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Im Januar startet die 2-Euro-Bundesländerserie II

Hamburg macht den (Neu-)Anfang

Hamburg macht den (Neu-)AnfangNachdem mit Thüringen 2022 nun alle 16 Bundesländer auf 2-Euro-Gedenkmünzen numismatisch geehrt wurden, beginnt am 24. Januar die Bundesländerserie II. Die Erstausgabe gilt Hamburg und seiner Elbphilharmonie.

„Auf ein Neues!“, möchte man ausrufen – in gespannter Vorfreude auf eine weitere Runde der Bundesländerserie. Bis ins Jahr 2038 sollen noch einmal alle 16 deutschen Länder auf 2-Euro-Gedenkmünzen gewürdigt werden. „Die neue Serie stellt insbesondere die kulturelle Identität und die regionalen Besonderheiten der einzelnen Länder in den Fokus“, so das Bundesfinanzministerium. Mit anderen Worten: Es werden wieder Wahrzeichen in den Mittelpunkt der Bildmotive gestellt. Diesmal aber nicht nur Denkmale und Gebäude, sondern auch Naturschönheiten der jeweiligen Regionen – so wie 2024 und 2025, wenn die berühmten Kreidefelsen Rügens Mecklenburg-Vorpommern repräsentieren und die malerische Flussschleife der Saar das Saarland. Die Ausgabereihenfolge richtet sich wieder nach dem Vorsitz der jeweiligen Länder im Bundesrat. Und den hat derzeit Hamburg inne: Der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt, Dr. Peter Tschentscher, ist 2023 der amtierende Bundesratspräsident.

Deshalb startet die Neuauflage der Bundesländerserie am 24. Januar auch mit Hamburg. Die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist eineder stärksten Wirtschaftsregionen Europas und gilt dank des Hafens und der vielfältigen Handelsbeziehungen als „Tor zur Welt“. Als Motiv für die 2-Euro-Münze haben die Hanseaten ihr neuestes Wahrzeichen ausgewählt: die Elbphilharmonie, ein Gesamtkunstwerk aus atemberaubender Architektur, exzellenter Akustik und einzigartiger Lage – mitten im Strom der Elbe. Das Architekturbüro Herzog & de Meuron hat es auf großartige Weise geschafft,einem alten Hafenspeicher, der ursprünglich aus dem Jahr 1875 stammt, neues Leben einzuhauchen: Auf den traditionellen Backsteinsockel setzten sie das Konzerthaus als funkelnde Glaswelle. Nach zehnjähriger Bauzeit wurde die Elbphilharmonie am 11. Januar 2017 feierlich eröffnet.

1. Preis: Michael Otto

Das Münzmotiv zeigt das futuristische Gebäude nach einem Entwurf von Michael Otto aus Rodenbach, der im Gestaltungswettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Die Jury lobt: „Die gewählte Perspektive … erfasst die städtebauliche Situation auf sehr gelungene Weise: die künstlerisch gekonnte Einbettung der Elbphilharmonie in die prägnante Hafenlandschaft. Der Entwurf repräsentiert, durch die eindrucksvolle, detaillierte Darstellung des Konzertbaus vor maritimer Stadtszenerie, das Bundesland Hamburg äußerst überzeugend.“ Im Bereich des goldfarbenen Kerns befinden sich ferner die Nationalitätenkennzeichnung „D“ für das Ausgabeland Deutschland, die Jahreszahl 2023, der Prägebuchstabe der jeweiligen Münzstätte, der Schriftzug „HAMBURG“ und die Initialen des Künstlers, ein Monogramm aus den verschlungenen Buchstaben „M“ und „O“. Auf dem silbrigen Außenring sind wie gewohnt die zwölf Europasterne angeordnet.

Die Auflage der für den Umlauf bestimmten Münze in Normalprägung beträgt maximal 30 Millionen, zusätzlich gibt es rund 35.000 Exemplare in der höchsten Sammlerqualität „Spiegelglanz“. Diese Stücke gibt es ausschließlich verpackt in speziellen Fünfer-Sets mit den unterschiedlichen Prägezeichen A, D, F, G und J sowie in den Spiegelglanz-Kursmünzensätzen des Jahrgangs 2023.

„Bundesländer“-Premiere: Lübecker Holstentor 2006

Knapp zwei Jahre nach der ersten 2-Euro-Gedenkmünze überhaupt, einem antiken Diskuswerfer aus Griechenland zu den Olympischen Spielen von Athen 2004, startete auch Deutschland in dieses Top-Sammelgebiet. Das Münzmotiv von 2006 mit dem berühmten Lübecker Holstentor bildet den Auftakt zu einem numismatischen Programm, das auf dem besten Weg ist, zur mit Abstand längsten deutschen Münzenserie zu werden: Zusammen mit dem jetzt beginnenden zweiten Teil wird sie Generationen von Sammlern über sage und schreibe 33 Jahre begleiten, so die derzeitige Planung.

Das Thema der Reihe geht übrigens auf einen Vorschlag der Leser des „Deutschen Münzen Magazins“ zurück, die in einer groß angelegten Umfrage im Januar-Heft 2004 mehrheitlich für das Thema „Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten der Bundesländer“ votierten. Eine Münzdirektoren-Konferenz im März schloss sich den Wünschen der Sammler an und empfahl dem Bundesfinanzministerium die Ausgabe einer Bundesländerserie, die die Bundesregierung schließlich beschloss. Wichtig war dabei, dass  damit auch die EU-Vorgabe, 2-Euro-Gedenkmünzen ausschließlich  „besonderen Anlässen“ zu widmen, erfüllt wird. Denn der Föderalismus in Deutschland ist eine der tragenden Säulen unserer Demokratie. Und der jährlich unter den Ministerpräsidenten der Länder wechselnde Vorsitz im Bundesrat ist durchaus ein herausragender Anlass für die Herausgabe einer deutschen Gedenkmünzenreihe. 

Der große Anklang, den die 2-Euro-Bundesländerserie bei den Sammlern fand, hatte sich schnell bis ins Kanzleramt herumgesprochen. So wurde die offizielle Übergabe der neuen 2-Euro-Gedenkmünzen der Bundesländerserie ab 2007 auf allerhöchster Ebene zelebriert. Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich überreichte im Berliner Kanzleramt jeweils die neueste Ausgabe an die amtierenden Präsidentinnen und Präsidenten des Deutschen Bundesrats. Vor versammelter Presse und geladenen Ehrengästen zeigte sich die Kanzlerin von den Gedenkmünzen durchaus angetan: „Es ist ein besonders schöner Anlass, auf diese Weise ein Stück Heimat in den Händen halten zu können“, sagte sie etwa anlässlich der Präsentation der Ausgabe mit dem Schweriner Schloss. Ob diese Tradition unter Bundeskanzler Olaf Scholz fortgesetzt wird, ist noch nicht klar. Das Motiv der Elbphilharmonie wäre allerdings 2023 für den langjährigen Ersten Bürgermeister Hamburgs ein gelungener Einstieg …

Unterschiedliche Versionen

Ein Blick auf die bisher erschienenen Münzen zeigt: Die Länderkennung auf der Serie hat drei verschiedene Versionen, die jeweils den aktuellen Vorgaben der Europäischen Union folgten. Während auf den ersten Ausgaben bis 2009 (Saarland) auf dem äußeren silbernen Ring noch der Landesname ausgeschrieben als „Bundesrepublik Deutschland“ erschien, fand sich zusammen mit den Europasternen drei Jahre lang nur noch ein „D“ und die in Zweierblöcke geteilte Jahreszahl auf dem Ring. Gemäß der aktuellen EU-Leitlinie darf der äußere Sternenkranz auf Euro- und Cent-Umlaufmünzen seit 2013 aber nicht mehr durch andere Zeichen oder Gestaltungselemente unterbrochen sein. Deshalb ist das Länderkürzel jetzt gemeinsam mit dem Motiv im goldfarbenen Kern aufgeprägt. Dies hat jedoch immer wieder zu Irritationen geführt, weil auch der Prägebuch-stabe für München bekanntlich ein „D“ ist und mitunter damit verwechselt wurde.

Im Jahr 2019 erschien innerhalb der 2-Euro-Bundesländerserie anstelle des ursprünglich geplanten Magdeburger Doms für das Land Sachsen-Anhalt das Motiv „Bundesrat“. Hintergrund: Die Reihenfolge der Bundesrats-Präsidentschaften wird von Zeit zu Zeit angepasst. So im Zuge der Wiedervereinigung 1990 und nach der Volkszählung 2011. Bei diesem Zensus schob sich unter anderem Schleswig-Holstein um drei Plätze nach vorne und hatte deshalb 2019 bereits nach 13 Jahren erneut den Vorsitz inne. Da Schleswig-Holstein mit dem „Lübecker Holstentor“ 2006 bereits die Erstausgabe der 2-Euro-Serie gestellt hat, sollte es jetzt im Rahmen der Serie nicht noch einmal geehrt werden – nicht bevor alle Länder wenigstens einmal dran waren. Deshalb erschien 2019 zum Ausgleich die „Bundesrat“-Münze.

Themen für 2024 und 2025

Bereits bekannt gegeben wurden, wie eingangs erwähnt, die Themen für die beiden nächsten Ausgaben der Bundesländerserie II von 2024 und 2025. Über die Gestaltung wird das Bundeskabinett allerdings erst nach Redaktionsschluss dieses Hefts entscheiden. Deshalb können wir hier noch keine Abbildungen zeigen. Das Motiv für Mecklenburg-Vorpommern gilt dem „Königsstuhl“, der berühmtesten, über hundert Meter hohen Kreidefelsformation im Nationalpark Jasmund auf der Insel Rügen.  Das Saarland wird im Jahr darauf durch die „Saarschleife“ repräsentiert, ein kleines Naturwunder, das vom Baumwipfelpfad oberhalb der Gemeinde Orscholz aus 42 Metern Höhe betrachtet einen atemberaubenden Anblick bietet und  als „Deutschlands schönste Flussschleife“ gilt.

 

 

 

 

 

Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN MAGAZIN Januar/Februar 2023.

Die 17 Münzen der Bundesländerserie (Teil I) erschienen von 2006 bis 2022. Im Jahr 2019 wurde die Ausgabe "Bundesrat" eingeschoben. 

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