Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Editorial Juli/August 2022

70 Jahre bundesdeutsche Gedenkmünzen

2022 feiern wir den 70. Geburtstag der ersten Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland. Auch wenn das silberne 5-Mark-Stück zum 100. Jahrestag des Germanischen Nationalmuseums erst mit einjähriger Verspätung tatsächlich an die Bankschalter gelangte, so darf doch das aufgeprägte Jubiläumsjahr 1952 als Startpunkt für eine Gedenkmünzen-Kollektion gelten, die nach wie vor des deutschen Sammlers liebstes Kind ist.

Dabei hat es anfangs gar nicht nach Erfolg ausgesehen. Die Erstauflage betrug, in Anlehnung an die höchsten Auflagen von Gedenkmünzen der Weimarer Republik, gerade einmal 200.000 Exemplare. Trotz dieser geringen Stückzahl drohte die erste bundesdeutsche Gedenkmünze zum Ladenhüter zu werden. Keiner wollte die ungewohnte Münze haben, also wurde sie in Lohntüten gepackt, nur damit sie überhaupt unter die Leute kam. Das ist einer der Gründe, warum heute viele der noch erhaltenen Exemplare Umlaufspuren aufweisen und dennoch sehr gesucht sind. Stücke in prägefrischer Erhaltung sind moderne Raritäten und erzielen Spitzenpreise. 

Mit dem Wechsel der Währung von der D-Mark zum Euro hat dieses Ländersammelgebiet eine ganz neue Dynamik entwickelt. Waren es zu Zeiten der „guten alten Mark“ – wenn überhaupt – oft nur eine oder zwei Gedenkmünzen pro Jahr, die die Sammlung ergänzten, so sind es aktuell mehr als ein Dutzend. Gab es einst in der Regel nur eine Spezifikation, etwa 5 DM Silber, so erleben wir heute eine nie da gewesene Vielfalt – von Polymerring-Münzen über Farbprägungen bis hin zu Goldmünzen in drei verschiedenen Größen.

Manche mögen diese Entwicklung als „inflationär“ kritisieren. Tatsächlich aber wird so versucht, auf die unterschiedlichsten Interessen der Sammler einzugehen und ihnen ein Angebot zu machen. Auch und gerade die Wünsche der Jüngeren hat das Bundesfinanzministerium dabei im Blick. Denn wenn der Nachwuchs fehlt, hat das ganze schöne Hobby keine Zukunft.

Und schließlich: Jeder kann sich herauspicken, was ihm behagt, selbst bestimmen, in welchem Rahmen er „komplett“ sein will. So mag sich der (oder die) eine wie Bolle auf die neue Farbserie „Wunderwelt Insekten“ freuen, andere wiederum möchten ihre 100-Euro-Goldmünzen-Kollektion vervollständigen und fiebern schon der neuen Literatur-Reihe entgegen, bei der nächstes Jahr mit Goethes „Faust“ eine neue Ära eingeläutet wird. Auf dass jeder nach seiner Façon selig werde …

Erzinger
Wolfgang Erzinger,
Herausgeber
Deutsches Münzen Magazin

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