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alte und neue Numismatik

Österreich Erhrengastland auf der World Money Fair

825 Jahre Münze Wien

Mit einem Doppeljubiläum trat Österreich als Ehrengastland der diesjährigen World Money Fair auf: „825 Jahre Münze Wien“ und „30 Jahre Wiener Philharmoniker“.

Wohl kein anderer Messestand auf der World Money Fair ist so unverwechselbar landestypisch wie jener der Österreicher. Eine massive, original Tiroler Holzblockhütte auf Kunstrasen, dazu ein paar fesche Mädels in Dirndln, die Süßigkeiten verteilen. Schon von weitem weiß jeder: Hier präsentiert die Alpenrepublik ihre Münzneuheiten. 2019 war Österreich Ehrengastland der Berliner Numismatik-Messe, deshalb war die Standfläche noch ein bisschen größer und die Angebote noch vielfältiger. Und statt der lebensgroßen, aus Holz geschnitzten Kuh, die regelmäßige Messebesucher aus den Vorjahren kennen, war diesmal – passend zum Jubiläum „825 Jahre Münze Wien“ – die Attrappe einer historischen Ritterrüstung ausgestellt, mit der man sich fotografieren lassen konnte. Denn die Anfänge der ersten österreichischen Prägestätte führen uns ins Hochmittelalter, der Blütezeit des Rittertums.

Tonnenweise Silber als Lösegeld

Machtkämpfe unter europäischen Herrschern und abenteuerliche Zufälle führten der Legende nach zur Gründung der ersten Wiener Prägestätte vor 825 Jahren. Nach zweijähriger, verlustreicher Belagerung der strategisch wichtigen Stadt Akkon in Palästina und ihrer Rückeroberung durch die Kreuzfahrer war es zum Streit um die Beute zwischen dem österreichischen Herzog Leopold V. und dem englischen König Richard Löwenherz gekommen. Im Dezember 1192 wurde Richard auf der Rückreise nach England in Erdberg, damals ein Vorort von Wien, gefangen genommen und auf der Festung Dürnstein inhaftiert. Die immense Menge Silber, die dem englischen Volk als Lösegeld abgenötigt worden war – es sollen über 23 Tonnen gewesen sein – verwendete Leopold schließlich auch dazu, in Wien eine Münzprägestätte zu errichten und dort die ersten silbernen „Wiener Pfennige“ schlagen zu lassen. Übrigens: Offiziell wurde nicht von Lösegeld gesprochen, sondern von einer Mitgift für die Vermählung von Richards Nichte Eleonore mit Leopolds Sohn Friedrich I. – eine Ehe, die allerdings nie geschlossen werden sollte.

Erfolgreiche Prägestätte

Heute ist die Münze Österreich AG mit Sitz Am Heumarkt 1 in Wien eine der erfolgreichsten Prägestätten der Welt. Ihr Geschäftsmodell beruht auf drei Produktfamilien: Umlaufmünzen und Ronden (ungeprägte Münzplättchen), Anlagemünzen aus Gold, Platin und Silber, Goldbarren sowie Sammlermünzen und Medaillen aus Edelmetallen. Ihr Erfolgsrezept: Die verlässlich gute Qualität ihrer Produkte, höchste Handwerkskunst und laufende Investitionen in Produktinnovationen und Maschinenpark.

Gefeiert wird 2019 aber nicht nur die Gründung vor 825 Jahren, sondern auch das 30-jährige Jubiläum des „Wiener Philharmonikers“, international bekanntes Aushängeschild der Münzprägestätte. Seit 1989 gibt es die erfolgreichste Anlagemünze Europas in reinem Gold, seit 2008 in Silber und seit 2016 auch in Platin. Der Generaldirektor der Münze Österreich, Gerhard Starsich: „Mittlerweile konnten über 108 Millionen Philharmoniker verkauft werden, davon fast 89 Millionen in Silber, über 19 Millionen in Gold und 71300 in Platin.“

Jubiläumsserie „825 JAHRE MÜNZE WIEN“

Numismatisch begleitet wird das Gründungsjubiläum von Österreichs Münzstätte durch eine dreiteilige
Silberunzen-Reihe, deren Erstausgabe rechtzeitig zur Word Money Fair ausgegeben wurde. Sie zeigt den Begründer der ersten Wiener Münzstätte, den Babenberger Herzog Leopold V. (1157–1194), als Brustbild mit Schwert und Rüstung sowie der Jahreszahl 1194 – Leopolds Todesjahr und gleichzeitig das Gründungsjahr der Prägestätte. Die gemeinsame Rückseite der drei Jubiläumsmünzen mit Jahreszahl 2019 ziert das Reitersiegel Leopolds V., das den Regenten als Feldherrn zu Pferde mit Wappenschild und Fahne zeigt. Das Original befindet sich im Stift Heiligenkreuz, wo Leopold beigesetzt ist. In den technischen Spezifikationen sind die Gedenkstücke zum 825-Jahr-Jubiläum identisch mit denen der Philharmoniker-Anlagemünzen: 1 Unze 999er Silber (31,1 Gramm) mit einem aufgeprägten Nennwert von 1,50 Euro und 37 Millimetern Durchmesser.

Die nächste Ausgabe der Dreier-Serie erscheint am 13. März und gilt der Wiener Neustadt, die die Grenze der Herzogtümer Österreich und Steiermark gegen das ungarische Königreich sichern helfen sollte. Das Silber, mit dem sich Richard Löwenherz freigekauft hatte, brachte das notwendige Kapital, um die Neustadt (Nova Civitas) zu bauen.

Den Abschluss der Jubiläumsreihe bildet am 16. Oktober ein Robin-Hood-Motiv. Die Sagengestalt wurde zum Volkshelden, der sich vom Gesetzlosen zum Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit entwickelte. Sein Mythos entstand, als er sich gegen die Sondersteuern wandte, die den Menschen in England abgepresst wurden, um die Lösegeldsumme für ihren König aufzubringen. Insoweit ist Robin Hood auch Teil der Geschichte der Wiener Münzstätte.

Neue 10-Euro-Serie „Mit Kettenhemd und Schwert“

Im Zusammenhang mit dem Jubiläum startet 2019 auch eine neue fünfteilige 10-Euro-Serie, in der es unter dem Motto „Mit Kettenhemd und Schwert“ um das Idealbild der Ritter geht, deren mittelalterliche Legenden bis heute nichts an Attraktivität eingebüßt haben. Die Gedenkmünzen aus Silber und Kupfer werfen ein Licht auf die Tugenden  der Ritterorden und erinnern an authentische und zugleich sagenumwobene Helden. Zusammen mit den drei Jubiläumsunzen können sie in einem informativen, reich bebilderten Buch, das zugleich als Album dient, gesammelt werden.

 


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN März/April 2019.

Erste Silberunze mit Herzog Leopold V. zur Gründung der Münze Wien vor 825 Jahren.

Der "Wiener Philharmoniker" in Gold wird 2019 30 Jahre.

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