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5-Euro-Gedenkmünze „Polare Zone“:

Klimazonen-Zyklus komplett

Die am 9. September 2021 erscheinende 5-Euro-Gedenkmünze „Polare Zone“ schließt die jährlichen Ausgaben der Reihe „Klimazonen der Erde“ ab, die in der Sammlerwelt nach wie vor für Begeisterung sorgt. Der fünfteiligen Serie vorangegangen war die erste Prägung mit Polymerring „Planet Erde“ aus dem Jahr 2016.

Die letzte Münze der Klimazonen-Serie widmet sich mit dem Thema „Polare Zone“ einer den meisten von uns unbekannten Welt, in der kein Mensch lange ohne entsprechende Hilfsmittel überleben könnte. Arktis, Antarktis, Polarlichter, unzugängliche Eiswüsten – sie bleiben den Wissenschaftlern vorbehalten, welche die unzugänglichen Polarzonen erforschen – und den Kamerateams, die die faszinierenden Bilder zu uns in die gemäßigteren Breitengrade bringen. Auf der jetzt erschienenen 5-Euro-Gedenkmünze ist es gelungen, auch numismatisch
eine Szene einzufangen, die gerade durch ihre reduzierte Gestaltung eine eindringliche Aussagekraft hat. Die polare Zone wird hier in einer faszinierenden submarinen Sichtweise dargestellt. Damit harmonieren Polymerringe, die mit violetten Farbtönen nunmehr den Kreis des meteorologischen Farbspektrums der Münzenreihe schließen. Dabei symbolisieren die fünf Abstufungen der „Klimafarbe“ – wie auch schon bei den vorhergehenden Ausgaben – die fünf Münzstätten der Bundesrepublik Deutschland analog zu ihren auf der Wertseite sichtbaren Prägebuchstaben.

Das Motiv führt dem Betrachter eine ungewöhnliche Perspektive vor Augen: Über einer horizontalen Linie, die den Meeresspiegel darstellt und das Münzbild drittelt, findet sich der Ausläufer eines Gletschers sowie rechts die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs, der sich in seiner Hauptmasse unter der Wasseroberfläche fortsetzt. Auch die Wettbewerbsjury war beeindruckt und beurteilte den Entwurf in fast schon poetischer Sprache: „Die Imaginationskraft der Komposition erzeugt die tiefblaue Transluzenz des Ozeans, der weiße Glanz des Eisschelfs und das stumpfe Anthrazit der Felsmassive der Polarregionen. Durch den Eisberg im rechten Bildvordergrund wird Monumentalität erreicht. Der Entwurf benötigt nur drei unterschiedliche Attribute, um die schroffe Weite der unwirtlichen Polarregionen zu generieren. Der Seeleopard taucht im Vordergrund am Zirkelschlag des Polymers in der Stille und Weite des Ozeans.“

Die „Subpolare Zone“ kam in Türkistönen zu den Sammlern

Gestaltet hat das letzte Motiv der beliebten Münzreihe die Künstlerin Natalie Tekampe aus Egenhofen, die auch schon für die Vorjahres-Ausgabe „Subpolare Zone“ (Kürzel „NT“ auf der Bildseite) verantwortlich zeichnet. Beim letztjährigen 5-Euro-Stück wurde als Farbe für die lichtdurchlässigen Polymerringe ein „kühles“ Türkis gewählt, um dem Klima dieser Zone den passenden Ausdruck zu verleihen. Als charakteristisches Thema wählte die Künstlerin dazu ein Rentier in einer typischen küstennahen Tundra-Landschaft, wobei sie den Spiegelglanzeffekt „sinnstiftend für die Wasseroberfläche zwischen Tier und Landschaft“ (so die Jury) eingesetzt hat. Ein Bohrturm im Hintergrund dieses Idylls macht darauf aufmerksam, dass der menschliche Einfluss auf die Natur nun auch in diesen Gegenden nicht mehr zu übersehen ist.

Aufgrund des Hinweises auf die Verletzlichkeit der subpolaren Zone – wobei der Bohrturm als Symbol für den gesamten menschengemachten Klimawandel stehen kann – wurde der 5-Euro-Polymermünze eine besondere Ehre zuteil: Sie stieß mit dem Forschungsschiff Polarstern auf einer internationalen Arktisexpedition in Breitengrade vor, die bislang nur eine Handvoll Menschen überquert hatten. Bei der sogenannten MOSAiC-Expedition konnten Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachrichtungen ein Jahr lang Umwelteinflüsse in der Polarregion erforschen. Nachdem die „Polarstern“ im nicht mehr ganz so „ewigen Eis“ überwintert hatte, legte sie mitsamt der Münze im Oktober 2020 wieder wohlbehalten in Bremerhaven an.

Thema Umweltschutz in die Münzwelt getragen

Bereits ein Jahr zuvor hatte auch die baden-württembergische Finanzstaatssekretärin Gisela Splett auf die hohe Signalwirkung der Klimazonen-Reihe für das Umweltbewusstsein verwiesen: „Wir alle tragen Verantwortung für den Schutz des Weltklimas. Es ist schön, dass das Thema auch in die Münzwelt getragen wird“ erklärte die studierte Geo-Ökologin bei der Anprägung der 2019er-Ausgabe der 5-Euro-Polymermünze „Gemäßigte Zone“ in der Münzprägestätte Karlsruhe. Danach setzte sie per Knopfdruck einen Gräbner-Prägeautomaten in Gang. Dieser presste mit 100 Tonnen Druck die Motive der Vorder- und Rückseite in die Tri-Material-Ronden, die zuvor – technisch ebenso einducksvoll – auf einer speziellen Maschine der Firma Schuler zusammengefügt worden waren (siehe auch Technikkasten). Das Besondere: Die Darstellung unseres Klimaraums „Gemäßigte Zone“ mit stilisierten Ackerfluren und dahinterliegenden Waldgebieten sowie dem zentralen Motiv des Feldhasen setzt sich nahtlos vom Kernstück über die in diesem Fall grünfarbene Polymereinlage bis auf den äußeren Metallring fort.

Auch bei den ersten beiden Klimazonen-Ausgaben hatten sich die Designer die innovative Füge- und Prägetechnik für ihre Motivgestaltungen zunutze gemacht. So streift auf der 5-Euro-Münze für die tropische Zone (2017) ein Ara mit einem Flügel direkt den roten Ring – bei seinem Flug über den in Vogelperspektive dargestellten Regenwald. Und auf der Ausgabe „Subtropische Zone“ fokussiert der orangefarbene Ring das Auge des Betrachters zunächst auf eine mediterrane Weidelandschaft mit einer Gruppe Ziegen um einen knorrigen Olivenbaum, um dann den Blick auch auf die weit entfernte Horizontlinie des Meeres und die Baumkrone zu lenken, die beide über den durchscheinenden Polymerring hinaus auf den umgebenden Randbereich geprägt wurden.

Der gesamten Klimazonen-Serie den Weg bereitet hat sozusagen der „Shooting-Star“ der Münzszene. 2016 mischte eine Weltneuheit den Markt auf: Erstmals wurde ein prägbares, lichtdurchlässiges Polymer-Material eingesetzt, das den äußeren Ring und das Mittelstück (Pille) einer Bimetall-Münze trennt und zugleich verbindet. Im Gegenlicht leuchtet der millimeterfeine Kunststoff-Ring in kräftigem Blau und passt damit perfekt zum Thema der Gedenkmünze: „Blauer Planet Erde“. Die Bildseite zeigt als Kernmotiv die Erde, während der äußere Metallring das Weltall symbolisiert. Beide bestehen aus – unterschiedlichen – Kupfer-Nickel-Legierungen. Dazwischen eingebettet der Polymerring, dessen leuchtendes Blau das Erdenrund wie die schützende Atmosphäre umgibt.

„Blauer Planet Erde“ mit hohen Wertsteigerungen

Die Erstausgabe „Blauer Planet Erde“ wird seither als eine der größten Innovationen in der Prägetechnik der letzten Jahrzehnte gefeiert und löste in Deutschland ein regelrechtes Sammelfieber aus. Jeder wollte sie haben – aber das Angebot war und ist knapp. Seither sind lange Schlangen an den Ausgabeschaltern beziehungsweise massenhafte Vorreservierungen im Handel bei den Münzen mit Polymerring die Regel.
Und natürlich ist das auch der Stoff, aus dem Wertsteigerungsträume gemacht sind. Alle Ausgaben der Serie haben gegenüber ihrem amtlichen Verkaufspreis ein Plus verzeichnet, wobei der Wertzuwachs des „Blauen Planeten“ mit Abstand der höchste ist. Er ist seit seiner Erstausgabe geradezu explodiert und wird heute in Normalprägung teilweise zum 20-Fachen seines Ausgabepreises gehandelt. Nochmals doppelt so viel kosten die Klimazonen-Münzen (27,5 mm, 9 g) in der höchsten Sammlerqualität „Spiegelglanz“ (mit Original-Plexiglasbox), wobei komplette Sätze mit allen fünf Prägezeichen und -farben am begehrtesten sind.

Vom „Blauen Planet Erde“ bis zur violettfarbenen „Polaren Zone“ – eine Erfolgsstraße, die in der Münzenwelt ihresgleichen sucht. Doch wie geht der Weg nun weiter? Das weiß niemand besser als Ministerialrätin Ulrike Bohm, Leiterin des Münzreferats im Bundesministerium der Finanzen: „Die Entwicklung des Ausgabeprogramms ist ein ständiger Prozess, bei dem wir thematisch den Zeitgeist einfangen wollen und technische Verbesserungen, wie neue Materialien oder neue Prägetechniken, ausprobieren. Natürlich war die Ausgabe der 5-Euro-Münze ‚Planet Erde‘ dabei ein besonderer Höhepunkt. Die weltweit erste Drei-Komponenten-Münze mit Polymerring hat zweifellos dazu beigetragen, dass das Thema Münzsammeln in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Dieses Interesse gilt es auszubauen.“

Die deutschen 5-Euro-Münzen verabschieden sich mit der Ausgabe „Polare Zone“ allerdings vom Polymer. Ab Ende 2022 werde diese Wertstufe mit der neuen Serie „Wunderwelt Insekten“ dann vierteljährlich (!) mit einem neuartigen Farbdruckverfahren auf sich aufmerksam machen, wie Ministerialrätin Bohm im Interview mit dem Deutschen Münzen Magazin verriet. Die Dreikomponenten-Technik mit verschiedenen Polymer-Farbringen indes wird mit der neuen 10-Euro-Serie „Im Dienste der Gesellschaft“ fortgeführt, die Berufsgruppen in den Fokus stellt, die „für das Funktionieren unserer Gesellschaft und jedes Einzelnen unverzichtbar sind“.

Auch für die „Polare Zone“ bleibt die Nachfrage hoch

Es bleibt also spannend. Für die große Zahl der Interessenten und Sammler der Serie „Klimazonen der Erde“ wird nun aber zunächst einmal die zweifelsohne besonders gelungene, letzte Ausgabe „Polare Zone“ das „Objekt der Begierde“ sein ­– einzeln oder als kompletter Satz mit der besonderen Charakteristik aller fünf Farbnuancen.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2021.

Der letzte "Polymer-Fünfer": Mit der Polarzone endet im September vorläufig die Prägung deutscher 5-Euro-Gedenkmünzen mit farbigen Kunststoffringen.

Von der Tropischen bis zur Subpolaren Zone: Die weiteren vier Ausgaben der Serie "Klimazonen der Erde".

Der legendäre Pionier: Erste 5-Euro-Gedenkmünze mit Polymerring "Blauer Planet Erde" von 2016.

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