Start
Heft-Archiv
Jahrgang 2022
Ausgabe 1/2022
Die Wartburg beschließt Teil 1 der Bundesländerserie

2-Euro-Gedenkmünzenreihe wird 2023 fortgesetzt

Die Wartburg beschließt Teil 1 der Bundesländerserie

Mit Erscheinen der 2-Euro-Gedenkmünze „Thüringen“ im Januar 2022 endet nach 17 Ausgaben die erste Runde der deutschen Bundesländerserie. Sie wird ab 2023 mit neuen Motiven fortgesetzt.

Es gibt Münzserien in Deutschland, die sind besonders langlebig. Die 2-Euro-Reihe „Bundesländer“ ist auf dem besten Weg, alle Rekorde zu brechen: Sie wird nach derzeitiger Planung noch bis 2038 laufen – insgesamt 32 Jahre! Ab 2023 sollen nochmals alle 16 Länder mit frischen Motiven gewürdigt werden. Den (Neu-)Anfang macht dann der Stadtstaat Hamburg, der sich als Motiv sein neues Wahrzeichen gewünscht hat: die Elbphilharmonie.

Ein Jahr später als ursprünglich gedacht geht jetzt die erste Runde der Bundesländerserie zu Ende, denn durch das 2019 eingeschobene Motiv „Bundesrat“ hat sie nun 17 Ausgaben – bei 16 Ländern. Der letzte Doppeleuro des ersten Teils dieser beliebten Reihe erscheint im Januar und gilt dem Bundesland Thüringen.

Thüringen gehört mit einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern und knapp 2,2 Millionen Einwohnern zu den kleineren Bundesländern. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung lebt in der Landeshauptstadt Erfurt, die zugleich die größte Stadt im Freistaat ist. Thüringen weist eine hohe Dichte an Kulturstätten von nationalem und internationalem Rang auf. Zum UNESCO-Welterbe gehören das „Klassische Weimar“, das Bauhaus in Weimar, der Nationalpark Hainich als Teil der Europäischen Buchenurwälder und die Wartburg bei Eisenach. Letztere kam schon zu DDR-Zeiten zu numismatischen Ehren und zuletzt 2011 auf dem jährlichen Halbunzen-Goldeuro der Bundesrepublik.

Auch die 2-Euro-Gedenkmünze 2022 zeigt die Wartburg, auf der um 1206 der sagenhafte „Sängerkrieg“ stattgefunden hat und rund 300 Jahre später der Reformator Martin Luther als „Junker Jörg“ in nur elf Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Die im 19. Jahrhundert größtenteils neu aufgebaute Burg wird auf der Münze unverkennbar dargestellt, wie sie sich auf einem schroffen Felsgrat etwa 220 Meter über der Stadt Eisenach erhebt. Der Entwurf stammt von dem Künstler Olaf Stoy aus Freital in Sachsen. Dessen Initialen „OS“ sind rechts aufgeprägt, darüber der Prägebuchstabe (A, D, F, G oder J). Das „D“ unter dem Wort Thüringen dagegen ist – leicht verwechselbar – das Länderkürzel für Deutschland.

Alles begann mit dem „Holstentor“ 2006

Knapp zwei Jahre nach der griechischen Doppeleuro-Premiere zu den Olympischen Spielen von Athen 2004 bekam auch Deutschland seine erste 2-Euro-Gedenkmünze. Das Startmotiv von 2006 mit dem berühmten Lübecker Holstentor bildet den Auftakt zu einer Serie, mit der alle 16 deutschen Bundesländer gewürdigt werden. Und zwar in der Reihenfolge ihres Vorsitzes im Deutschen Bundesrat.

Nach dem Beschluss des Bundeskabinetts erklärte das Bundesfinanzministerium: „Mit der 2-Euro-Gedenkmünzen-Serie der Bundesrepublik Deutschland soll den Bürgerinnen und Bürgern in Europa der föderale Aufbau unseres Landes nähergebracht werden. Die Ausgabe der Münzen soll in der Reihenfolge der Präsidentschaft im Bundesrat erfolgen, beginnend mit Schleswig-Holstein im Jahr 2006.“ Die Auflagen betragen in der Regel 30 Millionen Exemplare pro Motiv, sodass die Sonderausgaben nicht selten auch im Umlauf auftauchen und dort als geprägte Botschafter der Länder Werbung für die jeweiligen Touristenattraktionen machen.

Thema geht auf Vorschlag von DMM-Lesern zurück

Das Thema der deutschen 2-Euro-Gedenkmünzenserie entspricht übrigens dem Wunsch vieler Münzensammler. In seiner Januar-Ausgabe 2004 hatte das „Deutsche Münzen Magazin“ in Abstimmung mit dem Bundesministerium der Finanzen nach den Themenwünschen der Sammler für deutsche Gedenkmünzen gefragt. Über 7500 Fragebögen gingen bei der Redaktion ein, die als aktuelles und repräsentatives Meinungsbild der Münzensammler in Deutschland gewertet werden konnten. Gefragt wurde unter anderem nach zusätzlichen Themen für Münzserien. Und hier wünschten sich mit deutlichem Abstand vor allen anderen Themen fast ein Drittel aller Teilnehmer eine Serie unter dem Motto „Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten in Deutschland“/ „Die Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland“.

Die Ergebnisse der Umfrage waren dann Gegenstand einer Münzdirektoren-Konferenz im März 2004, auf der die Anregungen der Leser des Deutschen Münzen Magazins intensiv diskutiert wurden und schließlich in der Empfehlung für die Bundesländerserie mündeten.
Wichtig war, dass damit auch die EU-Vorgabe, 2-Euro-Gedenkmünzen ausschließlich „besonderen Anlässen“ zu widmen, erfüllt wird. Denn der Föderalismus in Deutschland ist eine der tragenden Säulen unserer Demokratie. Und der jährlich unter den Ministerpräsidenten der Länder wechselnde Vorsitz im Bundesrat ist durchaus ein herausragender Anlass für die Herausgabe einer deutschen Gedenkmünze.

Nicht nur bei der Themenwahl hatte die Bundesregierung ihr „Herz für Sammler“ entdeckt, auch bei der Ausgabe der Münzen: Der jeweilige Erstverkaufstag der Doppeleuros aus der Bundesländerserie wurde auf den Eröffnungstag der größten Münzsammler-Messe der Welt gelegt, der „World Money Fair“ in Berlin. Seit 2006 ist die Erstausgabe-Zeremonie so regelmäßig einer der Höhepunkte dieser Veranstaltung.

Messepremiere in Berlin

Bei der Premiere 2006 standen Hunderte von Besuchern dicht gedrängt vor dem Gemeinschaftsstand der Deutschen Münzstätten und verfolgten, wie der damalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Karl Diller, die erste deutsche 2-Euro-Gedenkmünze an den amtierenden Finanzminister des Landes Niedersachsen überreichte. Wenige Minuten nach der offiziellen Übergabe begann der Verkauf der Münzen ans Publikum.

Der große Anklang, den die 2-Euro-Bundesländerserie bei den Sammlern fand, hatte sich schnell bis ins Kanzleramt herumgesprochen. So wurde die offizielle Übergabe der neuen 2-Euro-Gedenkmünzen der Bundesländerserie fortan auf allerhöchster Ebene zelebriert. Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich überreichte jeweils die neueste Ausgabe an die amtierenden Präsidenten und Präsidentinnen des Deutschen Bundesrats. Aus Sicherheitsgründen fand die Übergabe dann allerdings nicht mehr im Gedränge der Messehallen statt, sondern im Berliner Bundeskanzleramt.

Vor versammelter Presse und geladenen Ehrengästen zeigte sich die Kanzlerin von den Gedenkmünzen durchaus angetan: „Es ist ein besonders schöner Anlass, auf diese Weise ein Stück Heimat in den Händen halten zu können“, sagte sie etwa anlässlich der Präsentation der 2007er-Ausgabe mit dem Schweriner Schloss. Bekanntlich ist Angela Merkel in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hatte dort auch ihren Wahlkreis.

Kursmünzensätze aufgewertet

Erheblich aufgewertet durch die zusätzlichen 2-Euro-Gedenkmünzen der Bundesländerserie wurden ab 2006 auch die deutschen Kursmünzensätze, die sich fortan nicht nur durch die Jahreszahl, sondern auch durch das jeweils neue Motiv der Gedenkmünzen unterscheiden. Außerdem sind in den Sätzen seither neun statt vorher acht Münzen enthalten. Besonders begehrt ist der Kursmünzensatz in Spiegelglanz, denn in der kleinen Auflage dieses Satzes befindet sich die 2-Euro-Gedenkmünze in der Premiumqualität „Polierte Platte“. In dieser höchsten Prägequalität gibt es die Münze ansonsten nur noch in speziellen Fünfer-Sets, in denen in Kleinauflage die 2-Euro-Gedenkmünzen eines Jahrgangs mit allen fünf deutschen Prägezeichen A, D, F, G und J enthalten sind.

Unterschiedliche Versionen

Die Länderkennung auf der deutschen Bundesländerserie kennt drei verschiedene Versionen, die jeweils den aktuellen Vorgaben der Europäischen Union folgten. Während auf den ersten Ausgaben bis 2009 (Saarland) auf dem äußeren silbernen Ring noch der Landesname ausgeschrieben als „Bundesrepublik Deutschland“ erschien, fand sich zusammen mit den Europasternen drei Jahre lang nur noch ein „D“ und die in Zweierblöcke geteilte Jahreszahl auf dem Ring. Gemäß der aktuellen EU-Leitlinie darf der äußere Sternenkranz auf Euro- und Cent-Umlaufmünzen seit 2013 aber nicht mehr durch andere Zeichen oder Gestaltungselemente unterbrochen sein. Deshalb ist das Länderkürzel jetzt gemeinsam mit dem Motiv im goldfarbenen Kern aufgeprägt. Dies hat jedoch immer wieder zu Irritationen geführt, weil auch der Prägebuchstabe für München bekanntlich ein „D“ ist und mitunter damit verwechselt wurde.

Ausblick: Neuauflage der Bundesländerserie ab 2023

Die numismatische Deutschlandtour zu den Sehenswürdigkeiten der 16 Bundesländer findet mit der Thüringer Wartburg 2022 nur einen vorläufigen Abschluss. Ab 2023 geht das 2-Euro-Münzprogramm in seine zweite Runde. Dann sollen noch einmal alle 16 Bundesländer gewürdigt werden. Denn, so die Leiterin des Münzreferats im Bundesfinanzministerium, Ulrike Bohm, gegenüber dem Deutschen Münzen Magazin: „Die 17 Motive der Bundesländer-Serie reichten nicht ansatzweise aus, um den vielen besonderen Orten in unserem Land ein Podium zu geben. Wir haben uns daher entschieden, die numismatische Reise durch die Bundesrepublik fortzusetzen.“

Sonderfall Bundesrat

2019 erschien innerhalb der 2-Euro-Bundesländerserie anstelle des ursprünglich geplanten Magdeburger Doms für das Land Sachsen-Anhalt das Motiv „Bundesrat“. Hintergrund: Die Reihenfolge der Bundesrats-Präsidentschaft richtet sich nach den Einwohnerzahlen der Länder und wird von Zeit zu Zeit angepasst. So im Zuge der Wiedervereinigung 1990 oder nach einer Volkszählung. Beim letzten Zensus 2011 schob sich unter anderem Schleswig-Holstein um drei Plätze nach vorne und hatte deshalb 2019 bereits nach 13 Jahren erneut die Präsidentschaft inne.

Deshalb hat sich auch die Ausgabereihenfolge der 2-Euro-Bundesländerserie geändert, die sich am jeweiligen Bundesratsvorsitz orientiert. Da Schleswig-Holstein mit dem „Lübecker Holstentor“ 2006 bereits die Erstausgabe der 2-Euro-Serie gestellt hat, sollte es jetzt im Rahmen der Serie nicht noch einmal geehrt werden – nicht bevor alle Länder wenigstens einmal dran waren. Deshalb erschien 2019 zum Ausgleich die „Bundesrat“-Münze. Das Thema ist aber durchaus mehr als ein notwendiger Lückenfüller, denn es würdigt die Länderkammer 2019 zu einem Zeitpunkt, da sich ihre Gründung zum 70. Mal jährte. Auf der Münze ist das Jubiläum jedoch nicht ausdrücklich vermerkt.

Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2022.