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Krise treibt den Goldpreis auf über 1600 Euro

Gold wertvoller denn je

Mit über 1600 Euro pro Feinunze hat Gold im Mai 2020 ein neues Allzeithoch erreicht. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie lassen sogar noch einen weiteren Preisanstieg erwarten. Einmal mehr wird Gold seinem Ruf als Krisenmetall gerecht.

Innerhalb eines Jahres hat der Goldpreis um fast 40 Prozent zugelegt. Getrieben wird der Wertzuwachs in den letzten Monaten von den beispiellosen Turbulenzen der Weltwirtschaft. Nach Einschätzung von Experten sorgen die die Notmaßnahmen gegen die Folgen der Corona-Pandemie für immer höhere Schuldenberge, die die Geldwertstabilität massiv verschlechtern. Auch die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China tragen zu einer starken Verunsicherung der Finanzmärkte bei. Während Covid-19 die internationalen Aktienbörsen und den Ölpreis im Frühjahr mit voller Wucht in die Tiefe gerissen hat, kann ein Bodenschatz seinen Nimbus als krisensichere Anlage abermals unterstreichen: Gold. Die Nachfrage nach dem Edelmetall steigt und steigt. In hiesiger Währung gerechnet hat der Goldpreis Mitte Mai 2020 mit über 1600 Euro seinen höchsten Stand überhaupt erreicht. Auch international in US-Dollar kommt er seinem Allzeithoch von 2011 während der damaligen Finanzkrise immer näher.

Innerhalb eines Jahres – von Mitte Mai 2019 bis Mitte Mai 2020 – stieg der Goldpreis um eindrucksvolle 38,6 Prozent auf über 1600 Euro pro Feinunze.

Doch auch schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie war ein steiler Anstieg des Goldpreises zu beobachten, die durch massive Leitzinssenkungen internationaler Notenbanken ausgelöst wurde. Erstmals wird nun auch für den kleinen Sparer die Bedrohung durch Negativzinsen ganz real. Wer sein Barvermögen bei Banken verwahren lassen will, bekommt dafür nicht nur keine Zinsen mehr, sondern muss im Gegenteil teilweise schon dafür zahlen. Viele Staatsanleihen kosten heute Gebühren und verkaufen sich dennoch bestens. Sogar Bundesanleihen über 30 Jahre sind garantierte Verlustbringer. Die Investoren sind bereit dafür zu zahlen, dass ihr Geld mutmaßlich sicher angelegt ist.

Investition in Sachwerte

Es wächst deshalb bei vielen Anlegern der Wunsch, mehr in Sachwerte zu investieren und das Vermögen wenigstens vor einer Entwertung zu bewahren. An oberster Stelle stehen da bei Vielen Gold und Silber. Das bringt zwar auch keine Zinserträge, es besteht aber auch nicht das Risiko, durch Minuszinsen für den Besitz von Edelmetallen bestraft zu werden. In Zeiten negativer Realzinsen bedeutet die Nullzins-Eigenschaft von Edelmetallen bereits einen Zinsgewinn! Der eigentliche Vorteil einer Anlage in Gold besteht weniger in kurzfristigen Renditechancen als darin, auch in Krisenzeiten das Ersparte abzusichern. In fünf Jahrtausenden Jahren hat sich Gold als Wertaufbewahrungsmittel behauptet, das die Kaufkraft auch in extremen Inflationsphasen gerettet hat.

Begehrt ist vor allem physisches Gold. Darunter versteht man echtes Gold, das man in Händen halten kann – im Gegensatz zu „Papiergold“, das nur auf dem Papier existiert, etwa in Form von Schuldverschreibungen oder Zertifikaten. Der weit überwiegende Teil des täglichen internationalen Handelsvolumens von oft über 2000 Tonnen – das ist mehr als die jährliche Förderleistung aller Goldminen der Welt – besteht aus solchem Papiergold. Physisches Gold dagegen ist knapp und speziell unter Privatanlegern sehr begehrt, denn sie wollen ja gerade keine weitere Papierwährung, sondern die Sicherheit eines universell anerkannten Wertspeichers.
Und so unbekümmert wie vielleicht noch von einigen Jahren vertrauen die meisten deshalb ihr Geld nicht einmal mehr der eigenen Hausbank an. Sie suchen nach einem „sicheren Hafen“ – und finden ihn oftmals in Edelmetallen.

Physisches Gold gefragt

„Man kann über Nacht durch den Handel mit Gold kein Vermögen anhäufen, aber man kann auch nicht auf einmal alles verlieren“, sagt Albert Cheng, Direktor des Fernostbüros des World Gold Councils (EGC), dem Weltverband der Goldproduzenten. Deshalb, so Cheng, sei es auch für langfristig orientierte Anleger nie zu spät, in den Goldmarkt einzusteigen. Das gilt für Privatleute ebenso wie institutionelle Anleger.

Wer echtes Gold besitzen möchte, setzt am besten auf Münzen oder Barren. Die gibt es in verschiedensten Stückelungen und sind so auch für Kleinanleger erschwinglich. Auf Goldmünzen, die Anlagezwecken dienen, wird in der EU keine Mehrwertsteuer erhoben. Das hat den großen Vorteil, dass man bei einem späteren Wiederverkauf von der Bank oder dem Händler nicht nur den Nettopreis (also abzüglich der Mehrwertsteuer) bekommt, sondern den vollen Wert. Diese Sonderregelung soll die „Verwendung von Gold als Finanzinstrument fördern“.

Sammlermünzen in limitierter Auflage

Zu den Goldmünzen, die mehrwertsteuerfrei ausgegeben werden, gehören neben den bekannten Anlagemünzen wie dem Krügerrand oder Österreichs Philharmoniker auch die deutschen 20-, 50- und 100-Euro-Goldmünzen. Aus Sicht der reinen Investoren hat der deutsche Gold-Euro zwar den Nachteil, dass er nicht beliebig verfügbar ist, denn er wird in einer begrenzten Auflage geprägt. Den Sammler freut das allerdings umso mehr. Der Marktpreis dieser Gedenkmünzen wird also nicht nur vom gestiegenen Goldkurs bestimmt (unter den sie natürlich nie sinken können), sondern auch von ihrem Seltenheitswert. Und der liegt zumeist deutlich über dem reinen Edelmetallpreis.

Hoher Wertzuwachs

Eine Goldstudie der Reisebank und der Steinbeis-Hochschule Berlin von 2019 zeigt die anhaltend hohe Bereitschaft der Deutschen, in Gold zu investieren. Danach besaßen vor Jahresfrist die Deutschen (Bundesbank und Privathaushalte zusammen) 12.288 Tonnen Gold, das sind 6,5 Prozent des weltweiten Goldbestands. Nach dem Goldpreis vom Mai 2019 entsprach diese Menge einem Wert von rund 450 Milliarden Euro. Zum Kurs von Mitte Mai 2020 betrug er bereits 642 Milliarden! Das entspricht einem Wertzuwachs von unglaublichen 192 Milliarden Euro in einem Jahr. 2019 waren der Studie zufolge 91 Prozent der Goldbesitzer mit ihrem Investment zufrieden. Heute dürften es noch sehr viel mehr sein!


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2020.

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