Internationale Fachzeitschrift für
alte und neue Numismatik

Die ersten 10-Mark-Münzen der Bundesrepublik Deutschland

50 Jahre Olympische Spiele München

Die ersten deutschen 10-DM-Silbermünzen erinnern an die Olympischen Sommerspiele von München 1972. Wir verbinden damit heitere Spiele, aber auch ein tragisches Attentat.

Die XX. Olympischen Sommerspiele standen für mehr als für Sport: Sie vermittelten ein neues Bild von Deutschland als demokratisches und modernes Land und sie markierten die Entwicklung Münchens zur internationalen Großstadt. Auch heute noch ist der in seiner Architektur herausragende Olympiapark integraler Bestandteil der bayerischen Landeshauptstadt: ein Beispiel dafür, wie olympische Sportstätten nachhaltig genutzt werden und wie Olympische Spiele eine Stadt positiv verändern können.

Aushängeschild für Deutschland

Die Entscheidung für die Bewerbung Münchens war nicht nur stadt-, sondern auch staatspolitisch motiviert. Über 20 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs wollte Deutschland zeigen, dass es demokratisch gefestigt ist und sich bewusst abgrenzt von den nationalsozialistischen Spielen in Berlin 1936. Umso tragischer war es, dass palästinensische Terroristen die Spiele für ein Attentat auf israelische Athleten missbrauchten. Nach dem Anschlag fand im Olympiastadion eine Trauerfeier für die fünf Opfer statt, an der 80.000 Menschen teilnahmen. Die olympische Flagge wehte auf halbmast. Auf der Gedenkveranstaltung begründete Willi Daume, Präsident des deutschen Organisationskomitees, mit Rückendeckung Israels die Fortsetzung der Spiele: „Es ist schon so viel gemordet worden – wir wollten den Terroristen nicht erlauben, auch noch die Spiele zu ermorden.“ Berühmt wurde in diesem Zusammenhang auch der Ausspruch des IOC-Präsidenten Avery Brundage: „The games must go on.“

Sportlich gesehen bleiben die Spiele von München in Erinnerung durch die herausragenden Leistungen der Athletinnen und Athleten, die mit ihrer Persönlichkeit die Spiele in München prägten. Unter anderem die Hochspringerin Ulrike Meyfarth, der Schwimmer Mark Spitz, die Leitathletin Heide Rosendahl, der Speerwerfer Klaus Wolfermann, die Läuferin Renate Stecher oder die Turnerin Olga Korbut. An diesen Namen wird deutlich, dass unterschiedliche Nationen und nationaler Wettstreit ein verbindender Teil von Olympia sind.

Speziell das Münchner Konzept unterstrich diese Einstellung durch die Verbindung von Sport, Kunst und Kultur. München und Deutschland bauten mit den Olympischen Spielen von 1972 Brücken – zwischen Ost und West und zwischen den alten und den neuen Nationen, die sich erst aus der kolonialen Unterdrückung befreiten. Nie zuvor waren so viele Nationen aus Afrika, Asien und allen Teilen der Welt bei Olympia vertreten wie in München.

Neue Maßstäbe setzte auch das für damalige Verhältnisse umfangreiche Silbermünzen-Programm der Bundesrepublik, das aus sechs Silbermünzen zu 10 D-Mark – dem eigens dafür eingeführten, höchsten DM-Münznominal – bestand. Die Besonderheit: Ursprünglich waren fünf Olympia-Ausgaben geplant, doch die erste mit der Strahlenspirale, dem Olympia-Logo von München 1972, als Motiv erschien zunächst mit der Umschrift „Spiele der XX. Olympiade in Deutschland“, was zu Protesten seitens der DDR führte und korrekterweise nachfolgend „in München“ abgeändert wurde. Neu war seinerzeit auch die Idee, mit dem Erlös der Olympia-Gedenkausgaben die Sommerspiele größtenteils mitzufinanzieren. Ein weiteres historisches Novum: Außer dem Gastgeber gaben zusätzlich einige andere Länder wie etwa Paraguay Olympia-Gedenkmünzen heraus.

„Schneller – höher – stärker“

Für Deutschland- und Olympia-Münzen-Sammler, welche die sowohl sportlich als auch geschichtlich bedeutsamen Silbermünzen schon lange ihr Eigen nennen wollen, bietet sich nun die Chance. So bietet der Handel beispielsweise eine Sammlung mit allen 10-Mark-Silbergedenkmünzen von 1972 aus allen vier damaligen Prägestätten in Stempelglanz-Ausführung an, insgesamt also 24 Münzen. Sie bestehen jeweils aus 625er Silber, haben einen Durchmesser von 32,5 Millimetern und ein Gewicht von 15,5 Gramm.

Die Motive zeigen die bereits erwähnte Strahlenspirale als Olympia-Emblem der 1972er-Spiele in beiden Ausführungen. Das zweite Motiv sind ineinander verschlungene Ringe als symbolische Darstellung der olympischen Idee. Motiv drei und vier zeigen einen Sportler und eine Sportlerin sowie einen Teil der Sportstätten mit der einzigartigen zeltartigen Überdachung. Das fünfte Motiv kommt nochmals auf die Strahlenspirale zurück, zeigt aber auch als allgemeine Symbolik das olympische Feuer sowie die fünf olympischen Ringe. Diese werden zudem durch jeweils fünf Punkte in der Randschrift symbolisiert, welche die Begriffe des olympischen Mottos trennen: CITIUS, ALTIUS, FORTIUS (schneller, höher, stärker). Die Wertseiten zeigen neben dem Nominal und der Landesbezeichnung den jeweils an die Bildseitengestaltung angepassten Bundesadler. 


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2022.

 

Die "Strahlenspirale", das Olympia-Logo von München 1972, erschien zunächst mit der Umschrift „Spiele der XX. Olympiade in Deutschland“, was zu Protesten seitens der DDR führte und korrekterweise nachfolgend „in München“ abgeändert wurde. Beide Münzen gelangten in den Umlauf.

 

© DEUTSCHES MÜNZEN MAGAZIN - Alle Rechte vorbehalten