Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Juli/August 2021

Seit 20 Jahren: Goldmünzen der Bundesrepublik Deutschland

Vor 20 Jahren begann für Deutschlands Münzensammler ein goldenes Zeitalter: Am 26. Juli 2001 erschien das legendäre Markstück zum Ende der D-Mark-Währung. Es war die erste deutsche Goldmünze seit dem Kaiserreich. Fast 100 Jahre lang hatte es hierzulande keine Münze mehr aus dem gelben Edelmetall gegeben. Dann kam die „Abschiedsmark“ der Bundesbank – in einer Million Exemplare! Binnen weniger Stunden war sie ausverkauft. Für 250 DM pro Stück, 128 Euro. Und schon acht Tage später hatte sich der Preis für die Münze verdoppelt. Heute ist sie ein Vielfaches wert.

Was ist an dieser eher schmucklosen Münze dran, dass sich die Menschen wie wild auf sie gestürzt haben und sie die Bild-Zeitung (damals 11,4 Millionen Leser) zur „Sehnsuchts-Münze der Deutschen“ erhob? Es war die Einmaligkeit dieses Goldstücks und sein für viele hochemotionaler Ausgabeanlass: der Abschied von der geliebten D-Mark, der Erfolgswährung unseres Wirtschaftswunderlandes. So waren es nicht nur Sammler, die das Stück besitzen woll(t)en, sondern auch viele Souvenirkäufer. Noch heute wird die Goldmark nicht in nennenswerten Mengen auf den Markt geworfen, wie ihre Wertstabilität beweist. Offenbar wird das Stück als Familienschatz bewahrt und gehütet.

Und, nicht zu vergessen: Es markierte den Start in die regelmäßige Goldmünzenprägung der Bundesrepublik Deutschland. Denn der unglaubliche Erfolg des goldenen Markstücks sollte ins Euro-Zeitalter hinübergerettet werden. Bereits im folgenden Jahr gab es die ersten Nachfolger: Gedenkmünzen zur Einführung des Euro mit Nennwerten von 100 und 200 Euro im Gewicht einer halben und einer ganzen Feinunze Gold. Das Unzenstück sollte eine Eintagsfliege bleiben, die Gold-Hunderter aber werden bis heute mit unterschiedlichen Themen lückenlos weitergeprägt. Viele Jahre mit Motiven deutscher UNESCO-Welterbestätten und aktuell unter dem Motto „Säulen der Demokratie – Einigkeit und Recht und Freiheit“.

So begehrt sind die deutschen Goldmünzen, dass sie mittlerweile auch in kleineren und damit erschwinglicheren Stückelungen zu einer viertel Unze („Lutherrose“, „Musikinstrumente“) und einer achtel Unze („Deutscher Wald“, „Heimische Vögel“) herausgegeben werden. Sammler, die von Anfang an zum Ausgabepreis dabei waren, besitzen mittlerweile einen ansehnlichen Goldschatz, der sich im Wert prächtig entwickelt hat. Und viele von ihnen hätten wohl nie auf Goldmünzen gesetzt, wenn diese nicht aus ihrem Heimatland gewesen wären. So gesehen hat eine
unscheinbare Münze so manch einen erst am Gold-Boom der letzten 20 Jahre teilhaben lassen und damit reicher gemacht. Der Goldmark sei Dank.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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