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Zweite Staffel der Silber-Gedenkmünzen-Reihe „Grimms Märchen“ komplett

Vier auf einen Streich

Gleich vier neue Motive für die beliebte 20-Euro-Silberreihe „Grimms Märchen“ hat das Bundeskabinett Ende März beschlossen. Damit sind jetzt alle Designs bis 2023 bekannt.

1812 erschien die gedruckte Erstausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ von Jacob und Wilhelm Grimm. 200 Jahre danach wurde zum runden Jubiläum 2012 eine 10-Euro-Gedenkmünze mit dem Doppelporträt der Brüder Grimm ausgegeben. Sie markierte den Beginn der bislang längsten deutschen Silbermünzen-Serie, die seit 2016 mit einem aufgeprägten Nennwert von 20 Euro erscheint.

Ursprünglich sollte die Themenreihe 2017 enden, wurde aber aufgrund der großen Beliebtheit bei der sammelnden Bevölkerung fortgeführt. Die (vorläufig) letzten vier Motive der „zweiten Staffel“ wurden von der Bundesregierung gleichzeitig Ende März 2019 beschlossen, um, wie es in einer Pressemitteilung des Bundesfinanzministeriums heißt, „die Motive anschließend für Marketingmaßnahmen zur Absatzförderung der Münzen der Märchenserie nutzen zu können.“ Es soll also fürs Münzensammeln von offizieller Seite Werbung getrieben werden. Ein begrüßenswerter Ansatz!

2020: Der Wolf und die sieben Geißlein

Das Hauptthema des Märchens „Der Wolf und die sieben Geißlein“ ist der Triumph über das Böse. Dem Wolf gelingt es zwar, sechs der sieben jungen Ziegen zu fressen, sie werden aber anschließend von ihrer mit einer Schere bewaffneten Mutter aus dem Bauch des Raubtiers wieder befreit. Die Bildhauerin Adelheid Fuss aus Potsdam, deren Arbeit den 1. Preis bekam, wählte als Motiv die Schlüsselszene der Tierfabel, als sich der Wolf zähnefletschend auf die arglosen Geißlein stürzt. Das Preisgericht dazu: „Der Entwurf ist reliefhaft fein durchmodelliert und verstärkt die Lebendigkeit der Szene. Durch den einbrechenden Wolf und das fliehende Geißlein wird die Rahmenlinie durchbrochen. Dies betont die Dynamik und es wird gleichzeitig auf den Fortgang der Geschichte verwiesen. Auf der Wertseite bleibt die Rahmenlinie unversehrt, was die ruhige Ausstrahlung des würdigen Adlers unterstützt.“ Die Randschrift lautet: „DU BIST DER WOLF“.

2021: Frau Holle – das Märchen von Goldmarie und Pechmarie

Der Künstler Jordi Truxa aus Neuenhagen belegte im Gestaltungswettbewerb zur Märchenmünze „Frau Holle“ den ersten Platz mit seiner eindrucksvollen Collage bekannter Szenen der Erzählung: Oben wird am offenen Fenster die „Wettermacherin“ Frau Holle dargestellt, die aus Kissen Schnee auf die Erde schüttelt. In einem Torbogen darunter finden sich die beiden so unterschiedlichen Stiefschwestern – das fleißige Mädchen wird mit einem Gold-Regen belohnt, auf die Faule dagegen gehen dicke Tropfen aus Pech nieder. Die Jury lobt: „Der Verfasser erreicht trotz der Fülle der Bildelemente eine große Klarheit und Wiedererkennbarkeit des Märchens. Durch die gekonnte Reliefmodellierung erreicht der Entwurf eine außerordentliche Ausdruckskraft.“ Die Randschrift lautet: „DAS IST ZUR BELOHNUNG DEINER DIENSTE“.

2022: Rumpelstilzchen

Das Märchen von der schönen Müllerstochter, die mit magischer Hilfe Stroh zu Gold spinnt und als Gegenleistung später ihr erstgeborenes Königskind abgeben soll oder aber den Namen des Zauberer-Gnoms Rumpelstilzchen erraten muss, kennt jeder noch aus seiner Kindheit. Die komplexe Geschichte jedoch auf dem 32,5 Millimeter kleinen Rund einer Silbermünze darzustellen, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Am besten gelungen ist das nach Ansicht des Preisgerichts im Münzwettbewerb der Bildhauerin Katrin Pannicke aus Halle/Saale. Sie stellte die drei wichtigsten Elemente – Müllerstochter am Spinnrad, Rumpelstilzchen mit Goldfadenspule und die gekrönte Wiege des kleinen Prinzen – in den Mittelpunkt ihres Motivs und macht so den erzählerischen Verlauf deutlich. In der Jury-Beurteilung heißt es anerkennend: „Die adäquate und reflektierte Aufnahme der Hauptmotive des Märchens macht die besondere inhaltliche Qualität des Entwurfes aus. Er zeichnet sich durch große Lebendigkeit und fantasievolle Umsetzung der Märchenhandlung aus. Die inhaltlichen Elemente sind in zurückhaltender Weise reliefhaft gestaltet.“ Die Randschrift lautet: „WAS GIBST DU MIR, WENN ICH DIRS SPINNE?“

2023: Hans im Glück

Die im Jahr 2023 erscheinende Ausgabe der „Grimms Märchen“-Serie widmet sich dem Schwank von „Hans im Glück“. Der unbekümmerte Hans ist der Inbegriff eines – heute würde man wohl sagen – positiv denkenden Menschen. Den Goldklumpen als Lohn für sieben Jahre Arbeit tauscht er auf seiner Wanderschaft zuerst gegen ein Pferd, das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein, das Schwein gegen eine Gans und die Gans schließlich gegen zwei Steine. Am Ende verliert er auch die noch und ist glücklich, dass er sie nicht mehr tragen muss. Jetzt ist er völlig unbeschwert von Geld und Gut. Den Siegerentwurf von Michael Otto aus Rodenbach rühmt das Preisgericht für seine „formelle Differenzierung von Vorder- und Hintergrund: Während Hans im Vordergrund reliefplastisch durchgearbeitet in die Welt zieht, ordnen sich die Tauschobjekte als lineare Zeichnungen im Hintergrund. Sowohl die Menschengestalt als auch die Tiere sind ausgesprochen gelungen.“ Die Randschrift lautet: „ICH MUSS IN EINER GLÜCKSHAUT GEBOREN SEIN“.


Spezifikationen: „Grimms Märchen“ – Der Wolf und die sieben Geißlein (2020), Frau Holle (2021), Rumpelstilzchen (2022), Hans im Glück (2023), 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, 32,5 mm, Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekannt gegeben.

 


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Mai/Juni 2019.

Neue deutsche Münzen der "Grimms Märchen"-Serie: Der Wolf und die sieben Geißlein (2020) und Frau Holle (2021).

 

2022 erscheint Rumpelstilzchen und 2023 das Motiv Hans im Glück.

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