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Start der Achtelunzen-Serie „Rückkehr der Wildtiere“

Die neuen Gold-Zwanziger

Mit dem Motiv „Kegelrobbe“ startet am 20. Juni eine neue sechsteilige 20-Euro-Goldmünzenserie unter dem Titel „Rückkehr der Wildtiere“. Die Achtelunzen haben die gleichen Spezifikationen wie die der Vorgängerprogramme „Deutscher Wald“ und „Heimische Vögel“.

Im Juni letzten Jahres endete Deutschlands 20-Euro-Goldserie „Heimische Vögel“ mit dem Motiv eines Schwarzspechts. Aber schon damals war klar: Es wird eine Fortsetzung des erfolgreichen Achtel-unzen-Programms geben. Und wieder sollte es ein Natur-Thema sein: Die „Rückkehr der Wildtiere“ verspricht ab 2022 besonders reizvolle Motive, handelt es sich dabei doch um Tiere, die in der Vergangenheit in Deutschland schon fast ausgerottet waren und zwischenzeitlich – durch erfolgreiche Arten- und Naturschutzmaßnahmen – wieder häufiger anzutreffen sind.

Die Kegelrobbe ist eines von ihnen. Sie war bis Mitte des 20. Jahrhunderts an den deutschen Küsten nahezu komplett verschwunden. Seit sie in den 1990er-Jahren unter Schutz gestellt wurde und die Belastung durch Umweltgifte in ihren Lebensräumen zurückgegangen war, haben sich die Bestände wieder erholt. Dieser Robbe, einem dem Seehund zum Verwechseln ähnlichen Tier, gilt die Erstausgabe der neuen Goldmünzenreihe.

Gestaltung: Olaf Stoy

Das Motiv stammt von dem sächsischen Künstler Olaf Stoy aus Rabenau, der sich als Porzellanplastiker einen Namen gemacht hat. Er war vom Preisgericht im Gestaltungswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet worden. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Entwurf zeigt die Kegelrobbe in ihrem Element, dem Wasser. Mit großer Lebensfreude und Elan taucht sie in die Tiefe und zieht Luftblasen hinter sich. Das größte Raubtier Deutschlands schaut uns friedvoll direkt an, als wollte es uns sagen: ‚Seht her, es gibt mich wieder.‘ Der Namensschriftzug ‚Kegelrobbe‘ steht in seiner blockhaften Erscheinung in einem spannungsvollen Kontrast zur dynamischen Bewegung des Tieres.“ Die Wertseite zeigt einen Bundesadler in schon fast klassischer Siegelform mit absolut symmetrischen Inschriften. Dabei bilden Jahreszahl, Prägezeichen und Nennwert die Mittelachse, die vom Schriftzug BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND und den Europa-sternen umschlossen werden.

Wie zuvor gibt es die 20-Euro-Goldmünzen ausschließlich in der Prägequalität „Stempelglanz“ mit einem unterbrochenen Riffelrand. Im Jahr 2023 wird in der Serie „Rückkehr der Wildtiere“ der Steinbock porträtiert. Die weiteren Motive bis 2027 wurden noch nicht bekannt gegeben. Ebenso gibt es keine Informationen darüber, ob und gegebenenfalls in welcher Form es eine passende Präsentationskassette für das ganze Sechser-Set geben wird, wie dies bei den Vorgängerserien der Fall war.

Goldpreisboom nach der Jahrtausendwende

Als in den Jahren nach der Euro-Einführung das Gold immer teurer und teurer wurde, war das zwar schön für all jene, die die neuen deutschen Gold-Euros gekauft hatten und sich über einen schönen Wertzuwachs freuen konnten. Aber gleichzeitig wurden die relativ großen, 15,5 Gramm schweren Halbunzen-Stücke immer unerschwinglicher. Hatte die erste deutsche 100-Euro-Goldmünze „Übergang zur Währungsunion“ 2002 noch einen offiziellen Ausgabekurs von 193 Euro, so waren es bei „UNESCO Welterbe Aachen“ 2012 bereits 738,70 Euro. Beinahe eine Vervierfachung des Kaufpreises in nur zehn Jahren!

Mit den steigenden Preisen gingen auch die Auflagen zurück. Zwar nicht in gleichem Maße wie die Preise, aber doch spürbar – um knapp die Hälfte in der ersten Euro-Dekade. Und das lag ganz bestimmt nicht an der Attraktivität der Münzen oder einer schwindenden Faszination des Goldes, sondern schlicht und einfach an der Tatsache, dass sich viele diese Münzen nicht mehr leisten konnten. Vor allem Sammler, die weniger den Anlagegesichtspunkt im Auge hatten, als vielmehr die reine Freude am Hobby, mussten passen. So hoch war der Etat für dieses Steckenpferd dann auch wieder nicht. Außerdem wollte man ja auch noch andere Münzen sammeln und nicht das ganze Geld in ein einziges Goldstück investieren.

Deutschlands erste „Kleine Goldmünze“

Die ganze Entwicklung bewog das Bundesfinanzministerium dazu, 2010 die erste „Kleine Goldmünze“, wie es damals offiziell hieß, herauszugeben. Sie ist mit einer achtel Unze (3,89 Gramm) nur ein Viertel so schwer wie die Gold-Hunderter und demensprechend billiger. Beschlossen wurde zunächst eine auf sechs Jahre angelegte Serie unter dem Titel „Deutscher Wald“, deren Motive als Pars pro Toto Blätter oder – bei Nadelhölzern – Zweige bekannter Bäume aus Deutschland zeigen: Eiche, Buche, Fichte, Kiefer, Kastanie und Linde. Offiziell erschien das Münzprogramm zum von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Jahr der Wälder 2011“. Die Reaktion der Sammler auf die neue „Volksmünze“ war euphorisch. Allein die Zahl der Vorbestellungen übertraf bei Weitem die auf 200.000 Exemplare limitierte Auflage. Die Münze wurde nicht einfach „verkauft“, sie wurde den Interessenten im Losverfahren zugeteilt! Schon innerhalb weniger Tage nach seinem Erstausgabetermin am 23. Juni 2010 wurde das Goldstück zu deutlich mehr als dem Dreifachen des amtlichen Ausgabepreises gehandelt. Im Deutschen Münzen Magazin war damals zu lesen: „Die Erstausgabe der neuen 20-Euro-Goldserie der Bundesrepublik Deutschland hat einen Bilderbuchstart hingelegt.“ Als Gründe dafür wurden neben der niedrigen Auflage das geringere Edelmetallgewicht ausgemacht, das die Münze für viele erschwinglich macht. Und weiter: „Daneben schürt der anhaltende Run auf echtes Gold die Kauflust auch von Nicht-Sammlern, die so das Angebot weiter verknappen. Und nicht zuletzt handelt es sich bei der ‚Eiche‘ um die begehrte Erstausgabe einer ganz neuen Münzenserie.“

Und noch eine Neuerung gab es bei der ersten Goldserie zu 20 Euro: Anders als bei der 100-Euro-Goldreihe wurden die Münzen nicht in Einzelschatullen verpackt ausgeliefert, sondern in einer hochwertigen Kassette aus massiver deutscher Buche, die für alle sechs Goldstücke bestimmt ist und die zusammen mit der Erstausgabe 2010 ausgeliefert wurde. Die Holzkassette mit grünen Samteinlagen misst 26 x 8 Zentimeter. Sie nimmt neben den sechs gekapselten Goldmünzen hinter einer schwarz-rot-goldenen Banderole die Echtheitszertifikate auf, die erstmals mit einer fortlaufenden Nummerierung versehen sind. Eine gelungene Idee, die die Einzigartigkeit dieser Sammlerstücke nachdrücklich unterstreicht.

„Heimische Vögel“ folgten auf „Deutscher Wald“

Auch bei der Folgeserie „Heimische Vögel“, die von 2016 bis 2021 ausgegeben wurde, gibt es eine spezielle Verpackung für das ganze Sechser-Set. Es besteht diesmal aus einem 12 x 18 Zentimeter großen Plexiglasblock mit sechs gefrästen Aussparungen, in die die Münzen samt Kunststoffkapseln passen. Sie werden von einem transparenten, mit schwarzen Vogel-Scherenschnitten bedruckten Folienschuber gegen das Herausfallen geschützt. Auch diese Präsentationsverpackung wurde mit der damaligen Erstausgabe geliefert, der „Nachtigall“ (2016). Die Folgeausgaben Pirol, Uhu, Wanderfalke, Weißstorch und der letztjährige Schwarzspecht kamen jeweils gekapselt mit Echtheitszertifikaten. Diese waren nun nicht mehr einzeln nummeriert, da sich die Auflagen der verschiedenen Jahrgänge unterscheiden und jeweils kurzfristig angepasst wurden. So konnten die Zertifikate nicht mehr vorproduziert werden. Dass die Auflagenschätzungen nicht immer der tatsächlichen Nachfrage entsprachen, beweist der „Uhu“ von 2018. Er wurde mit 150.000 Exemplaren in der niedrigsten Stückzahl aller bisherigen deutschen 20-Euro-Goldmünzen geprägt – und ist heute das mit Abstand wertvollste Stück des Programms. Wenn er überhaupt von einem Händler angeboten wird, dann zumeist zu Preisen deutlich jenseits von 1000 Euro.

Man sieht, wenn innerhalb einer geschlossenen Serie, die gerne komplett gesammelt wird, die Auflagen variieren, kann es zu solchen Ausreißern kommen. Gerade auch bei einem besonders gelungenen Motiv. Man darf gespannt sein, wie sich die Erstausgabe der neuen Reihe „Rückkehr der Wildtiere“ schlagen wird. Der Sympathiefaktor der „lächelnden“ Kegelrobbe jedenfalls bietet schon einmal die besten Voraussetzungen.

Spezifikationen: Kegelrobbe (Serie „Rückkehr der Wildtiere“), 2022, 20 Euro, Gold 999,9/1000, 3,89 g, Ø 17,5 mm, Stgl., Riffelrand, Prägestätten A, D, F, G und J, Auflagen wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Mai/Juni 2022.

Mit der Kegelrobbe beginnt im Juni ein neues Kapitel in der Geschichte deutscher 20-Euro-Goldmünzen. Sie sind jetzt bis 2027 dem Thema „Rückkehr der Wildtiere“ gewidmet.

Die ersten „Kleinen Goldmünzen“ Deutschlands erschienen ab 2010 in einer achtel Unze reinem Gold. Eiche, Buche, Fichte, Kiefer, Kastanie und Linde waren deshalb für viele erschwing-licher als die Gold-Hunderter.

Die zweite Serie in 20 Euro Gold galt von 2016 bis 2021 „Heimischen Vögeln“. In der speziellen Acrylverpackung finden Nachtigall, Pirol, Uhu, Wanderfalke, Weißstorch und Schwarzspecht ihren Platz.

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