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300. Geburtstag Freiherr von Münchhausen

Zweite deutsche Farbmünze

Zum 300. Geburtstag des Freiherrn von Münchhausen erinnert eine 20-Euro-Silbermünze 2020 an die unglaublichen Erzählungen des „Lügenbarons“. Es ist nach „100 Jahre Reichsverfassung“ (2019) die zweite Farbmünze Deutschlands.

Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, geboren am 11. Mai 1720 im niedersächsischen Bodenwerder, war ein deutscher Adeliger aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Dass noch heute jedes Kind seinen Namen kennt, liegt aber nicht etwa an seinen herausragenden Leistungen als Herrscher oder Feldherr, sondern an seinen Fähigkeiten als Erzähler. Auch wenn die meisten der unglaublichen Schilderungen wohl gar nicht von ihm selbst stammen, ging er doch in die Literaturgeschichte ein – als „Lügenbaron“. Denn dass Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Erzählungen berechtigt sind, ist unschwer zu erahnen.

Die schönsten Erzählungen des „Lügenbarons“

So glaubte auch vor fast 300 Jahren niemand, dass der Adelige mit einer Ladung Kirschkerne auf den Kopf eines Hirsches schießt, worauf zwischen dessen Geweih ein Baum erwächst. Oder: Münchhausen fängt mit Speckstückchen, die an eine Leine gebunden sind, Enten, die dann aufflattern und ihn durch die Luft tragen. Etwas geflunkert scheint auch der Bericht, dass sich der Freiherr samt Pferd mit eigener Hand aus dem Sumpf zieht ...

Eine der bekanntesten Münchhausiaden ist die Geschichte vom Ritt auf der Kanonenkugel. Danach betrieb der Baron „Flugaufklärung“, indem er sich auf einer Kanonenkugel über eine belagerte Stadt schießen ließ und so die feindlichen Stellungen inspizierte. Um nicht in Gefangenschaft zu geraten, stieg er kurzerhand auf eine in Gegenrichtung fliegende Kugel um.

Fünf Lügengeschichten des Barons von Münchhausen bekamen die Künstler im Münzwettbewerb als Thema zur Auswahl – und alle Preisträger entschieden sich für den „Ritt auf der Kanonenkugel“. Offenbar waren alle der Meinung, dass diese spektakuläre Szene den besten Wiedererkennungseffekt hat. Und in der Tat bedarf es keiner weiteren Erläuterung, wenn man das Münzmotiv heute betrachtet.

1. Preis: Frantisek Chochola

Den 1. Preis erkannte die Fachjury dem Hamburger Bildhauer und bekannten Münzgestalter Frantisek Chochola zu. Sein Entwurf beeindruckte die Preisrichter „durch seine stark perspektivische Tiefenwirkung und Klarheit“, wie es in der Beurteilung wörtlich heißt. Und weiter: „Der Ritt auf der Kanonenkugel gerät durch die Vielzahl von Optionen zu einem Flug durch Raum und Zeit. Dramaturgisch wird dieser Flug Münchhausens zum farbigen Höhepunkt des Münzraumes. Die Modellierung der Münze ist spielerisch vielschichtig und detailreich.“ Die Uniformjacke des Barons, der mit flatternden Rockschößen und Dreispitz-Hut auf der Kugel sitzt, ist dabei farbig gestaltet – in Blau, Rot und Weiß.

2. Preis: Ulrich Böhme

Der Stuttgarter Kunstprofessor Ulrich Böhme landete mit seinem Entwurf auf dem zweiten Platz. Er stellte Münchhausen bei seinem Kononenkugel-Ritt von hinten dar und zieht so den Betrachter in das Geschehen mit ein. Eine besondere Dynamik erhält die Darstellung durch den fliegenden Zopf, nachdem ihm der Wind gerade den Dreispitz vom Kopf geweht hat. Die Jury lobt: „Die klassische Darstellung gliedert sich hervorragend ins Münzrund und füllt dieses ansprechend aus.“

3. Preis: Hannes Dauer

Den dritten Preis im Gestaltungswettbewerb sicherte sich Hannes Dauer aus Schönbrunn-Steinsdorf, der den „Lügenbaron“ in Untersicht darstellt und so den Betrachter in die Froschperspektive versetzt. Gezeigt wird der Moment des Umsteigens von Kugel zu Kugel. Das Preisgericht dazu: „Anstatt die Räumlichkeit der Bildseite durch Reliefierung zu modellieren, benutzt der Autor das raumbildende Kriterium der Überschneidung ... und erreicht seine überzeugende Raumtiefe durch linear dargestellte Körperverkürzung.“

Die Randschrift wurde von der Kulturbeauftragten der Münchhausenstadt Bodenwerder, Andrea Gerstenberger, vorgeschlagen und ist ein Zitat aus dem Buch „Münchhausen“ von Gottfried August Bürger. Es lautet: „MIT TAPFERKEIT UND GEGENWART DES GEISTES“.

Spezifikationen: 300. Geburtstag Freiherr von Münchhausen, 2020, 20 Euro, Silber 925/1000, teilkoloriert, 18 g,
ø 32,5 mm, Prägestätte Berlin (A), die Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2019.

Die Uniformjacke des Barons von Münchhausen ist auf der 20-Euro-Silbermünze in Blau, Rot und Weiß koloriert. Entwurf: Frantisek Chochola.

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