Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Einführung der Gemeinschaftswährung 2002

Der Beginn eines großen Sammelgebiets

Vor 20 Jahren wurde der Euro als Bargeld eingeführt. Viele begegneten ihm anfangs noch mit Skepsis, doch das Vertrauen in die gemeinsame europäische Währung wuchs stetig. Bei den Münzensammlern löste der Euro sogar eine wahre Euphorie aus.

Zwölf europäische Staaten starteten mit dem Jahr 2002 in eine neue Ära: Der bereits 1999 als Verrechnungseinheit eingeführte Euro kam nun auch als Bargeld zu den Bürgern. Von Beginn an waren mit Euromünzen und -scheinen dabei: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien. Heute ist der Euro die Währung in 19 EU-Mitgliedstaaten und gesetzliches Zahlungsmittel für mehr als 340 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Er hat sich nach dem Dollar zur wichtigsten Währung der Welt entwickelt. Von Beginn an erwies sich der Euro als robust. Seine Einführung wurde anfangs von nicht wenigen Deutschen mit Skepsis begleitet, sie wollten an der beliebten D-Mark festhalten. Nach 20 Jahren lässt sich nun resümieren, dass der Euro sogar stabiler ist als die D-Mark. Die durchschnittliche jährliche Inflationsrate betrug im Währungsraum 1,7 Prozent, zu Zeiten der D-Mark lag sie in Deutschland bei 2,8 Prozent.

Euro – Ausdruck europäischer Identität

Der Euro ist dabei nicht nur ein einheitliches Zahlungsmittel mit vielen Vorteilen für den Handels-, Waren- und Reiseverkehr, sondern auch Ausdruck europäischer Identität. Dabei gilt eine in der Weltgeschichte und in der Numismatik einmalige „Vielfalt in Einheit“, welche die Münzensammler in ganz Europa seit nunmehr 20 Jahren begeistert.

Der frühere Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte damals in seinem Gastkommentar für das Deutsche Münzen Magazin: „Im Januar erscheint die erste Silbergedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland in Eurowährung. Sie ist dem Übergang zur Währungsunion, der Einführung des Euro-Bargelds gewidmet. Mit dieser Silbermünze wird die Gedenkmünzen-Sammlung der Bundesrepublik Deutschland nahtlos fortgesetzt. Denn anders als beim Papiergeld bleibt das alleinige Recht, Münzen zu prägen, weiterhin den nationalen Regierungen vorbehalten.“ Daher behielten Kurs- ebenso wie Gedenkmünzen ihre nationalen Seiten als Visitenkarten einer Nation. Eichel weiter: „Fünf Sondermünzen aus Sterlingsilber und eine Gedenkmünze zu einer halben und einer Unze Feingold werden im Jahr 2002 die Münzensammlung Deutschlands auf das Schönste ergänzen.“

Der Finanzminister konnte nicht ahnen, dass seine Formulierung „aufs Schönste ergänzen“ noch maßlos untertrieben war, angesichts des einsetzenden Sturms auf den Euro. Anstelle zögerlicher Zurückhaltung oder gar Ablehnung waren die neuen Gemeinschaftsmünzen bei Sammlerinnen und Sammlern sofort höchst begehrt. Noch vor dem offiziellen Start am 1. Januar 2002 erregten bereits die Starterkits in ganz Euroland die Gemüter. Schnell entwickelten sich diese in Plastikfolie verpackten Münzmischungen zum Sammelobjekt. In Deutschland wurden die jeweils 20 Münzen umfassenden Starterkits im Wert von 10,23 Euro bereits ab Mitte Dezember 2001 für 20 D-Mark an Privathaushalte abgegeben.

Mit der Euro-Bargeldeinführung am 1. Januar 2002 konzentrierten sich gestandene Numismatiker und die vielen hinzugekommenen Neusammler zunächst vornehmlich auf die Kursmünzen des eigenen Landes und der benachbarten Euro-Länder. Denn es war und ist bis heute faszinierend, die wechselnden Bildseiten-Motive der ansonsten gleich aussehenden 1- oder 2-Euro-Stücke zusammenzutragen. Begehrt und schnell vergriffen waren daher ebenso ganze Euro-Kursmünzensätze, auch die internationalen mit den unterschiedlichen Präsentationsverpackungen der einzelnen Euroländer. In deren Sog stiegen dann auch die bisherigen D-Mark-Kursmünzensätze im Wert.

Prägejahre ab 1999

Zum Euro-Start gab es in einigen Ländern auch Besonderheiten, die bei Euro-Kursmünzen-Sammlern bis heute höchst begehrt sind, einmal ganz abgesehen von den geringeren Auflagezahlen der aus dem Vatikan oder anderen europäischen Kleinstaaten stammenden Euros. So haben Frankreich und Finnland sowie die Euro-Monarchien Niederlande, Belgien, Spanien und Monaco ab 1999 angefangen, Euro-Kursmünzen mit den tatsächlichen Herstellungsjahren prägen zu lassen – und nicht wie beispielsweise Deutschland mit dem Erstausgabejahr 2002. Ein Hintergrund: Niemand konnte während der nötigen Vorlauf-Produktion in den Jahren 1999, 2000 und 2001 wissen, ob der Herrscher zum Ausgabezeitpunkt noch in Amt und Würden ist. Der Bundesadler, da war man sich sicher, würde auch 2002 nicht das Zeitliche gesegnet haben.
Interessant auch Griechenland, das erst im Jahr 2000 die Aufnahmekriterien der EU erfüllen und dementsprechend spät mit seiner Euro-Münzproduktion beginnen konnte. Also halfen den Athenern die Staatlichen Münzstätten von Frankreich, Finnland und Spanien aus, mit der Folge, dass es griechische Cent- und Euromünzen mit der Jahreszahl 2002 gibt, auf denen sich in einem winzigen Münzzeichen das eigentliche Herkunftsland offenbart: F (France) steht für Frankreich, S (Suomi) für Finnland und E (España) für Spanien.

Deutschland im Goldrausch

Nachdem schon zum Abschied der alten Währung der Wert der 1-DM-Goldmünze 2001 durch die Decke geschossen war, löste die Ankündigung zweier neuer Gedenkmünzen zu 100 und 200 Euro in feinstem Gold (999,9/1000) eine wahre „Europhorie“ aus. Alle Zeitungen und Magazine ebenso wie Radio und TV übertrafen sich in Sensationsmeldungen wie „Deutschland im Goldrausch“ oder „Euro-Fieber: Hohe Wertsteigerung erwartet“. Die erste deutsche Euro-Gedenkmünze in Gold hatte einen sensationellen Start hingelegt, der sich mit jenem der letzten Goldmark durchaus messen konnte. Die Vorbestellungen überstiegen die Auflage bei weitem (500.000 Ex. bei den 100-Euros und 100.000 Ex. bei den 200-Euro-Münzen), der Wert hatte sich vor der Erstausgabe bereits verdoppelt! Der Münzen- und Sammlermarkt hatte sich mit der größten Währungsumstellung aller Zeiten grundlegend verändert.

Beliebte Silber-Gedenkmünzen

Zehntausende neuer Sammler sorgten auch für wachsende Nachfrage bei den Silber-Gedenkmünzen, wobei hier der Nennwert von 10 D-Mark auf 10 Euro nahezu verdoppelt wurde. Der staatlich garantierte Umrechnungskurs betrug 1 zu 1,95583 – und gilt übrigens bis zum heutigen Tag für den Umtausch von DM in Euro.

Bis Ende 2010 bestanden alle deutschen 10-Euro-Gedenkmünzen aus Sterlingsilber. Durch die Silberpreis-Explosion wurde das Prägemetall der zum Nennwert in Umlauf gebrachten Stempelglanz-Versionen ab 2011 auf Kupfer-Nickel umgestellt, Silber gab es nur in der höchsten Prägequalität „Spiegelglanz“ gegen Aufpreis. Erst mit der Umstellung auf 20 Euro Nennwert im Jahr 2016 („Rotkäppchen“) hatte man wieder Luft nach oben und setzte für beide Qualitätsstufen das höherwertige 925er Sterlingsilber ein.

Der allererste deutsche Silber-Euro kam bereits am 23. Januar 2002 auf den Markt und thematisierte wie die für Mai angekündigten Gold-Euros den „Übergang zur Währungsunion – Einführung des Euro“, hier allerdings nicht mit europäisch anmutenden Brücken- und Architekturelementen, sondern mit Eurozeichen und Europakarte.

Europaweit Gedenkmünzen

Deutschland war in Sachen Euro-Gedenkmünzen der Vorreiter, kurz darauf folgten die Niederlande mit der Ausgabe ihrer ersten 10-Euro-Silbermünze zur Hochzeit von Kronprinz Wilhelm-Alexander und Prinzessin Máxima.

Österreich und Frankreich schlugen auf elegante Weise eine Brücke von der alten zur neuen Währung, indem sie bestehende Gedenkmünzen-Serien fortsetzten. So gehört der erste Silber-Euro aus der Alpenrepublik mit dem Motiv des Tiroler Schlosses Ambras zur Schilling-Serie „Österreich und sein Volk“. Frankreich setzte seine Europa-Serie mit verschiedenen Stückelungen in Gold und Silber fort. Das Motiv mit der „Marianne“ als Allegorie für Frankreich und der Aufschrift „Europa“ sowie den Euromünzen und den umlaufenden Namen der zwölf Teilnehmerländer versinnbildlicht die Zugehörigkeit zur Währungsunion.

Spanien war mit einer 10-Euro-Silbermünze, deren Design mit Europakarte dem deutschen Pendant ähnelt, ebenfalls schon früh dabei. Finnland ehrte mit seinem 10-Euro-Erstling den Schriftsteller Elias Lönnrot, Belgien die Brüsseler Nord-Süd-Eisenbahnverbindung.
Nicht alle Beitrittsstaaten, wie etwa Italien und Irland, schafften es noch im Jahr der Währungsunion 2002, neben Kursmünzen auch Gold- oder Silber-Gedenkmünzen herauszugeben. Sie folgten dem großen Sammlerboom ein Jahr später.

 


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2022.


Erste Euro-Gedenkmünzen von 2002 aus Deutschland, Frankreich, Finnland, den Niederlanden, Österreich und Spanien.

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