Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Numismatische Ehrung für NS-Widerstandskämpferin

Erste nationale Versionen vorgestellt

Deutschland und einige weitere Euroländer haben ihre nationalen Versionen für die Gemeinschaftsausgabe 2022 „35 Jahre Erasmus-Programm“ vorgestellt.

Aus Anlass des 35-jährigen Bestehens des Erasmus-Programms, des 1987 ins Leben gerufenen weltweit größten Förderprogramms für Studierende, erscheint 2022 nach siebenjähriger Pause motivgleich in allen 19 Euro-Staaten wieder eine 2-Euro-Gemeinschaftsausgabe (wir berichteten). Nicht mit von der Partie sind regelmäßig die Kleinstaaten Andorra, Monaco, San Marino und Vatikanstadt, die nur über ihre Mutterländer Italien und Frankreich bzw. Spanien zur Währungsunion gehören.

Die deutsche Version der 2-Euro-Gedenkmünze „35 Jahre Erasmus-Programm“ wird durch das Länderkürzel „D“ im Zentrum des Motivs kenntlich gemacht.

Das Design der 19 nationalen Ausgaben unterscheidet sich im Wesentlichen durch den jeweiligen Landesnamen oder die Länderkennung und zeigt eine Mischung aus zwei Hauptelementen des Erasmus-Programms: der ursprünglichen intellektuellen Inspiration, dem niederländischen Humanisten Erasmus von Rotterdam selbst, und der Allegorie seines Einflusses auf Europa. Ersteres wird durch eine der bekanntesten Darstellungen von Erasmus symbolisiert, das Zweite durch einen Strahl von Verbindungen, die von einem Leuchtfeuer zum anderen über die Münze gehen und den vielfältigen geistigen und menschlichen Austausch zwischen den europäischen Studierenden darstellen. Mit Bezug auf Europa bilden einige dieser Verbindungen Sterne, die sich aus den Synergien zwischen den Ländern entwickeln. Die großflächige Jubiläumszahl 35 setzt sich aus drei- und viereckigen Feldern des Netzes zusammen, deren Konturen gefüllt sind. In den Entwürfen ist diese Zahl nicht auf Anhieb erkennbar. Man darf auf das Ergebnis bei den tatsächlich geprägten Münzen gespannt sein.

Abstimmung im Internet über das Gemeinschaftsmotiv

Die Gestaltung stammt von Joaquin Jimenez, dem Chefdesigner der französischen Münzstätte Monnaie de Paris. Sein Monogramm „JJ“ entdeckt man klein unter dem Bleistift in der Hand des Gelehrten. Das Motiv war im Rahmen einer europaweiten Online-Abstimmung ermittelt worden. In einer ersten Version war die Länderkennung in der Mitte der Münze vorgesehen, wo als Platzhalter die Worte „Issuing Country“ (Ausgabeland) zu finden waren. An der winzigen Schriftgröße stießen sich offenbar verschiedene Teilnehmerländer, die so ihren Landesnamen nicht adäquat dargestellt fanden. Daraufhin änderte Jimenez das Design leicht, indem er die gerundeten Worte mit dem Ausgabeanlass „1987–2022 Erasmus Programme“ etwas weiter nach oben schob und so Platz für eine weitere Zeile darunter schuf, die nun für die Nennung des Ausgabelandes genutzt werden kann.

Kann – aber nicht muss: Deutschland zum Beispiel hat sich entschlossen, die erste Version zu nutzen und statt des ausgeschriebenen Landesnamens nur das Kürzel „D“ einzuprägen. Und zwar im Zentrum der Münze, dort, wo die nationale Kennung ursprünglich vorgesehen war. Auch verzichtete man in Berlin auf die Eindeutschung des Förderprogramm-Titels und beließ es beim international gebräuchlichen englischen „ERASMUS PROGRAMME“. Die deutsche Ausgabe wird zu gleichen Teilen in allen fünf Münzstätten hergestellt. Ihre Prägebuchstaben A, D, F, G oder J finden sich unten auf dem linken Ärmelaufschlag der Erasmus-Darstellung.

Unterschiedliche Schreibweisen

Österreich dagegen schreibt das Wort „PROGRAMM“ auf Deutsch, ohne das „E“ am Ende. Außerdem wurde dort der Charakter des Schriftblocks etwas modifiziert, sodass ein beidseitig bündiges Kreissegment entsteht, aus dem nur der Landesname „REPUBLIK ÖSTERREICH“ links etwas herausragt.

Finnland wiederum nutzt die Münzmitte für die Länderkennung „FI“, übersetzt aber das Wort „Programm“ in seine beiden Amtssprachen Finnisch und Schwedisch: „OHJELMA“ und „PROGRAMMET“. Links daneben „auf sechs Uhr“ findet sich das Logo der Münzstätte Rahapaja Oy mit dem bekrönten finnischen Wappenlöwen. Auch Portugal nennt unten seine Münzenstätte „Casa da Moeda“ und unterscheidet sich durch eine zentrierte Anordnung des vierzeiligen Schriftblocks mit dem Landesnamen und der nationalen Bezeichnung „PROGRAMA ERASMUS“.

In Estland „EESTI“ ist es das „ERASMUSE PROGRAMM“ und auf Zypern – mit dem Landesnamen „ΚΥΠΡΟΣ“ auf Griechisch und „KIBRIS“ (Türkisch) – die englische Originalversion, um nur einige der bereits bekannten nationalen Designs zu nennen. Die Version aus Luxemburg lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Man darf gespannt sein, wie das Problem mit der obligatorischen Nennung /Abbildung des Großherzogs diesmal gelöst wird. In der Vergangenheit wurden bei Europa-Gemeinschaftsausgaben schon mal komplizierte Latentbilder aufgeprägt, um dem dortigen Münzgesetz Rechnung zu tragen.

Fünfte 2-Euro-Gemeinschaftsausgabe

Bislang sind vier Gemeinschaftsausgaben erschienen, die besondere Anlässe im Zusammenhang mit der europäischen Währungsunion würdigen. Nach „50 Jahre Römische Verträge“ (2007) und „10 Jahre Wirtschafts- und Währungsunion“ (2009) waren dies „10 Jahre Euro-Bargeld“ (2012) und „30 Jahre Europaflagge“ (2015). Sie erscheinen zusätzlich zu den jährlich maximal zwei nationalen Ausgaben – zur Freude der Sammler auch in Ländern, die sonst nur sehr sparsam von der Möglichkeit Gebrauch machen, 2-Euro-Gedenkmünzen auszugeben. So gibt es beispielsweise von Irland insgesamt nur zwei, von Österreich drei und den Niederlanden vier Doppeleuros mit landeseigenen Themen.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2021.


Ganz oben der erste Entwurf mit Platzhalter in der Mitte, darunter nationale Versionen von Estland, Österreich, Portugal, Slowenien und Zypern.

 

Das Erasmus-Programm

Der Begriff „Erasmus“ ist ein Akronym aus „EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students” (Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft zur Förderung der Mobilität von Hochschulstudenten) und erinnert gleichzeitig an Erasmus von Rotterdam, einen europäisch gebildeten Humanisten der Renaissance. Es wurde zum international größten Förderprogramm von Auslandsaufenthalten an Universitäten, das 2003 über Europa hinaus erweitert wurde. Seit dem Jahr 2014 ist Erasmus mit anderen Programmen zu „Erasmus +“ verschmolzen und fördert seither die allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Insgesamt profitierten bis heute schon über zehn Millionen junger Menschen von der Initiative, die mit zusätzlichen Milliardenbeträgen stetig weiter ausgebaut wird.

© DEUTSCHES MÜNZEN MAGAZIN - Alle Rechte vorbehalten