Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Januar/Februar 2021

Die Euro-Einführung war ein Glücksfall fürs Münzensammeln

Zwölf europäische Staaten wagten vor 20 Jahren den Aufbruch in eine neue Ära: Sie brachten den 1999 als Verrechnungseinheit eingeführten Euro nun auch als Bargeld in Umlauf. Nach dem Beitritt weiterer rund 15 Millionen Menschen aus Slowenien, Malta, Zypern, der Slowakei und Estland sowie zuletzt 2015 Lettland und Litauen besteht die Währungsgemeinschaft heute aus 19 Mitgliedern. Die vier Kleinstaaten Andorra, Monaco, San Marino und Vatikan gehören über Italien bzw. Frankreich und Spanien dazu.

Über 340 Millionen Europäer zahlen damit heute in der gleichen Währung. Durchaus aber nicht mit gleicher Münze, denn das Münzregal, also das Recht, Münzen zu prägen, ist auch nach Inkrafttreten der Währungsunion in der Hand der Nationalstaaten verblieben. Und das bringt die „Vielfalt in Einheit“, die die Münzensammler in ganz Europa seit zwei Jahrzehnten begeistert. Zum beliebtesten länderübergreifenden Sammelgebiet haben sich dabei die 2-Euro-Gedenkmünzen entwickelt, deren Erstausgabe 2004 zu den Olympischen Spielen von Athen in Griechenland erschien. Diese neuen Gedenkmünzen mit gemeinsamer 2-Euro-Rückseite, aber unterschiedlichen nationalen Motivseiten sind in ganz Euroland offizielles, gesetzliches Zahlungsmittel und deshalb auch numismatisch etwas ganz Besonderes.

Wie auch immer der Einzelne persönlich und politisch zur Währungsunion stehen mag, für Münzensammler war die Einführung des Euro ein Glücksfall. Sie konnten bei der größten Währungsumstellung aller Zeiten live dabei sein und die epochalen geldgeschichtlichen Umwälzungen mit aktuellen Neuausgaben dokumentieren. Millionen Europäer sahen in den neuen Münzen plötzlich mehr als nur einfache Geldstücke, für die man eine Zeitung holen kann oder die sich als Chip im Einkaufswagen verwenden lassen. Sie entdeckten die Münze als Sammelobjekt.

Für viele war und ist der Euro aber nur der Einstieg in die wunderbare Welt der Numismatik. Zuerst finden sie die Gedenkmünzen, mit denen sie ihre Kursmünzen-Sammlung komplettieren können. Dann steigen sie tiefer ein: D-Mark-Münzen, Kaiserreich, historische Taler vielleicht. Andere gehen den Weg des Themensammlers und begeistern sich für die vielfältigen Motive der Fußball- oder Olympia-Münzen aus aller Welt. Und wieder andere erliegen der Faszination des Goldes und kombinieren ihr Sammelhobby mit einer gewinnbringenden Geldanlage. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Dem Euro sei Dank.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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