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20-Euro-Silbermünze auf einen großen deutschen Literaten

125. Geburtstag Bertolt Brecht

Die zweite 20-Euro-Silbermünze des Jahres 2023 ist im Februar dem deutschen Schriftsteller Bertolt Brecht gewidmet, der 125 Jahre zuvor geboren wurde.

Mit seinen Theaterstücken, Gedichten, Romanen, Prosatexten, Filmskripten, Schriften und Tagebüchern zählt Bertolt Brecht zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren und Theatermenschen des 20. Jahrhunderts.

Geboren als Berthold Eugen Friedrich Brecht am 10. Februar 1898 in Augsburg, arbeitete er nach einem abgebrochenen Medizinstudium als Regisseur und Dramaturg in München und Berlin. Seit den frühen zwanziger Jahren war er freischaffender Schriftsteller in Berlin. Brechts erste Theatererfolge waren die Stücke „Baal“, „Trommeln in der Nacht“ und „Im Dickicht der Städte“. Seine erste Gedichtsammlung erschien 1927 unter dem Titel „Bertolt Brechts Hauspostille“. Im Jahr darauf hatte die weltberühmte „Dreigroschenoper“ im Theater am Schiffbauerdamm Premiere.

1933 musste Brecht, der von den Nazis verfolgt wurde, Deutschland verlassen. Er lebte mit seiner Familie und Mitarbeiterinnen im Exil in Dänemark, Schweden, Finnland, den USA und der Schweiz. In dieser Zeit entstanden seine großen Stücke wie „Leben des Galilei“, „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Der kaukasische Kreidekreis“.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Brecht 1949 nach Deutschland zurück und brachte sein Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“ am Deutschen Theater in Ost-Berlin auf die Bühne – mit seiner Frau Helene Weigel in der Titelrolle. Gemeinsam gründete das Ehepaar dort auch das legendäre „Berliner Ensemble“, dessen künstlerische Leitung Brecht übernahm. Bertolt Brecht, der zeitlebens mit Krankheiten zu kämpfen hatte, starb 1956 in seinem Haus in der Chaussee-straße an Herzversagen.

1. Preis: Katrin Pannicke

Der Erstausgabetag der 20-Euro-Gedenkmünze aus Sterlingsilber (925/1000) zum 125. Geburtstag Bertolt Brechts ist auf den 9. Februar 2023 festgesetzt. Das Motiv wurde gestaltet von der Künstlerin Katrin Pannicke (KP) aus Halle an der Saale, die den 1. Preis im Gestaltungswettbewerb bekam. Es zeigt den Litaraten nach einem Foto von Gerda Goedhart entspannt-nachdenklich mit Zigarre in Art einer Graphic-Novel-Zeichnung, die durch das Brecht-Zitat „Ändere die Welt: sie braucht es!“ („Die Maßnahme“, 1930) ergänzt wird. Die Jury dazu: „So wie Brecht sich künstlerisch auf neue Wege begab, so wählt die Gestaltung der Münze eine lebensbejahende und gleichzeitig zurückhaltende Bildsprache. Die scheinbare Verdrehung des Porträts und des Schriftzugs aus der Bildachse führt zu einer subtil produktiven Irritation.“ Passend dazu findet sich auf der Wertseite ein fein gezeichneter Bundesadler. Die Randschrift lautet: „Das Schicksal des Menschen ist der Mensch“ – ein Zitat aus Brechts Stück „Die Mutter“ (1932 uraufgeführt).

2. Preis: Bodo Broschat

Auf Platz 2 im Künstlerwettbewerb kam Bodo Broschat aus Berlin. Er zeigt auf seinem Entwurf links ein angeschnittenes Porträt Brechts mit Zigarre vor dem Hintergrund einer Bühnenszene mit Brecht als Regisseur. Sie stammt aus dem Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“ mit Helene Weigel in der Titelrolle. Das Preisgericht lobt: „Die feine Plastizität der Figuren bildet einen interessanten Kontrast zu der markanten Typographie. Die Aufteilung der Flächen auf der Wertseite mit der würdigen Adlerdarstellung korrespondiert mit den horizontalen und vertikalen Achsen des Bildaufbaus der Vorderseite.“ Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgehen, dass die Lebensdaten „1898–1959“ auf dem Gipsmodell nicht ganz korrekt sind – Brecht starb im Jahr 1956.

3. Preis: Marianne Dietz

Der 3. Preis im Gestaltungswettbewerb ging an Marianne Dietz aus Berlin, die Bertolt Brecht formatfüllend im Dreiviertelprofil als Zigarrenraucher porträtiert. Sie empfand damit ein berühmt gewordenes Foto nach, das den Schriftsteller in seiner charakteristischen Jacke Mitte der 1950er Jahre in eben dieser Pose darstellt. Die Jury in ihrer Beurteilung: „Die Arbeit besticht durch ihren unmittelbaren Wiedererkennungswert. Das hochwertige Relief findet auch auf der Rückseite seine Fortsetzung.“

Spezifikationen: 125. Geburtstag Bertolt Brecht, 2023, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte Hamburg (J). Auflagen in Spiegelglanz und Stempelglanz werden später bekannt gegeben.


Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN November/Dezember 2022.


An eine Comic-Zeichnung erinnert das Porträt Bertolt Brechts, das den siegreichen Entwurf von Katrin Pannicke bestimmt.

Bodo Broschat zeigt Brecht gleich zwei Mal: als Porträt und als Regisseur in einer Theaterszene.

 

Nachdenklicher Zigarrenraucher: Bertolt Brecht auf dem Entwurf von Marianne Dietz.

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