Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial März/April 2022

Bundesbankfilialen wieder geschlossen: Erstausgabe-Chaos

Corona und kein Ende. Die Pandemie hat die Welt weiter im Griff. Auch wenn Gesundheitsexperten Anfang Februar, da ich diese Zeilen schreibe, vorsichtig Entwarnung geben und sich der neue Bundesfinanzminister Christian Lindner für „klare Öffnungsperspektiven“ ausspricht. Vorerst allerdings bleiben die Einschränkungen großenteils bestehen, von denen natürlich auch die Münzbranche betroffen ist. Münzmessen werden abgesagt, Auktionshäuser verzichten auf Live-Versteigerungen vor Publikum. Und: Die Filialen der Deutschen Bundesbank haben wieder geschlossen – im Gegensatz zu normalen Kreditinstituten und dem gesamten Einzelhandel, die unter Auflagen weiter ihre Kunden bedienen.

Auf der Internetseite der Frankfurter Zentralbank findet sich der Hinweis: „Die Filialen haben das Privatkundengeschäft ab dem 3. Januar 2022 aufgrund der jüngsten Entwicklung der Corona-Pandemie und der von der Bundesbank ergriffenen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der nationalen Bargeldversorgung vorerst eingestellt.“ Das Problem ist, dass auch Händler und Kreditinstitute aus Gleichbehandlungsgründen nicht mit Münzneuheiten beliefert werden. Bei Redaktionsschluss waren vom Ausgabestopp bislang die 20-Euro-Gedenkmünze „Rumpelstilzchen“ und das 2-Euro-Stück „Thüringen“ betroffen. Auch die Silberausgabe „Droste-Hülshoff“ wird wohl nicht pünktlich erscheinen.

Wir müssen uns darauf einstellen, dass es ein ähnliches Durcheinander geben wird wie vergangenes Jahr. Damals kamen – nachdem sich die Corona-Lage im Sommer beruhigt hatte – alle deutschen Gedenkmünzen des ersten Halbjahrs auf einen Schlag am 10. Juni an die Schalter, die 10-Euro-Münze mit Polymerring „Auf dem Wasser“, die für März geplant war, gar erst am 9. September.

Wohlgemerkt: Dies alles betraf und betrifft nur die „Normalprägungen“, die von der Bundesbank zum Nennwert in Umlauf gegeben werden. Die Sammlermünzen in Spiegelglanz und Deutschlands Goldmünzen werden von der Versandstelle der „Münze Deutschland“ termingerecht in Verkehr gebracht.

Bleibt zu hoffen, dass es 2022 nicht ganz so schlimm wird und die Entscheider vom „Team Vorsicht“ bei der Bundesbank diesmal ihre Filialen früher wieder öffnen. Dann würden wenigstens die von der Pandemie besonders gebeutelten Pflegekräfte rechtzeitig ihre numismatische Ehrung bekommen – und die Sammler die sehnlichst erwartete Erstausgabe der neuen 10-Euro-Serie „Im Dienst der Gesellschaft“, die unser heutiges Titelbild ziert.

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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