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Achtelunzen-Serie „Rückkehr der Wildtiere“ 2023:

Gold für den Steinbock

Deutschlands kleinste Goldmünzen sind Naturthemen gewidmet: erst Bäumen, dann Vögeln und nun Wildtieren. Nach der 20-Euro-Ausgabe „Kegelrobbe“ vom Juni ist 2023 der Steinbock an der Reihe.

„Rückkehr der Wildtiere“ ist der Titel der neuen deutschen Themenreihe zu 20 Euro Gold, die – mit coronabedingter Lieferverzögerung – in diesem Sommer startete. Und noch ehe die Kegelrobbe bei den Sammlern auftauchte, wurde bereits das zweite Motiv der Serie beschlossen, das nächstes Jahr erscheint. Wie alle Stücke der sechsteiligen Kollektion, die noch bis 2026 läuft, zeigt es ein wild lebendes Tier, das in Deutschland schon fast ausgerottet war und zwischenzeitlich – durch erfolgreiche Artenschutzmaßnahmen – wieder häufiger anzutreffen ist: den Alpensteinbock.

In Deutschland gibt es fünf Populationen: zwei kleinere in der Nähe vom Graswangtal/Ammerwald sowie in der Nähe von Bayrischzell und drei größere in den Allgäuer Alpen, an der Benediktenwand und im Hagengebirge. Der Beginn der Wiederbesiedlung in den deutschen Alpen war 1936 bei Berchtesgaden. Bei einer offiziellen Zählung 2010 ermittelten Förster und Jäger 450 Steinböcke in Bayerns Bergen; im Sommer 2016 waren es bereits 730.

Nachdem er im 19. Jahrhundert bis auf 100 Tiere ausgerottet war, gilt der Alpensteinbock heute in seiner Art nicht mehr als gefährdet. In der Schweiz, wo die erfolgreiche Wiederansiedlung bereits 1920 begonnen hatte, wird der Bestand seit 1977 wieder durch Jagd reguliert. Wobei sich die Bergziege mit dem imposanten, bis zu einem Meter langen gebogenen Gehörn bei den Menschen der Region großer Beliebtheit erfreut. Der Steinbock ist ein Wahrzeichen des gesamten Alpenraums. Graubünden trägt sein Bild sogar im Wappen. Und nun kommt er in Deutschland 2023 auch noch zu numismatischen Ehren.

1.Preis: Marianne Dietz

Die 17,5 Millimeter große Gedenkmünze aus einer achtel Unze reinsten Goldes (999,9/ 1000) zeigt nach einem Entwurf von Marianne Dietz aus Berlin einen Steinbock auf einem alpinen Felsvorsprung. Die Jury im Münzwettbewerb zeichnete diese Arbeit mit dem ersten Preis aus und lobt: „Dem Entwurf gelingt es ausgezeichnet, dem Betrachter die Vorstellung von Höhe und Weite des Lebensraums dieses imposanten Tieres zu zeigen. Sehr passend wirkt die Motivbezeichnung Steinbock wie in den Stein gemeißelt. Zu der Dramatik der Bildseite bildet die Wertseite mit dem würdigen Adler ein angemessenes Pendant.“

2. Preis: Othmar Kukula

Platz 2 im Gestaltungswettbewerb ging an Othmar Kukula aus Neuhausen. Er beschränkte sich in seinem Entwurf auf ein Brustbild des Steinbocks, der dem Betrachter im Dreiviertelprofil zugewandt ist. Besondere Aufmerksamkeit widmete Kukula dem Münzgrund, der, so das Preisgericht, „in seiner Vielschichtigkeit der Reliefebenen besonders gelungen“ sei: „Die Geometrie des Münzgrundes bildet in abstrakter Weise die Pupille des Tieres elliptisch nach. Der Lebensraum des Steinbocks ist durchscheinend und übergreifend zwischen Kreis und Ellipse eingewoben und taucht als zusätzliche Ebene, den Hals begrenzend, im Vordergrund auf. Die betont plastische Interpretation der Münzkomposition vervollständigt sich durch den vertieft eingearbeiteten Schriftzug ‚STEINBOCK‘.“

3. Preis: Frantisek Chochola

Der bekannte Hamburger Bildhauer und Münzgestalter Frantisek Chochola erhielt für seine Arbeit den 3. Preis zugesprochen. Er zeigt, wie der Siegerentwurf, einen Steinbock von rechts auf einer Felsnase. Dazu die Jury: „Durch die verbleibende Freifläche wirkt es, als ob der Steinbock seinen Blick in die Weite seines Lebensraumes (Alpen) richtet. Die weitgestellte Typographie umrandet die Szenerie in angemessener Form. Diese korrespondiert mit der Darstellung der Sterne auf der Wertseite, ihrem würdigen Adler und der staatstragenden Komposition der Schrift.“

Wie schon bei den Vorgängerserien „Deutscher Wald“ und „Heimische Vögel“ wird mit der Erstausgabe eine Originalverpackung für das gesamte Sechser-Set mitgeliefert. Die Folgeausgaben kommen dann nur noch in einer schützenden Münzkapsel. Bei der Baum-Serie war es eine Holzkassette und bei den Vögeln ein transparenter Plexiglasblock. Ein Foto der Kassette, die zusammen mit der „Kegelrobbe“ ausgeliefert wird, lag uns bei Redaktionsschluss leider noch nicht vor.

Ebenfalls noch nicht veröffentlicht sind die weiteren Motive der Serie „Rückkehr der Wildtiere“. Während bei den Vorgängerreihen gleich zu Beginn alle jeweils sechs Themen genannt wurden, darf diesmal gerätselt werden. Werden uns Luchs, Wolf oder Bartgeier in den nächsten Jahren auf den 20-Euro-Goldmünzen begegnen? Auch Biber, Waldrapp oder die Wildkatze gehören in die Kategorie der Wildtier-Rückkehrer. Es bleibt spannend.

Spezifikationen: Steinbock (Serie „Rückkehr der Wildtiere“), 2023, 20 Euro, Gold 999,9/1000, 3,89 g, Ø 17,5 mm, Stgl., Riffelrand, Prägestätten A, D, F, G und J, Auflagen wurden noch nicht bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Juli/August 2022.

Der Alpensteinbock auf einem Felsvorsprung mit wie in Stein gemeißelter Inschrift: Siegerentwurf von Marianne Dietz aus Berlin.

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