Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial März/April 2019

Prägetechnische Besonderheiten als Sammelgebiet

Wer beim Rundgang über die World Money Fair sein Augenmerk einmal gezielt auf die ausgestellten Neuheiten richtet, wird überrascht sein, welche technische Vielfalt Münzen heute bieten. Da gilt eine Teilkolorierung, wie sie jetzt auch die Schweiz und Deutschland erstmals auf Gedenkmünzen einsetzen, schon als „alter Hut“. Die Prägetechnik macht dank Digitalisierung so rasche Fortschritte, dass heute Materialkombinationen und Formen möglich sind, die noch vor wenigen Jahren undenkbar erschienen.

Neben ovalen, rechteckigen oder gezackten Umrissen findet sich neuerdings jede nur denkbare Freiform, etwa in Gestalt eines Kopfprofils oder, wie jetzt aus Frankreich, eines Segments der Berliner Mauer. Mittlerweile geht es auch ins Dreidimensionale – nicht nur als Hochrelief, sondern in Form lotrecht zusammengefügter Scheiben oder gleich als ganze, mit 360-Grad-Prägung versehene Kugeln (siehe auch Seite 38 bzw. 28). Es ist unglaublich, was heute machbar ist.

Natürlich gibt es auch Puristen unter den Numismatikern, die derlei „Spielereien“ ablehnen und nur Neuerungen akzeptieren, die einen funktionalen Nutzen für die Münze als Zahlungsmittel haben. Auch sie werden fündig. Bei den Polymerring-Münzen etwa. Deren neueste ist gerade in Berlin präsentiert worden. Ihr glasklarer Ring lässt den Kern der Münze optisch schweben und ist damit tatsächlich ein echter Blickfang. Dennoch ist die Kunststoffeinlage in der Kupfernickel-Münze weit mehr als ein netter Gag. Sie ist entwickelt worden, um die Fälschungssicherheit des Hartgelds zu erhöhen. Im täglichen Umgang hält man die Münze einfach gegen das Licht und das transparente Material leuchtet auf. Ein Sicherheitsmerkmal, das nur mit großem Aufwand zu fälschen ist. Unsichtbar fürs menschliche Auge sind weitere Eigenschaften des Polymers, das unter UV-Licht seine Farbe ändert und charakteristische physikalische Spezifikationen besitzt, die von der Automatenindustrie mit ihren Echtheits-Prüfanlagen oder von Sortier- und Zählgeräten genutzt werden können.

Die immense Vielfalt numismatischer Innovationen auf der World Money Fair befeuert ein Sammelthema, dem bislang nur Wenige Beachtung geschenkt haben: Nicht mehr nur nach klassischen Gesichtspunkten wie Ländern, Epochen oder Motiven wird heute eine Kollektion zusammentragen, sondern auch nach prägetechnischen Besonderheiten. Alle, die sich darauf spezialisiert haben, dürfen sich freuen. Sie bekommen gerade reichlich Nachschub für ihr Hobby!

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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