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„Herrnhuter Stern“ auf der Weihnachtsmünze 2022

Plastischer Weihnachtsstern

Nach der Krippenszene auf der Erstausgabe 2021 erscheint dieses Jahr der „Herrnhuter Stern“, ein dreidimensionaler, meist 26-strahliger Weihnachtsstern, als Motiv auf Deutschlands 25-Euro-Feinsilbermünze 2022.

Die im November 2021 begonnene Weihnachtsmünzenserie wird dieses Jahr mit dem Motiv „Herrnhuter Stern“ fortgesetzt. Der klassische Herrnhuter Stern ist eine dreidimensionale Konstruktion aus Papier und Pappe, die aus einem 26-flächigen Grundkörper (mathematisch betrachtet ein Rhombenkuboktaeder) besteht, auf dem 18 quadratische und 8 dreieckige pyramidenförmige Zacken aufgesetzt sind. Oft besitzen Herrnhuter Sterne eine elektrische Lichtquelle, die den Stern von innen heraus leuchten lässt. Nicht gesichert ist, wer den Herrnhuter Stern erfunden hat, die Entstehung dieses Brauchtums ist jedoch eng verbunden mit der Evangelischen Brüder-Unität in der sächsischen Kleinstadt Herrnhut.

1. Preis: Martin Dašek

Der dreidimensionale Stern eignet sich gut für die Darstellung in sogenannter Tellerprägung, bei der das zentrale Motiv in der konkaven Vertiefung des Münzgrunds besonders plastisch zur Geltung kommt. Das Bundeskabinett hat jetzt das Design der 25-Euro-Gedenkmünze für 2022 beschlossen, das von dem tschechischen Künstler Martin Dašek stammt. Es wurde im Gestaltungswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet und unterscheidet sich von den meisten anderen eingereichten Entwürfen auch dadurch, dass nicht nur der Stern selbst gezeigt wird, sondern als weiteres Detail das Glockentürmchen auf dem Dach des Herrnhuter Kirchensaals. Damit wird auf die Herkunft des weltberühmten Weihnachtssterns verwiesen. Die exzentrische Position des Sterns, die die Möglichkeiten der Tellerprägung nicht voll ausnutzt, findet auf der Wertseite mit der nicht mittigen Anordnung des Bundesadlers ihre Entsprechung.

2. Preis: Victor Huster

Anders das Gipsmodell des Medailleurs Victor Huster aus Baden-Baden, der im Künstlerwettbewerb den zweiten Platz belegte. Ihm bescheinigte das Preisgericht: „Der Entwurf überzeugt auf der Bildseite durch die eindrucksvolle Plastizität des im Zentrum dargestellten Herrnhuter Sterns, der durch eine real getreue Perspektive und eine leichte Asymmetrie hervorgehoben wird. Die Aufhängung nimmt Bezug auf die sehr verbreitete Nutzung als Adventsstern.“ Der kleine Komet rechts unten in der typografisch außergewöhnlichen Umschrift ist ein Verweis auf den Stern von Bethlehem.

3. Preis: Friedrich Brenner

Auch der drittplatzierte Entwurf im Gestaltungswettbewerb – er stammt von Friedrich Brenner aus Diedorf bei Augsburg – zeigt mittig ausschließlich den Stern und nutzt damit die prägetechnisch größtmögliche Plastizität, was die Jury so kommentierte: „Das für die Tellermünze prägende tiefe Relief wird durch die zentrale Sicht des Herrnhuter Sterns vorzüglich eingefangen. Durch die Frontalansicht entsteht eine räumliche, für den Herrnhuter Stern charakteristische Perspektive.“ Insgesamt zeichne sich die Arbeit „durch eine hohe handwerkliche und gestalterische Qualität aus“.

Ohne Randschrift und Feingehaltsangabe

Auf eine Randschrift wird bei den neuen 25-Euro-Feinsilbermünzen ebenso verzichtet wie auf eine Feingehaltsangabe. Letzteres hat allerdings bei bundesdeutschen Edelmetallmünzen Tradition: Weder die Goldstücke von 20 bis 100 Euro noch die Silbermünzen zu D-Mark-Zeiten und in den ersten zehn Jahren der Euro-Ära tragen einen solchen Hinweis auf das Prägemetall. Erst die Silber-Zehner in Spiegelglanz ab 2011 wurden zur Unterscheidung ihrer Kupfer-Nickel-Pendants in Normalprägung entsprechend punziert. Bei den nachfolgenden 20-Euro-Silbermünzen wurde diese Praxis (nun auch in Stempelglanz) beibehalten.

Die Gedenkmünzen der deutschen 25-Euro-Serie dürften auch bei Nichtsammlern gut ankommen, eignen sie sich doch durch ihre weihnachtlichen Motive und den hohen Reinheitsgrad vorzüglich als Geschenk zu Heiligabend. Eine nette Idee ist in diesem Zusammenhang auch die besondere Gestaltung der Münzkapsel der Spiegelglanz-Ausgabe, die erstmals eine Öse aufweist, mit der das Stück auch am Christbaum aufgehängt werden kann.

Spezifikationen: Weihnachten – Herrnhuter Stern, 2022, 25 Euro, Silber 999/1000, 22 g, Ø 30 mm, Prägestätte Berlin (A). Die Auflagen in Stempelglanz und Spiegelglanz wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN März/April 2022.

Der dreidimensionale Stern wird auf dem Siegerentwurf von Martin Dašek durch das Herrnhuter Glockentürmchen ergänzt.

 

Liebevolles Detail: Die Schutzkapseln der deutschen Weihnachtsmünzen in Spiegelglanz (hier von 2021) besitzen eine Plastiköse, mit der die Münze als Christbaumschmuck verwendet werden kann.

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