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Dritte Themenreihe in 20 Euro Gold

Rückkehr der Wildtiere

Deutschlands beliebtes 20-Euro-Goldmünzenprogramm geht in die dritte Runde: Nach Bäumen und Vögeln sind in den nächsten sechs Jahren Wildtiere an der Reihe. Den Auftakt macht 2022 die Kegelrobbe.

Alles begann im Juni 2010 mit dem unscheinbaren Relief eines Eichblatts. Es zierte die Erstausgabe einer neuen Reihe von Gedenkmünzen im Gewicht einer achtel Feinunze (3,89 Gramm) reinstem Gold. Dieser „Volks-Goldeuro“ wurde geschaffen, weil der Wert des gelben Edelmetalls stetig stieg und die Halbunzen der UNESCO-Hunderter so für viele Sammler unerschwinglich wurden. Hatten die ersten deutschen 100-Euro-Goldmünzen noch einen Erstausgabepreis von unter 200 Euro, so verzweieinhalbfachte sich dieser bis 2010 auf über 500 Euro.

Die neue, 17,5 Millimeter messende Münzausgabe fand reißenden Absatz – zum Startpreis von damals 151 Euro. Die erste Serie war auf sechs Jahre angelegt und galt dem Thema „Deutscher Wald“. Im direkten Anschluss folgte eine weitere Sechser-Reihe unter dem Motto „Heimische Vögel“, die 2016 mit der Nachtigall begann und in diesem Juni mit dem Schwarzspecht endete. Auch diesmal war klar: Es wird eine Fortsetzung des Achtelunzen-Programms geben. Und wieder sollte es ein Natur-Thema sein: Die „Rückkehr der Wildtiere“ verspricht ab 2022 besonders reizvolle Motive, handelt es sich dabei doch um Tiere, die in der Vergangenheit in Deutschland schon fast ausgerottet waren und zwischenzeitlich – durch erfolgreiche Arten- und Naturschutzmaßnahmen – wieder häufiger anzutreffen sind.

Die Kegelrobbe ist eines von ihnen. Sie war bis Mitte des 20. Jahrhunderts an den deutschen Küsten nahezu komplett verschwunden. Seit sie in den 1990er-Jahren unter Schutz gestellt wurde und die Belastung durch Umweltgifte in ihren Lebensräumen zurückgegangen war, haben sich die Bestände wieder erholt. Spektakulär ist die Rückkehr der Kegelrobben auf Helgoland-Düne, wo sie mittlerweile eine Touristenattraktion geworden sind. Im Winter 2020/2021 wurden dort 652 Jungtiere geboren, ein neuer Rekord. Obwohl sie so lange Zeit von Menschen rücksichtslos verfolgt wurden, fühlen sich die Tiere inzwischen dort so sicher, dass sie vor den Spaziergängern und Naturbeobachtern nicht fliehen. Kegelrobben werden oft mit Seehunden verwechselt, besonders die weiblichen Tiere. Die Männchen dagegen sind deutlich größer und mit bis zu 300 Kilo Gewicht oft doppelt so schwer wie die andere Hundsrobben-Spezies.

1. Preis: Olaf Stoy

Das Motiv der 20-Euro-Goldmünze, die jetzt vom Bundeskabinett beschlossen wurde, stammt von Olaf Stoy aus Rabenau und war vom Preisgericht im Gestaltungswettbewerb mit dem 1.Preis ausgezeichnet worden. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Entwurf zeigt die Kegelrobbe in ihrem Element, dem Wasser. Mit großer Lebensfreude und Elan taucht sie in die Tiefe und zieht Luftblasen hinter sich. Das größte Raubtier Deutschlands schaut uns friedvoll direkt an, als wollte es uns sagen: ‚Seht her, es gibt mich wieder.‘ Der Namensschriftzug ‚Kegelrobbe‘ steht in seiner blockhaften Erscheinung in einem spannungsvollen Kontrast zur dynamischen Bewegung des Tieres.“
Die Wertseite zeigt einen würdevollen Bundesadler in schon fast klassischer Siegelform mit absolut symmetrischen Inschriften, wobei Jahreszahl, Prägezeichen und Nennwert die Mittelachse bilden, die vom Schriftzug BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND und den Europasternen umschlossen werden.

2. Preis: Erich Ott

Der bekannte Münzgestalter Erich Ott aus München, der schon seit D-Mark-Zeiten erfolgreich bundesdeutsche Münzen entwirft, kam mit seiner Arbeit auf Platz 2. Die Jury dazu: „Die Darstellung überzeugt durch ihren sehr klaren Aufbau und die feine, überaus genaue anatomische Modellierung des Tierkörpers. Die Darstellung vereint die Masse und Schwere des Tieres mit der Eleganz und Anmut, die ihm im Wasser zu eigen ist. Der Schriftzug ‚Kegelrobbe‘ umgibt das Motiv in feiner und gut lesbarer Art.“

3. Preis: Anna Martha Napp

Die Bildhauerin Anna Martha Napp aus Lübow bei Wismar wurde mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Ihr Gipsmodell zeigt ein Robbenpärchen in seinem natürlichen Lebensraum, dem Wasser. Das Preisgericht lobt: „Im Gegensatz zur Schwerfälligkeit der Tiere an Land zeigt der Entwurf die spielerische Leichtigkeit im Wasser und steht beispielhaft für die positive Entwicklung der Kegelrobbenpopulation in ihren heimischen Gefilden. Im Unterschied zur eleganten und filigranen Typografie setzt das Robbenpaar einen Schwerpunkt im unteren Münzrund, der auf der Wertseite durch den präsenten und würdigen, aus der Mitte versetzten Adler aufgegriffen wird.“
Wie alle bundesdeutschen Goldmünzen weist auch diese Serie einen Riffelrand ohne Randschrift auf und wird ausschließlich in der Prägequalität „Stempelglanz“ ausgegeben.

Spezifikationen: Kegelrobbe (Serie „Rückkehr der Wildtiere“), 2022, 20 Euro, Gold 999,9/1000, 3,89 g, Ø 17,5 mm, Stgl., Prägestätten A, D, F, G und J, Auflagen wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2021.


„Seht her, es gibt mich wieder“, scheint diese Kegelrobbe auf dem Entwurf von Olaf Stoy dem Betrachter zurufen zu wollen. Das Design erhielt den 1. Preis im Gestaltungswettbewerb und wird als Münze geprägt.

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