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„Grimms Märchen“-Ausgabe 2021

20 Euro: Frau Holle in Silber

Als zehnte Ausgabe der Gedenkserie „200 Jahre Märchen der Gebrüder Grimm“ ist im Januar 2021 eine 20-Euro-Silbermünze der Erzählung „Frau Holle“ gewidmet.

1812 erschien die gedruckte Erstausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ von Jacob und Wilhelm Grimm. 200 Jahre danach wurde zum runden Jubiläum 2012 eine 10-Euro-Gedenkmünze mit dem Doppelporträt der Brüder Grimm ausgegeben. Sie markierte den Beginn der bislang längsten deutschen Silbermünzen-Serie, die seit 2016 mit einem aufgeprägten Nennwert von 20 Euro erscheint und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

2021 ist das Märchen „Frau Holle“ an der Reihe. Es erzählt von zwei Schwestern, die traditionellen Wertvorstellungen entsprechen: Die eine, Goldmarie, ist fleißig, gut und schön, Pechmarie dagegen faul, schlecht und hässlich. Sie haben in dem Märchen verschiedene Bewährungsproben zu bestehen. So müssen sie heißes Brot aus dem Backofen holen oder einen Apfelbaum schütteln. Schließlich treffen sie eine angsteinflößenbede alte Frau mit großen Zähnen, deren Betten sie aufschütteln sollen. Während die Gute alles ohne Murren macht, hat die Faule dazu keine Lust. Entsprechend wird die eine am Ende mit Gold überschüttet, die andere dagegen mit schwarzem Pech.
In der von den Brüdern Grimm erzählten Fassung tritt als titelgebende Hauptperson eine Figur des Volksglaubens auf, die in Hessen und Thüringen unter dem Namen Frau Holle bekannt war. Ein im Märchen aufgenommener Wesenszug dieser mythischen Figur ist, dass sie fleißige Arbeit auf wundersame Weise belohnt und Faulheit bestraft. Dass Schnee fällt, wenn Frau Holle ihre Betten oder ihr weißes Gewand schüttelt, wurde im Harz, in Hessen und in Thüringen erzählt.

1. Preis: Jordi Truxa

Der Künstler Jordi Truxa aus Neuenhagen belegte im Gestaltungswettbewerb den ersten Platz mit seiner eindrucksvollen Collage bekannter Szenen des Märchens: Oben wird am offenen Fenster Frau Holle dargestellt, die aus Kissen Schnee auf die Erde schüttelt. In einem Torbogen darunter finden sich die beiden so unterschiedlichen Stiefschwestern – das fleißige Mädchen wird mit einem Gold-Regen belohnt, auf die Faule dagegen gehen dicke Tropfen aus Pech nieder. Die Jury lobt: „Der Verfasser erreicht trotz der Fülle der Bildelemente eine große Klarheit und Wiedererkennbarkeit des Märchens. Durch die gekonnte Reliefmodellierung erreicht der Entwurf eine außerordentliche Ausdruckskraft.“

2. Preis: Susanne Jünger

Platz 2 im Künstlerwettbewerb ging an Susanne Jünger aus Berlin, über deren Arbeit das Preisgericht sagt: „Die Münze besticht durch ihre Gesamtkomposition, die das komplexe Märchen ‚Frau Holle‘ sehr gut in Szene setzt. Das Duo Gold- und Pechmarie steht im Mittelpunkt des rosettenförmigen Motivs. Äpfel, Schnee und Pech sind differenziert aus der Fläche herausgearbeitet, die durch starke Konturen gefasst wird. Die aktive und passive Darstellung der beiden Mädchen ist überzeugend umgesetzt. Um die runde Fassung des Motivs ist die Typografie sensibel eingebettet. Die herausgehobene Position des Hahns auf dem Rondell der Typografie unterstreicht seine kommentierende Funktion. Durch die lineare Grundstruktur ist eine harmonische Verbindung von Bild- und Wertseite gelungen. Der würdig dargestellte Adler fügt sich gut in die Gesamtkomposition.“

3. Preis: Anne Karen Hentschel

Den 3. Preis erhielt Anne Karen Hentschel für ihr Gipsmodell, das in einer Collage ebenfalls die zentralen Figuren des Märchens zeigt. Die Jury lobt: „Hervorzuheben ist die besondere Spannung bei der Darstellung der beiden Schwestern; Lob und Tadel für Fleiß und Faulheit durch Goldstaub und Pech. In zentraler Position befindet sich die Hauptfigur Frau Holle, symbolisiert durch Wolke, Kissen und Schnee. Das Motiv fügt sich ausgezeichnet ins Münzrund. Die Adlerseite korrespondiert angemessen und in würdiger Darstellung mit der Bildseite.“

Die Randschrift lautet: „DAS IST ZUR BELOHNUNG DEINER DIENSTE“. Dieser Satz wird Frau Holle zugeschrieben, nachdem sie die Faule zur Strafe statt mit dem erhofften Gold mit einem Kessel Pech überschüttet hatte.

Spezifikationen: Grimms Märchen – Frau Holle, 2021, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte Stuttgart (F). Die Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekannt gegeben. 


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2021.


Mit dieser Collage der bekanntesten Szenen des Märchens „Frau Holle“ gewann Jordi Truxa den Gestaltungswettbewerb.

 

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