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Weitere 20-Euro-Silbermünze 2022

225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshoff

Einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 19. Jahrhunderts setzt die Bundesregierung mit der Ausgabe einer 20-Euro-Silbermünze ein numismatisches Denkmal: Annette von Droste-Hülshoff zum 225. Geburtstag.

Anna Elisabeth Freiin von Droste zu Hülshoff erblickte am 12. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster als Spross eines der ältesten Adelsgeschlechter Westfalens das Licht der Welt. Bereits früh entdeckte sie ihr Talent für die Literatur – schon als Siebenjährige soll sie ihr erstes Gedicht im Dachgebälk der Burg versteckt haben. Nach der Hochzeit ihrer Schwester verbrachte Annette von Droste-Hülshoff ab den 1830er Jahren viel Zeit bei ihr und dem Schwager in Meersburg am Bodensee, wo sie auch im Jahr 1848 verstarb.

Zeitlebens war die als Siebenmonatskind geborene Annette kränklich und auf die Hilfe anderer angewiesen. Trotz ihrer Leiden pflegte sie
ihrerseits aber auch Verwandte und Bekannte. Das Thema Fürsorge zog sich denn auch wie ein roter Faden durch das literarische Schaffen Droste-Hülshoffs.

Ihre Texte, die sie erst in ihren letzten Lebensjahren unter ihrem echten Namen veröffentlichte, spiegeln ein umfassendes Verständnis ihrer Zeit, der Naturwissenschaften, von Sprache, Recht, Wirtschaft und Gesellschaft wider. Mit ihrer sprachgewaltigen Lyrik porträtierte Annette von Droste-Hülshoff verschiedene soziale Milieus ebenso wie die bereits damals durch den Menschen massiv veränderte Natur. „Naturgetreues durch Poesie veredeln“ – so lautet ein von ihr formuliertes Motto für das eigene Schreiben. An anderer Stelle merkt sie an: „Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.“

Der zweite Teil des Wunsches ist zweifellos in Erfüllung gegangen: Annette von Droste-Hülshoff zählt heute zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 19. Jahrhunderts. Zu ihrem 225. Geburtstag widmet ihr die Bundesregierung eine 20-Euro-Silbergedenkmünze, die am 24. Februar 2022 erscheinen soll.

1. Preis: Anna Auras

Den dazu ausgerichteten Gestaltungswettbewerb, an dem elf Künstler mit 13 Entwürfen teilnahmen, konnte die Goldschmiedin und Designerin Anna Auras aus Stuttgart für sich entscheiden. Das Preisgericht urteilt: „Dem in sich stimmigen und sehr klaren Entwurf gelingt es, die Persönlichkeit der Annette von Droste-Hülshoff dem Betrachter nahezubringen. Ihre Haare vom Wind lösen zu lassen – wie in ihrem Gedicht ,Am Turme’ –, kann als Bild gesehen werden für ihre Befreiung aus den engen Verhältnissen der Zeit. Der dargestellte Gesichtsausdruck zeigt Entschlossenheit und widerspricht den damals gängigen Erwartungen an Geschlecht und Stand. Dazu zeigt die Bildseite die große Naturverbundenheit der Autorin, hier auch angedeutet durch Vogelflug und die Alpensilhouette.“ Die Jury hat ebenso die gelungene Korrespondenz von Bild- und Wertseite überzeugt. Der dargestellte Adler sei würdig und lebendig zugleich.

2. Preis: Michael Otto

Der bekannte Münzgestalter Michael Otto aus Rodenbach belegte den 2. Platz im Künstlerwettbewerb. Sein Entwurf, so das Preisgericht, besteche durch eine lebendige und freie Interpretation des bekannten Porträts von Droste-Hülshoff, inklusive der auf die Schriftstellerin hinweisenden Kielfeder im Vordergrund. Und weiter: „Die Vielschichtigkeit ihrer Persönlichkeit wird im Porträt berührend erfasst. Die Komposition vermeidet gekonnt eine zentrische Hierarchie und setzt Schrift und Bild in ein gelungenes Gleichgewicht, das sich auf der Wertseite wiederholt. Der würdige Adler entspricht dem Anspruch eines Hoheitssymbols und wirkt trotzdem ebenso lebendig wie die Bildseite. Ein prächtiges heiteres Federkleid setzt sich schlüssig in den Kranz der Sterne fort.“

3. Preis: Virginia Colonnella

Die Künstlerin Virginia Colonnella aus Stuttgart stellte bei ihrer Arbeit ebenfalls das Porträt der Dichterin in den Mittelpunkt, das Johann Joseph Sprick 1838 malte. Darauf blickt Annette von Droste-Hülshoff dem Betrachtenden in Dreiviertel-
ansicht entgegen. Anders als das Gemälde-Vorbild zeigt die leicht zum Münzrand geneigte Darstellung jedoch das Porträt einer gealterten Künstlerin. In der Beurteilung des Preisgerichts heißt es: „Die naturalistische Darstellung geht in der Büste in ab-strakte Formen über, die ein Buchenblatt – als Referenz auf das Werk ,Die Judenbuche’ – aufnehmen. Die kompositorisch gelungene dreizeilige Aufschrift nennt die Geehrte und den Anlass. Die Jury schätzt am vorliegenden Entwurf besonders die überzeugende Darstellung einer starken und erfolgreichen Frau, die das historische Vorbild weiterdenkt. Die ebenfalls kompositorisch gelungene Wertseite zeigt einen würdevollen Adler und korrespondiert mit der Bildseite.“

Die Randschrift „SO GROSSES KLEINOD, EINMAL SEIN STATT GELTEN!“ wurde vom Geschäftsführer der Droste-zu-Hülshoff-Stiftung, Dr. Jörg Albrecht, vorgeschlagen und einstimmig angenommen. Das Zitat stammt aus einem Gedicht an Drostes jugendlichen Verehrer Levin Schücking aus dem Jahr 1842.

Spezifikationen: 225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshoff, 2022, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte München (D). Die Auflagen (PP, Stgl.) wurden noch nicht bekannt gegeben.

 


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2021.

Die fliegenden Haare machen den Unterschied – sie stehen für die Freiheit der Dichterin: Sieger-Entwurf von Anna Auras.

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