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„Meisterwerke der deutschen Literatur“ auf 100-Euro-Goldmünzen

Goethes „Faust“ zum Serienstart

Auf Deutschlands 100-Euro-Goldmünzen werden in den kommenden acht Jahren „Meisterwerke der deutschen Literatur“ gewürdigt. Den Anfang macht 2023 die Tragödie „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe.

Als Nachfolgeprogramm der UNESCO-Serie (bis 2019) und der Demokratie-Trilogie (2020–2022) hat die Bundesregierung eine achtteilige Goldmünzen-Reihe zum Thema „Meisterwerke der deutschen Literatur“ beschlossen. Sie wird bis 2030 in denselben Spezifikationen wie bisher erscheinen: eine halbe Unze (15,55 Gramm) Feingold (999,9/1000) mit einem Durchmesser von 28 Millimetern in Stempelglanz mit Riffelrand. „Die Serie“, so das Bundesministerium der Finanzen, „stellt dabei nicht den jeweiligen Autor in den Fokus, sondern das literarische Werk in seiner monumentalen Bedeutung für die deutsche Kultur.“ Damit soll eine größere Motivvielfalt erreicht und verhindert werden, dass nicht womöglich wieder „nur Köpfe“ der großen Poeten dargestellt werden, wie es auf deutschen Münzen in der Vergangenheit häufig der Fall war. Dies wurde von Sammlern immer wieder kritisiert. Insofern ist die neue Vorgabe an die Münzdesigner begrüßenswert.

1.Preis: Michael Otto

Auf der Erstausgabe 2023 begegnet uns deshalb auch nicht das x-te Goethe-Porträt, sondern ein höchst reizvolles Motiv mit Faust und Mephisto, den Hauptfiguren beider Teile des Dramas. Der Entwurf der Münze stammt von Michael Otto aus Rodenbach, dem die Jury im Gestaltungswettbewerb den 1. Preis zusprach. In der Beurteilung wird lobend hervorgehoben: „Die janusköpfige Anordnung bringt die für das Drama konstitutive enge Verbindung zwischen beiden anschaulich zum Ausdruck. Das zentrale Motiv der Feder verbindet das Thema des literarischen Schreibens mit dem für den ‚Faust‘ charakteristischen Teufelspakt. Der Entwurf ist sehr fein plastisch ausgearbeitet und überzeugt sowohl von der Nahsicht als auch von der Fernsicht. Die Wertseite mit ihrem würdigen Adler korrespondiert sehr gut mit der Bildseite.“

2.Preis: André Witting

Der 2. Preis im Künstlerwettbewerb ging an André Witting aus Berlin, dem das Preisgericht attestiert: „Die Bildseite weist eine gelungene, abstrahierte Komposition auf, die visuell gut lesbar ist. In das Bildrund wurden zwei Büsten gesetzt, von denen die eine Mephisto darstellt, die andere Faust, dessen eine, größer gegebene Gesichtshälfte den jungen, die andere den alten Faust wiedergibt. Möglicherweise ist eine Anspielung auf Goethe als Autor des Werkes selbst beabsichtigt. Das Motiv lebt von dem Gegensatz der nicht ganz bildfüllenden, gestalteten zur luftigen, freien Fläche.“

3.Preis: Virginia Colonnella

Passend zum Genre präsentiert Virginia Colonnella aus Stuttgart auf ihrem Gipsmodell eine Theaterszene mit Faust und Mephisto im Studierzimmer. Sie erhielt dafür den 3. Preis im Gestaltungswettbewerb. Am linken Bildrand sind zentrale Elemente der Tragödie (Büste der Helena, Homunculus, Phiole) in einem Bücherregal zu sehen, am rechten Bildrand erscheinen aus einem Gefäß, das Mephisto hält, in aufsteigendem Dunst Gestalten aus der Hexenküchenszene und der Walpurgisnacht. Vor Faust liegt ein Foliant auf einem angedeuteten Tisch, der zugleich den waagerechten Abschluss bildet, unter dem in Großbuchstaben der Titel steht. Am oberen Bildrand schaut Gretchen aus einem floralen Strahlenkranz herab. Die Jury lobt: „Die Modellierung der Personen und ihrer Kleidung ist künstlerisch überzeugend umgesetzt. Die Gestaltung der Wertseite nimmt gestalterisch in der Schrift den Aufbau der Bildseite auf, wie auch mit der Anordnung der Sterne die Waagerechte im unteren Bildviertel.“

Spezifikationen: Faust/Goethe (Serie „Meisterwerke der deutschen Literatur“), 2023, 100 Euro, Gold 999,9/1000, Stempelglanz, Ø 28 mm, 15,55 g (1/2 Unze), Riffelrand, Prägestätten A, D, F, G, J. Die Auflagen werden später bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2022.

Die janusköpfige Darstellung der beiden Hauptfiguren aus Goethes Faust bescherte Michael Otto den Sieg im Gestaltungswettbewerb.

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