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10-Euro-Gedenkmünze „Im Dienst der Gesellschaft“ 2023

Ein Polymerring – rot, wie die Feuerwehr

Mit einem feuerroten Polymerring erscheint im Mai 2023 die zweite Ausgabe der 10-Euro-Serie „Im Dienst der Gesellschaft“. Nach „Pflege“ in diesem Jahr lautet das Thema dann „Feuerwehr“. Die Münze zeigt einen Löschtrupp im Einsatz.

Die neue Gedenkmünzen-Serie „Im Dienst der Gesellschaft“, die im April mit der Erstausgabe „Pflege“ begann, stellt „die besondere Bedeutung von Berufsgruppen in den Fokus, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft und das Leben jedes Einzelnen unverzichtbar sind“, wie das Bundesministerium der Finanzen erklärt. Neben den Pflegerinnen und Pflegern, die durch ihren aufopferungsvollen Einsatz für kranke und hilfsbedürftige Mitmenschen gerade in der Corona-Krise in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückten, gibt es eine Vielzahl weiterer Berufszweige, auf die unser Gemeinwesen elementar angewiesen ist. Die Feuerwehr gehört dazu.

Ihr gilt 2023 die zweite Ausgabe der 10-Euro-Münzenreihe. Wie zuvor ist ihr charakteristischstes Merkmal ein millimeterfeiner Kunststoffring, der in das Metall eingebettet ist und im Gegenlicht farbig leuchtet. Nach Minttürkis als Symbol für die Berufskleidung vieler Pflegekräfte wird er nächstes Jahr – passend zum Thema – feuerrot erstrahlen.

1. Preis: Lorenz Crössmann

Das Motiv stammt von dem Designer Lorenz Crössmann aus Berlin (Initialen „LC“ am linken Münzrand), dem im nun abgeschlossenen Münzwettbewerb der 1. Preis zugesprochen wurde. Der Entwurf zeigt im Zentrum des roten Polymerrings den Löschangriff eines zweiköpfigen Feuerwehrtrupps in kompletter persönlicher Schutzausrüstung. Eine eindrucksvolle Szene, die den unbedingten und kameradschaftlichen Teamgeist im Einsatz hervorhebt. Bis in den äußeren, silberfarbenen Metallring hinein lodert dabei ein angedeutetes Flammenmeer. Dort werden über dem Schriftzug „FEUERWEHR“ außerdem symbolische Darstellungen zum Thema gezeigt: die Betreuung einer erfolgreich geretteten Person sowie ein Feuerwehrfahrzeug mit Drehleiter vor einer Stadtsilhouette. „Künstlerisch besonders beeindruckend ist die feine Ausmodellierung des Einsatztrupps. Die Dynamik des Einsatzgeschehens wird durch die Bildkomposition hervorragend betont“, begründet das Preisgericht seine Entscheidung. Überdies korrespondiere die Umsetzung der Bildseite gut mit der Wertseite, die unverändert die gesamte Serie begleitet und von Patrick Niesel aus dem mittelfränkischen Röthenbach bei Nürnberg stammt. Ebenso unverändert ist die Randschrift für alle Ausgaben der Reihe: „IM DIENST DER GESELLSCHAFT“.

2. Preis: Stefanie Radtke

Platz 2 im Gestaltungswettbewerb ging an Stefanie Radtke aus Leipzig. Ihr Entwurf zeigt im Zentrum einen Feuerwehrmann (oder eine Feuerwehrfrau) in voller Montur mit einer geretteten Person in den Armen. Im Hintergrund dauern die Löscharbeiten unter dicken Rauchschwaden an. Die Jury, der auch der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands Karl-Heinz Banse angehörte, lobte an diesem Entwurf besonders die Konzentration auf den Aspekt, „Im Dienst der Gesellschaft“ Leben zu retten, wobei die lebensnahe Darstellung den Menschen in den Fokus rücke und damit auf gelungene Weise das Selbstverständnis der Feuerwehr repräsentiere.

3. Preis Victor Huster

Der Medailleur Victor Huster ist den Sammlern seit Jahren durch seine künstlerisch verfremdeten Motive bekannt, die es immer wieder aufs Siegertreppchen bei Münzwettbewerben schaffen. So auch diesmal. Mit dem 3. Preis wurde eine Arbeit des Baden-Badeners ausgezeichnet, dessen Motiv die Jury so beschreibt: „Die Bildseite zeigt das Profil einer Person, die durch eine futuristisch abstrahierte Struktur, die an einen Helm erinnern mag, als zur Feuerwehr zugehörig identifiziert werden kann.“ Der Verzicht auf jegliche gegenständliche Andeutung typischer Tätigkeiten rücke „das Heroische der Feuerwehr sowie ihre altruistische Motivation für den Dienst an der Gesellschaft in den Vordergrund“.

Retten – Löschen – Bergen – Schützen

Schon in grauer Vorzeit erkannten die Menschen vor allem in den großen Städten die Notwendigkeit einer organisierten Brandbekämpfung, bei der man sich nicht allein auf die Obrigkeit verlassen wollte. Die Gründung Freiwilliger Feuerwehren war die Folge. In Deutschland bildeten sich viele dieser ehrenamtlichen „Rettungsscharen“ mit der beginnenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Begriff „Feuerwehr“ wurde erstmals im Jahr 1847 im Zusammenhang mit einem großen Theaterbrand in Karlsruhe als Abwandlung des militärischen Begriffes „Landwehr“ verwendet.

Heute ist Deutschlands System der flächendeckenden Gefahrenabwehr durch die Feuerwehren in Form und Größe einzigartig. Es wird getragen von einer Gemeinschaft von Menschen, die haupt- und ehrenamtlich sowohl in öffentlich-rechtlicher als auch in privater Trägerschaft tätig sind. Die Gemeinschaft der Feuerwehrangehörigen sichert ein verlässliches System schneller und kompetenter Hilfe in Deutschland unter dem Motto: „Retten – Löschen – Bergen – Schützen“. Insgesamt sind 1,34 Millionen Menschen in Freiwilligen Feuerwehren, Berufsfeuerwehren, Werkfeuerwehren und Jugendfeuerwehren aktiv.

Während Einsatzlagen wie Zimmerbrände, Verkehrsunfälle oder ausgelöste Rauchwarnmelder für die Feuerwehrleute alltäglich sind, fordern Einsätze im Bevölkerungsschutz oft besondere Hingabe. Ob Menschen – wie jüngst im Ahrtal – aus überfluteten Gebieten gerettet, großflächige Waldbrände in munitionsbelasteten Gebieten gelöscht, Orkanfolgen beseitigt oder Schneewächten von überlasteten Dächern entfernt werden müssen: Es sind zumeist flächenmäßig große, langwierige Einsätze, in denen die Feuerwehrangehörigen tätig werden. Auch während der Corona-Pandemie werden sie so zuverlässig wie seit mehr als 150 Jahren wahrgenommen: ob im Rettungsdienst und der Bekämpfung der Pandemie oder bei der Bewältigung normaler Einsätze unter pandemischen Bedingungen. Die Akzeptanz der Feuerwehren in der Bevölkerung ist dabei außerordentlich groß: Im März 2019 wählten bei einer Umfrage des Magazins Reader‘s Digest über 7000 Leser in Deutschland die Feuerwehrleute zu sage und schreibe 93 Prozent als Berufsstand mit dem höchsten Vertrauenswert. Da scheint eine offizielle Gedenkmünze zu diesem Thema fast schon überfällig.

Spezifikationen: Feuerwehr (Serie „Im Dienst der Gesellschaft“), 2023, 10 Euro, Kupfer-Nickel/Polymer (Feuerrot), 9,8 g, Ø 28,75 mm, Präge- stätten A, D, F, G und J, Auflagen (PP, Stgl.) wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2022.

Feuerwehrtrupp im Löschangriff: Der siegreiche Münzentwurf stammt von Lorenz Crössmann aus Berlin.

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