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100-Euro-Dreiersatz „Säulen der Demokratie“ komplett

Zum Abschluss ein Goldstück für die Freiheit

Das Brandenburger Tor als Symbol für die Freiheit ist Motiv der diesjährigen deutschen 100-Euro-Goldmünze. Sie bildet im Oktober den Abschluss der dreiteiligen Reihe „Säulen der Demokratie“.

„Das Brandenburger Tor war einst das Symbol der Teilung, aber auch das Symbol des Strebens nach Einheit und ist jetzt das Symbol der Freiheit in der ganzen Welt.“ Diese Worte des früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble charakterisieren eindrücklich das vielleicht bekannteste Wahrzeichen Deutschlands. Es steht für den Wert, der die notwendige Voraussetzung für Demokratie ist: die grundrechtliche Freiheit des Einzelnen.

Das Ende des 18. Jahrhunderts aus Sandstein erbaute Brandenburger Tor zählt zu den größten und schönsten Schöpfungen des deutschen Klassizismus. Es entstand unter Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. nach einem Entwurf von Carl Gotthard Langhans d.Ä., der sich an den Propyläen der Athener Akropolis orientierte. Im Jahr 1793 wurde die von Johann Gottfried Schadow geschaffene, rund sechs Meter hohe Quadriga auf das Tor gesetzt.

Nicht verwunderlich, dass das ebenso berühmte wie symbolträchtige Bauwerk im Herzen Berlins schon mehrfach zum Münzmotiv erkoren wurde. So auch diesmal – als Sinnbild für das Thema „Freiheit“ im Rahmen der Dreierreihe „Säulen der Demokratie“. Das Goldstück präsentiert das Brandenburger Tor als Ausschnitt und Mittelteil eines Triptychons, dessen beide äußeren Elemente Szenen einer lebendigen Demokratie zeigen: die friedliche Revolution in der DDR und den Mauerfall am 9. November 1989.

Gestaltet wurde die Gold-Gedenkmünze von dem Designer Bastian Prillwitz aus Berlin, der auch die Motive der beiden anderen Ausgaben der Serie entwarf. Er war einer von fünf Kunstschaffenden, die 2019 zu einem Gestaltungswettbewerb eingeladen worden waren mit dem Auftrag, gleich alle drei Motive in Gips zu modellieren. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Kurzserie wie aus einem Guss erscheint.

Die Wertseite, die bei allen Münzen der Serie identisch ist, stammt von dem Künstler André Witting aus Berlin. Sie zeigt mittig einen Bundesadler, den Schriftzug „BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“, Wertziffer und Wertbezeichnung, das Ausgabejahr, die zwölf Europasterne sowie – je nach Prägestätte – das Münzzeichen. Die Auflage des Halbunzen-Stücks für 2022 wurde noch nicht bekannt gegeben. In den Vorjahren betrug sie 175.000 bzw. 132.000 Exemplare und wurde jeweils zu gleichen Teilen von allen fünf deutschen Münzstätten geprägt.

Leser des Deutschen Münzen Magazins als Ideengeber

Die Idee zu dem Dreier-Set stammt übrigens von den Lesern des Deutschen Münzen Magazins, die sich mehrheitlich in einer Umfrage für dieses Thema ausgesprochen hatten (siehe Heft 6/2018). Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) griff den Vorschlag auf und schrieb einen entsprechenden Künstlerwettbewerb aus. Eine Vorgabe dabei war unter anderem, die drei Leitbegriffe durch Gebäudeansichten zu visualisieren: „Einigkeit“ durch die Frankfurter Paulskirche, „Recht“ durch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und „Freiheit“ eben durch das Brandenburger Tor in Berlin.

Verfassungsrechtliche Programmatik

In einer Pressemitteilung des BMF zum Programmstart 2020 heißt es, damit werde „die im Jahr 2002 begonnene erfolgreiche Ausgabe von deutschen 100-Euro-Goldmünzen mit einer thematischen Neuorientierung fortgesetzt.“ Und weiter: „Die neue Sammlermünzenserie stellt mit dem Dreiklang Einigkeit und Recht und Freiheit eine verfassungsrechtliche Programmatik in den Fokus. Die Begriffe, die aus dem 19. Jahrhundert stammen, bringen Kernelemente der Verfassungsstaatlichkeit, wie sie das Grundgesetz seit 1949 aufrichtet, zum Ausdruck. In der deutschen Nationalhymne werden die Begriffe an zentraler Stelle verwendet. Sie stehen für unsere deutsche Identität in demokratischer Tradition. Einigkeit und Recht und Freiheit – die damit verbundene Symbolik soll gerade für die positive Erzählung deutscher Demokratiegeschichte besetzt und gesichert werden. Durch die Ausgabe der Goldmünzenserie werden die zukunftsweisenden Linien der deutschen Verfassungsentwicklung der letzten 200 Jahre sowie elementare Werte der Europäischen Union nachgezeichnet und in zeitgemäßer Gestaltung angemessen gewürdigt.“

Einigkeit (2020): Frankfurter Paulskirche

Gestartet ist das goldene Dreigestirn am 1. Oktober 2020 mit dem Motiv „Einigkeit“ – pünktlich zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit. Allerdings würdigt die Münze nicht dieses bedeutendste Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte, sondern geht zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als das deutsche Volk schon einmal seinen Wunsch nach Einigkeit artikulierte. Die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments versammelten sich zu ihrer konstituierenden Sitzung am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Wie kein anderer Ort symbolisiert das ehemalige Gotteshaus bis heute das Streben der Deutschen nach nationaler Einheit in demokratischer Freiheit. Flankiert wird die Darstellung des klassizistischen Rundbaus auf der Münze von Szenen mit Barrikadenkämpfern im März 1848 und Abgeordneten der Nationalversammlung.

Recht (2021): Bundesverfassungsgericht

Für die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland steht das Bundesverfassungsgericht mit Sitz in Karlsruhe. Es ist das höchste deutsche Gericht, dessen Richterinnen und Richter je zur Hälfte von Bundestag und Bundesrat auf zwölf Jahre gewählt werden. Das Bundesverfassungsgericht wacht darüber, dass Parlamente, Regierungen und Gerichte in Deutschland das Grundgesetz einhalten. 1951 nahm es seine Tätigkeit im Prinz-Max-Palais in Karlsruhe auf. Als sich das in den 1880er-Jahren errichtete Gebäude als zu klein erwies, begannen 1965 die Bauarbeiten für das neue Gebäudeensemble im Karlsruher Schlossbezirk. Entworfen wurde es von dem Berliner Architekten Paul Baumgarten, der mit der offenen Bauweise demokratische Transparenz ausdrücken wollte und seinen Bau von den Justizpalästen im Stil des 19. Jahrhunderts abheben wollte.

Der Münzentwurf zeigt einen Ausschnitt der Fassade des 60er-Jahre-Baus mit ihren großen Glasflächen, die den Blick ins Innere des höchsten deutschen Gerichts freigeben. Ergänzt wird die moderne Architekturdarstellung durch Richter in ihren scharlachroten Roben, die sie bei Urteilsverkündung oder mündlichen Verhandlungen anlegen. Das Relief rechts oben zeigt den berühmten, mehrere hundert Kilo schweren Bundesadler aus Holz des Bildhauers Hans Kindermann.

Spezifikationen: Freiheit (Serie „Säulen der Demokratie“), 2022, 100 Euro, Gold 999,9/1000, Stempelglanz, Ø 28 mm, 15,55 g (1/2 Unze), Riffelrand, Prägestätten A, D, F, G, J. Die Auflage wird noch bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN September/Oktober 2022.

Die „Freiheit“ zum Abschluss des Dreiklangs mit Einigkeit und Recht ist Thema der diesjährigen 100-Euro-Goldmünze aus Deutschland. Die Begriffe wurden jeweils durch Gebäudemotive visualisiert.

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