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2022: Fünfte 2-Euro-Gemeinschaftsausgabe

35 Jahre Erasmus-Programm

Aus Anlass des 35-jährigen Bestehens des Erasmus-Programms erscheint 2022 nach siebenjähriger Pause wieder eine 2-Euro-Gemeinschaftsausgabe, die motivgleich in allen 19 Euro-Staaten erscheint.

Neben den nationalen 2-Euro-Gedenkmünzen, die alljährlich in den Mitgliedstaaten der europäischen Währungsunion erscheinen, gibt es zu besonderen Anlässen auch sogenannte Gemeinschaftsausgaben, die einem Thema von europäischer Bedeutung gewidmet sind. Nach „50 Jahre Römische Verträge“ (2007), „10 Jahre Wirtschafts- und Währungsunion“ (2009), „10 Jahre Euro-Bargeld“ (2012) und „30 Jahre Europaflagge“ (2015) lautet das Thema für 2022 „35 Jahre Erasmus-Programm“. Dieses Förderprogramm für Studierende wurde von der europäischen Union 1987 ins Leben gerufen und gilt als weltweit größtes seiner Art.

Der Begriff „Erasmus“ ist ein Akronym aus “EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students” (Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft zur Förderung der Mobilität von Hochschulstudenten) und erinnert gleichzeitig an Erasmus von Rotterdam, einen europäisch gebildeten Humanisten der Renaissance. Es wurde zum international größten Förderprogramm von Auslandsaufenthalten an Universitäten, das 2003 über Europa hinaus erweitert wurde.

Bildungs-Förderprogramm

Seit dem Jahr 2014 ist Erasmus mit anderen Programmen zu „Erasmus Plus“ verschmolzen und fördert seither die allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Insgesamt profitierten bis heute schon über zehn Millionen junger Menschen von der Initiative, die mit zusätzlichen Milliardenbeträgen stetig weiter ausgebaut wird.

Paolo Gentiloni, EU-Kommissar für Wirtschaft, sagte: „Seit mehr als drei Jahrzehnten ermöglicht Erasmus+ jungen Europäern einen Studienaufenthalt in einem anderen EU-Land und bereichert damit nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Lebenslauf. Erasmus+ und der Euro sind zwei der greifbarsten Symbole der europäischen Einheit, daher ist es sehr passend, dass wir den Erfolg des Programms mit dieser besonderen 2-Euro-Münze feiern.“

Zur Motivfindung der Jubiläumsmünze, die in allen 19 Euro-Ländern um den 1. Juli 2022 erscheinen soll, hat die europäische Kommission einen Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben. Von den über 70 eingereichten Entwürfen hat eine Jury sechs Finalisten, unter denen auch der deutsche Beitrag (Motiv1) war, ausgewählt. Im Rahmen einer europaweiten Online-Abstimmung wurde schließlich ein Sieger gekürt. Gewonnen hat mit über 30 Prozent aller abgegebenen Stimmen eine Arbeit des Chefdesigners der französischen Monnaie de Paris, Joaquin Jimenez. Rund 22.000 der 72.000 Wählerstimmen seien auf diesen Entwurf entfallen, teilte die EU-Kommission mit.

Erasmus von Rotterdam

Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, gratulierte dem Preisträger und sagte: „Das Programm Erasmus+ hat das Leben von Generationen junger Menschen in der Europäischen Union und darüber hinaus verändert. Ich bin stolz darauf, sein 35-jähriges Bestehen mit dieser schönen Münze zu begehen, die sowohl Erasmus selbst als auch die zahlreichen intellektuellen und menschlichen Austausche zwischen früheren und heutigen Teilnehmern des Programms würdigt.“

Das Gemeinschaftsmotiv, das sich lediglich durch den jeweiligen Landesnamen unterscheidet, zeigt eine Mischung aus Hauptelementen des Erasmus-Programms: der ursprünglichen intellektuellen Inspiration, Erasmus selbst, und die Allegorie seines Einflusses auf Europa. Die wird einmal durch eine der bekanntesten Darstellungen von Erasmus von Rotterdam symbolisiert und andererseits durch ein Netz von Verbindungen, die den intellektuellen und menschlichen Austausch zwischen europäischen Studenten darstellen. Die großflächige Jubiläumszahl 35 ist – zumindest in der bislang vorliegenden, noch nicht geprägten Entwurfs-Abbildung – nur schemenhaft zu erkennen: Sie setzt sich aus drei- und viereckigen Feldern des Netzes zusammen, deren Konturen gefüllt sind.

Die Worte „Issuing Country“ im Zentrum der Münze sind ein Platzhalter für die Landesbezeichnung der einzelnen Ausgabestaaten. Man darf gespannt sein, wie dieser Raum jeweils gefüllt wird – mit Abkürzungen oder der ausgeschriebenen Version. Einen Sonderfall wird wieder Luxemburg bilden, nach dessen Münzgesetz auf allen offiziellen Geldstücken des Landes der amtierende Großherzog oder ein entsprechendes Symbol dargestellt sein muss. Bei früheren 2-Euro-Gemeinschaftsausgaben griff man hier auf das Mittel des Latentbilds zurück, das – je nach Lichteinfall – ein gemeinschaftliches Motivdetail oder das großherzogliche Porträt zeigte.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2021.

Die weiteren fünf Entwürfe, die in die Endausscheidung kamen. Der oberste stammt aus Deutschland – von Thomas
Serres aus Hattingen.

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