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„Hans im Glück“ zum Abschluss der Märchenserie

Im Jahr 2012 startete die bislang längste Silber-Gedenkmünzenserie der Bundesrepublik Deutschland: „200 Jahre Grimms  Märchen“. Mit „Hans im Glück“ findet sie nach insgesamt zwölf Ausgaben im Januar 2023 ihren Abschluss.  

1812 erschien die gedruckte Erstausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ von Jacob und Wilhelm Grimm. 200 Jahre danach gab es zum runden Jubiläum 2012 eine 10-Euro-Gedenkmünze mit dem Doppelporträt der Brüder Grimm. Sie markierte den Beginn einer Münzserie, die anfänglich noch als Kupfer-Nickel-Normalprägung (in Spiegelglanz aus Silber) und seit 2016 mit einem aufgeprägten Nennwert von 20 Euro komplett in Silber fortgesetzt wurde. 

Ursprünglich sollte die Themenreihe 2017 enden, wurde aber aufgrund der großen Beliebtheit bei der sammelnden Bevölkerung fortgeführt. Nachdem das Dutzend nun voll ist, soll aber endgültig Schluss sein. Die letzte Folge ist „Hans im Glück“ gewidmet. Sie erscheint am 19. Januar.

Das Märchen erzählt von einem jungen Mann, der alles Materielle verlor und danach von sich sagte: „So glücklich wie ich gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“  Für sieben Jahre Arbeit hatte Hans einen großen Klumpen Gold bekommen. Diesen tauschte er gegen ein Pferd, das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen ein Schwein, das Schwein gegen eine Gans, und die Gans gab er für einen Schleifstein mitsamt einem einfachen Feldstein her. Hans selbst empfindet die eigentlich für ihn unvorteilhaften Tauschgeschäfte stets positiv und fühlt sich vom Glück bevorzugt „wie ein Sonntagskind“. Zuletzt fallen ihm noch die beiden Steine in einen Brunnen – und er ist froh, die schweren Steine nicht mehr tragen zu müssen.

So gesehen ist Hans also nicht einfach nur ein Einfaltspinsel und die Erzählung ein Schwank über seine Dummheit. Er hat vielmehr dadurch, dass er sich allen materiellen Ballasts entledigte, sein Glück gefunden und das Prinzip des positiven Denkens gewissermaßen perfektioniert.

Die Brüder Grimm kannten das Märchen nicht aus ihrem näheren Umfeld. Sie lernten es erst aus der in ihrem Freundeskreis herausgegebenen Zeitschrift „Wünschelruthe“ kennen. Es ist damit ein Beispiel für jene Märchen, die Jacob und Wilhelm Grimm in ihre Sammlung aufnahmen, nachdem sie von  anderen bereits publiziert waren, denn ihr Ziel war eine  Zusammenstellung aller damals in Deutschland erzählten Märchen. 

1. Preis: Michael Otto

Das Motiv der 20-Euro-Münze aus Sterlingsilber stammt von Michael Otto aus Rodenbach, dem im Gestaltungswettbewerb der 1. Preis zuerkannt wurde. Die Jury urteilte: „Hauptthema der Münze ist die Herausarbeitung von Hans‘ Charakter, dessen Gleichmut von den Wechselfällen materiellen Besitzes nicht zu erschüttern ist. Der besondere Reiz der Bildseite besteht in der formellen Differenzierung von Vorder- und Hintergrund. Während Hans im Vordergrund reliefplastisch durchgearbeitet in die Welt zieht, ordnen sich die Tauschobjekte als lineare Zeichnungen im Hintergrund. Sowohl die Menschengestalt als auch die Tiere sind ausgesprochen gelungen. Der würdige Adler setzt sich kontrapunktisch von der Bildseite ab. In der Gesamtkomposition ergänzen sich beide Seiten zu einem ausdrucksstarken Werk.“ Das kleine Etwas zwischen Hans‘ Beinen ist übrigens nicht etwa ein auf dem Weg liegendes Steinchen, sondern das Monogramm des Graveurs Michael Otto, ein verschlungenes „mo“.

2. Preis: Joachim Dimanski

Mit dem 2. Preis wurde Joachim Dimanski aus Halle (Saale) ausgezeichnet. Sein Entwurf überzeugte das Preisgericht „durch eine reduzierte und flächige  Gestaltung“, die scherenschnitt-artig Hans mit Stock und Hut sowie die eingetauschten Tiere zeigt. Die Ausführung und Anordnung der Figuren gebe den Inhalt des Märchens treffend wieder. Die Schrift mit ihren leicht ausgeformten Rundungen ergänze den Gesamteindruck auf gelungene Weise, so die  Jury.

3. Preis: Elena Gerber

Auf Platz 3 kam Elena Gerber aus Berlin, deren Gipsmodell auf eine der Schlüsselszenen des Märchens reduziert ist: Glücklich und stolz trägt Hans seine gegen ein Schwein getauschte Gans davon. Das Preisgericht dazu: „Der Entwurf zeichnet sich durch Dynamik und Eleganz sowie durch eine souveräne Komposition aus. Die Verdichtung des Bildes auf die Münzmitte stellt eine gelungene Gestaltungsform dar, die sich auf der Wertseite wiederholt. Dadurch stehen alle Elemente der Wertseite, wie Nominalbezeichnung, Umschrift, Sterne und der würdige Adler sehr harmonisch im Münzrund.“ Die Randschrift lautet: „ICH MUSS IN EINER GLÜCKSHAUT GEBOREN SEIN“.

Spezifikationen: Hans im Glück (Serie „Grimms Märchen“), 2023, 20 Euro, Silber 925/1000, 18 g, Ø 32,5 mm, Prägestätte Stuttgart (F). Die Auflagen  in Spiegelglanz und Stempelglanz werden später veröffentlicht. 


Vollständiger Artikel mit Abbildungen der Konkurrenzentwürrfe im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2023.


Hans im Glück hebt sich als plastisches Relief vom Hintergrund mit den Tauschobjekten ab: Siegerentwurf von Michael Otto. 

 

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