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Neue Serie „Im Dienst der Gesellschaft“ startet im nächsten April

10-Euro-Münze mit farbigem Polymerring

2022 beginnt mit dem Thema „Pflege“ die neue 10-Euro-Gedenkmünzenserie „Im Dienst der Gesellschaft“. Ihre Ausgaben tragen einen zum jeweiligen Motiv passenden farbig-durchscheinenden Polymerring und lösen damit auch die bisherige 5-Euro-Reihe "Klimazonen".

10-Euro-Münzen mit einem durchsichtigen Plastikring sind eigentlich nichts Neues. Sie erschienen bereits im Rahmen der Dreier-Serie „Luft bewegt“ von 2019 bis 2021 und zeigten Trendsportarten, die die Kraft des Windes als Antrieb nutzen – Gleitschirmfliegen, Strandsegeln und Windsurfen. Ein eingebetteter, stets farblos-transparenter Polymerring war das gemeinsame Erkennungszeichen des Sets. Mit der neuen Serie kommt nun Farbe ins Spiel. Bei der Erstausgabe „Pflege“: Minttürkis, passend zur Berufskleidung vieler Pflegekräfte.

Damit löst die Reihe „Im Dienst der Gesellschaft“ nicht nur die Polymer-Zehner mit unveränderten Spezifikationen (28,75 mm, 9,8 g, CuNi-Polymer) ab, sondern mit ihren Farbringen auch die bisherige 5-Euro-Serie „Klimazonen der Erde“. Dieses Nominal wird ab 2022 durch das neue Programm „Wunderwelt Insekten“ genutzt.

Auch wenn ein Zusammenhang des Themas der neuen 10-Euro-Serie mit der Corona-Pandemie nicht explizit erwähnt wird, so sind es doch unverkennbar die „Helden des Alltags“, die hier gewürdigt werden sollen. Die Leiterin des Münzreferats im Bundesministerium der Finanzen, Ministerialrätin Ulrike Bohm, erklärte im Interview mit dem Deutschen Münzen Magazin: „Die Serie stellt die besondere Bedeutung von Berufsgruppen in den Fokus, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft und das Leben jedes Einzelnen unverzichtbar sind. Wir hatten das Thema bereits 2019 ins Auge gefasst, denn unabhängig von der Pandemie leisten die Beschäftigten in diesen Berufen Großartiges. Durch die Coronavirus-Pandemie sind sie verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt, da die Relevanz ihrer Tätigkeit für uns alle besonders sichtbar wurde. Die im Jahr 2022 beginnende Serie ist Ausdruck des Respekts und der Wertschätzung dieser stets im Interesse des Gemeinwohls Handelnden.“

Los geht es im März nächsten Jahres mit einer Berufsgruppe, die gerade jetzt in Krisenzeiten in den Mittelpunkt des kollektiven Bewusstseins rückte: die Pflegerinnen und Pfleger. Während der Pandemie haben sie gezeigt, wie wichtig ihre gesellschaftliche Aufgabe ist, die sie erfüllen – und das oft unter schlechten Arbeitsbedingungen. Die zu verbessern verspricht die Politik nun. Zum öffentlichen Beifall für den oft aufopferungsvollen Einsatz der Pflegenden darf auch die neue Gedenkmünze gezählt werden.

Welche weiteren Berufsgruppen genau innerhalb der Serie gewürdigt werden sollen, ist noch offen. Gut möglich auch, dass die Reihe über die zunächst geplanten fünf Jahre hinaus fortgesetzt wird.

Münzmotiv von Peter Lasch

Gestaltet wurde das 10-Euro-Stück für 2022 von dem Grafikdesigner Peter Lasch aus Berlin, dessen Entwurf das Preisgericht im Münzwettbewerb als „gelungene erzählerische und aus mehreren Ebenen aufgebaute Komposition“ würdigt: „Einerseits symbolisiert die in beide Hände genommene schutzbedürftige Hand Vertrauen und andererseits werden die komplexen Aufgabenbereiche in der heutigen Pflege aufgezeigt. Die Personen links und rechts am Rand verdeutlichen, dass die potenzielle Pflegebedürftigkeit jeden in jeder Generation treffen kann. Der Entwurf zeigt darüber hinaus mit der angedeuteten Architektur den oft unterschätzten organisatorischen Anteil der Pflege. Die Hände im Vordergrund sind sensibel modelliert, dagegen die Elemente des Hintergrundes zurückhaltender dargestellt. Damit fokussiert der Entwurf, unterstützt durch eine elegante Einbindung des Polymerrings, auf das zentrale Motiv. Die Inschrift ,PFLEGE’ unterlegt die Gesamtgestaltung wie eine Basis.“

Bundesregierung folgte erstmals nicht der Jury-Empfehlung

Interessant: Erstmals seit Einführung des Euro folgte die Bundesregierung nicht der Empfehlung des Preisgerichts, das Laschs Entwurf nur mit dem 2. Preis ausgezeichnet hatte. Eine Begründung dafür gab es seitens des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) nicht. Auf Nachfrage erklärte die BMF-Pressestelle gegenüber dem Deutschen Münzen Magazin lapidar: „Die Bundesregierung stützt ihre Entscheidung, welche Motive auf Sammlermünzen geprägt werden, auf die Beurteilungen des Preisgerichts ... Das Verfahren richtet sich nach der Auslobung und wurde in Anlehnung an die Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2013) durchgeführt.“

1. Preis: Ulrike Funck

Der 1. Preis, der normalerweise zur Ausführung kommt, stammt von Ulrike Funck aus Wismar und zeigt anhand stilisierter Figuren die verschiedenen Bereiche der Pflege. Die Jury dazu: „Die Arbeit spiegelt die Breite des beruflichen Feldes von der Versorgung Frühgeborener bis hin zur Begleitung hochbetagter Menschen wider. Der künstlerische Entwurf visualisiert diese Vielfalt der Pflegenden in einer formal ausgezeichneten Weise. Trotz der abstrakten grafischen Formsprache schafft die Künstlerin eine einladende Willkommensgeste. Die gesundheitliche Beeinträchtigung wird in Form der Hände in einem fürsorglichen Schutzraum umschlossen.“

3. Preis: Rita Wesiak

Auf Platz 3 im Münzwettbewerb kam ein Entwurf von Rita Wesiak aus Berlin, der den Lebensweg eines Menschen bis ins hohe Alter zeigt. Im Wettbewerbsprotokoll heißt es dazu: „Entlang der Lebenslinien werden einzelne Lebensphasen illustriert. Der Bezug zum Thema ‚Pflege‘ wird durch das zentral dargestellte Menschenpaar hergestellt und durch die raumgreifende Typografie der Umschrift noch einmal nachdrücklich hervorgehoben. Der farblich abgesetzte Polymerring umfasst die bildliche Darstellung, die jedoch im unteren Bereich darüber hinausgeht und dabei die starre Eingrenzung aufbricht.“

Wertseite: Patrick Niesel

Die gemeinsame Wertseite der ganzen Serie wurde – wie so oft ­– von einem anderen Künstler gestaltet als die Bildseite. Die Entscheidung fiel – wie vom Preisgericht vorgeschlagen – zugunsten einer Arbeit von Patrick Niesel aus Röthenbach, dessen Adlerfigur wird nach dem Urteil der Jury „in würdiger zeitgemäßer Form präsentiert. Durch das sich öffnende Gefieder wird der Schutz der Helfenden widergespiegelt.“ Der Entwurf besteche durch seine ausgewogene typografische Gestaltung. Der Serientitel übrigens findet sich in der Randschrift wieder: „IM DIENST DER GESELLSCHAFT“.

Spezifikationen: Pflege (Serie „Im Dienst der Gesellschaft“), 2022, 10 Euro, Kupfer-Nickel/ Polymer (Minttürkis), 9,8 g, Ø 28,75 mm, Prägestätten A, D, F, G und J, Auflagen (PP, Stgl.) wurden noch nicht bekannt gegeben.

 


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2021.


Die Bundesregierung entschied sich gegen die Preisgerichts-Empfehlung für den Bildseiten-Entwurf von Peter Lasch. Die Wertseite für die gesamte Serie stammt von Patrick Niesel.

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