljahr, die Urne sowie das Goethe-Schiller-Denkmal in Bronze und Gold hervor. Die Bildseite ist insgesamt sehr harmonisch gestaltet und greift das Thema anschaulich auf. Die Wertseite ergänzt den Münzentwurf durch eine klassische Gestaltung des Adlers, der würdig dargestellt ist.“

Spezifikationen: 100 Jahre Weimarer Reichsverfassung, 2019, 20 Euro, Silber 925/1000, teilkoloriert, 18 g, 32,5 mm, Prägestätte Berlin (A), die Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekanntgegeben.  


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2019.

Das textorientierte Motiv von Frantisek Chochola wird durch einen zentralen Kreis mit den Nationalfarben dominiert.  

 

Weimarer Reichsverfassung

Die am 14. August 1919 verkündete Weimarer Reichsverfassung (offiziell: Verfassung des Deutschen Reichs) war die erste demokratische Konstitution Deutschlands. Durch sie wurde das Deutsche Reich zur Republik mit parlamentarischem Regierungssystem. Inhaltlich entstammen viele Artikel des Weimarer Regelwerks direkt der Paulskirchenverfassung von 1849 und flossen ihrerseits in das heute geltende Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ein. Tagungsort der (erstmals auch von Frauen) neu gewählten Nationalversammlung war das Deutsche Nationaltheater in Weimar, weil in der von Unruhen geschüttelten Hauptstadt Berlin nicht für die Unabhängigkeit und Sicherheit der Abgeordneten garantiert werden konnte. Deshalb wird das Deutsche Reich für die Dauer seiner demokratischen Periode von 1919 bis 1933 auch als Weimarer Republik bezeichnet.  


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