Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

„Luft bewegt – An Land“ als zweite 10-Euro-Ausgabe mit Polymerring

Deutschland-Premiere: Rotbronze als Münzmetall

Eine echte Premiere in der deutschen Münzgeschichte stellt die 2020er-Ausgabe der Polymer-Serie „Luft bewegt – An Land“ dar: Erstmals wurde hier für den äußeren Ring Rotbronze als Münzmetall eingesetzt.

Anfang Juni hat die Bundesregierung die zweite Ausgabe der neuen 10-Euro-Reihe „Luft bewegt“ mit transparentem Polymerring beschlossen. Nach dem Gleitschirmflieger-Motiv vom April lautet das Thema 2020 „An Land“ und wird symbolisiert durch das Strandsegeln – ebenfalls eine dynamische Trendsportart, bei der die Fortbewegung ausschließlich durch Wind (Luft) erfolgt.

1. Preis: Andre Witting

Zum Gipsmodell von Andre Witting aus Berlin, der den Münzwettbewerb gewann, heißt es in der Jury-Beurteilung: „Der Entwurf konzentriert sich auf die wesentlichen Merkmale, die diesen Sport ausmachen. Auf sehr elegante und reduzierte Weise wird die Yacht in der Weite der Landschaft ins Bildmotiv gesetzt. Die Gesamtkomposition des Entwurfs harmoniert äußerst geschickt mit den technischen Anforderungen der Münze.“

Die Wertseite stammt ebenfalls von Andre Witting und ist bei allen Münzen der Dreierserie (bis auf die Jahreszahl) identisch. Sie zeigt einen vergleichsweise kleinen, modern wirkenden Adler, den Schriftzug „BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“, Wertziffer und Wertbezeichnung, die Jahreszahl 2020, die zwölf Europasterne sowie – je nach Prägestätte – das Münzzeichen „A“ (Berlin), „D“ (München), „F“ (Stuttgart), „G“ (Karlsruhe) oder „J“ (Hamburg). „Die kompositorische Idee, dem Adler in der Fläche freien Raum zu lassen“, so das Preisgericht, „hebt seine Bedeutung heraus. Die Gestaltung der Wertseite passt zu der ausgewählten Bildseite.“

2. Preis: Rita Wesiak

Platz 2 im Gestaltungswettbewerb „An Land“ ging an die Berliner Bildhauerin und Zeichnerin Rita Wesiak. Auf ihrem Motiv durchpflügt die Yacht einen Wellenausläufer. Ihre Räder hinterlassen Spuren im Sand. Das Preisgericht urteilte: „Die Weite des Horizontes über dem Meer und die Möwen vermitteln gut die Stimmung der Strandszene. Die Arbeit berücksichtigt in ihrer Gestaltung gekonnt die verschiedenen Materialien, aus denen die Münze besteht, insbesondere unter Einbeziehung des transparenten Polymerringes. Die Typografie unterscheidet sich in ihrer Größe von der Wertseite.“

3. Preis: Peter Lasch

Auch der dritte Preis ging diesmal nach Berlin – an den Designer Peter Lasch (von dem auch das „Hasen-Motiv“ der diesjährigen 5-Euro-Polymermünze stammt). Sein Entwurf, so die Jury, „besticht durch sein zentrales Motiv: Das Sportgerät dominiert in dynamischer Schräglage den inneren Münzkern. Die Yacht scheint rasant auf den Betrachter zuzukommen. Ihre Geschwindigkeit wird durch Spuren im Sand verdeutlicht. Der obere Bereich der Bildseite wird durch gekurvte alternierende Schraffurlinien geprägt – sie rücken das Metathema der Münze ,Luft bewegt’ in den Vordergrund. Der Horizont wird durch eine Landschaftsszenerie in St. Peter-Ording gebildet.“
Eine echte Premiere in der deutschen Münzgeschichte stellt 2020 das Prägemetall des äußeren Rings dar: Nie zuvor hat es hierzulande eine Münze gegeben, die (teilweise) aus Rotbronze besteht. Die Legierung aus 97% Kupfer, 2,5% Zink und 0,5% Zinn passt mit ihrer bräunlichen Färbung perfekt zum „Land“-Motto des Polymer-Zehners.

Strandsegeln: lange Traditionen

In der Ausschreibung zum Münzwettbewerb wurden die Künstler mit dem Thema vertraut gemacht: Die Fortbewegung mit einem Landfahrzeug, welches ausschließlich von Windenergie angetrieben und von einem Piloten gesteuert wird, ist das Strand- oder Landsegeln. Bevorzugt findet Strandsegeln auf weiten Stränden oder in ausgetrockneten Salzseen statt. Eine besondere Form des Strandsegelns stellt das Kitebuggyfahren dar, bei dem nicht ein Segel, sondern ein Lenkdrachen den Antrieb übernimmt. Die Motivauswahl sollte sich auf diese Segel- bzw. Kitesportart konzentrieren.

Das Strandsegeln kann auf eine sehr lange Historie zurückblicken: Der älteste Segelwagen, dessen Existenz uns schriftlich überliefert ist, soll im Besitz des ägyptischen Pharaos Amenemhet III. (1842–1795 v.Chr.) gestanden haben. Auch im Reich der Mitte begann man früh, nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Lande zu segeln.
Im letzten Jahrhundert legten dann zahlreiche Innovationen und technische Neuerungen das Fundament dafür, dass Strandsegeln heute ein so faszinierender Sport sein kann. So ließ im Jahr 1949 ein Belgier namens Coppens einen dreirädrigen Segelwagen mit 15 Quadratmeter Segelfläche bauen, der bereits Geschwindigkeiten von bis zu hundert Stundenkilometern erreichen konnte. Viele seiner Landsleute taten es ihm nach, ebenso wie im benachbarten Frankreich. Sowohl in Belgien wie in Frankreich wurde bereits Ende der 1950er Jahre um die besten Plätze unter den Strandseglern gekämpft — überwiegend in selbst gebauten Segelwagen.

Nach der Europameisterschaft von 1963 entwickelten sich die Segelwagen schnell weiter und es wurden verschiedene Segelklassen eingeführt, die sich in Größe und Geschwindigkeit unterscheiden. In den Niederlanden baute man den ersten Segelwagen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und setzte einen sogenannten Flügel- oder Wingmast ein. Damit hatten sich in den sechziger Jahren die wesentlichen Klassen im Strandsegeln entwickelt und die Einführung des Kunststoffs im Bootsbau revolutionierte diesen Sport in der Folge weiter.

„Auf dem Wasser“ mit blauem Metallring?

Die dritte und letzte 10-Euro-Gedenkmünze der Reihe mit transparenter Polymereinlage erscheint 2021 und ist dem Thema „Auf dem Wasser“ gewidmet. Hier könnte beispielsweise ein Wind- oder Kitesurfer das Motiv bilden. Dem Vernehmen nach soll der äußere Ring dann ebenfalls farblich dem Sujet entsprechen und blau gefärbt sein. Die Rede ist von Niob als Prägemetall mit entsprechender Oxydschicht, wie man es auch von den bekannten österreichischen Silber-Niob-Münzen kennt.

Spezifikationen: „An Land“ aus der Serie „Luft bewegt“, 2020, 10 Euro, Kupfer-Nickel/Polymerring/Rotbronze, Stgl. + PP, ø 28,75 mm, 9,7 g, Randschrift „Luft bewegt“, Prägestätten A, D, F, G und J. Die Auflagen werden später bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2019.

Wie in einer Renn-Seifenkiste auf drei Rädern kauert der Pilot in dem sportlichen Strandsegler. Er ist Motiv der neuen 10-Euro-Münze "An Land" aus der Serie "Luft bewegt" nach einem Entwurf von Andre Witting.

 

© DEUTSCHES MÜNZEN MAGAZIN - Alle Rechte vorbehalten