Editorial September/Oktober 2019

Deutschlands erste Münze zum Mauerfall

Der Berliner Mauerfall wurde weltweit zum Symbol für die friedliche Revolution in Deutschland. Kein anderes Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte hat unser gesellschaftliches Leben nachhaltiger verändert als dieser historische Moment. Er schuf die Grundlage für die deutsche Wiedervereinigung im darauffolgenden Jahr, die seitdem offiziell am 3. Oktober gefeiert wird. Das emotionalere Datum ist jedoch bis heute sicherlich der 9. November, an dem sich die Grenze erstmals ein kleines Stück öffnete und sich die Menschen aus Ost und West unter Freudentränen in den Armen lagen.

Viele von uns erinnern sich auch heute noch lebhaft daran, wo sie an jenem legendären Tag waren und wie sie vom Mauerfall erfahren haben. Zu Hause am Fernseher, per Telefon von Freunden, vielleicht sogar direkt in Berlin. Oder erst am nächsten Tag beim Aufschlagen der Morgenzeitung, in der Unglaubliches zu lesen stand: „DDR-Grenzen offen: Wer will, kann gehen!“ (Aachener Volkszeitung). Die Berliner Boulevardzeitung „BZ“ vom 11. November druckte auf die Titelseite in riesigen Lettern den Satz: „Wir danken alle Gott!“

Erstmals würdigt jetzt auch Deutschland dieses wahrhaft historische Geschehen mit einer offiziellen Münze. Zum 30. Jahrestag erscheint am 10. Oktober eine 2-Euro-Gedenkmünze als Gemeinschaftsmotiv mit Nachbarland Frankreich. Zuvor hatte es aus Deutschland nur Münzen zu Jahrestagen der Deutschen Einheit gegeben, nicht aber zum Mauerfall. So beispielsweise die erste 25-Euro-Feinsilbermünze des Landes zum 25-jährigen Jubiläum 2015.

Nur eine einzige deutsche Münze erinnert an die politischen Umwälzungen im Spätjahr 1989. Die offiziell letzte DDR-Gedenkmünze zeigt das Brandenburger Tor in Berlin mit einem Datum als Umschrift: 22. Dezember 1989. Das war der Tag, an dem das historische Bauwerk 43 Tage nach dem Mauerfall unter dem Jubel von mehr als 100.000 Menschen wieder geöffnet wurde. Mit dieser 20-Mark-Münze feierte der sozialistische Staat, der mit seinem „antifaschistischen Schutzwall“ jahrzehntelang auf der Abschottung gegen die Bundesrepublik gegründet war, in gewisser Weise seinen eigenen Untergang.

Wer den Mauerfall mit offiziellen Zahlungsmitteln dokumentieren will, musste ansonsten auf ausländische Münzen zurückgreifen. Mit Frankreich, Belgien und Österreich, San Marino und dem Vatikan würdigten Euro-Staaten die Öffnung der innerdeutschen Grenze. Und jetzt gibt es auch eine deutsche Münze zu diesem Thema – genau 30 Jahre danach.

Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin